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Mittwoch,07.03. - Donnerstag,08.03.: Als ich aufwachte, fand ich die Wohnung verlassen vor. Elizabeth war in der Universität, um Psychologie-Vorlesungen zu halten, Aline hatte ihr Studium beendet und war arbeiten. Drum frühstückte ich alleine und schämte mich hinterher, ein halbes (wirklich großes) Brot gegessen zu haben. Nur hatte ich Hunger und musste mich stärken, denn für den ersten Tag war einiges geplant und wer mich zu Gast hat, muss mit einem Überfall auf den Kühlschrank rechnen. Hier trank ich zum ersten Mal in meinem Leben Milch aus Milchpulver. Ein Becher mit dem Pulver, dazu kaltes Wasser und um dem Ganzen wenigstens ein minimales Quantum Geschmack zu verleihen, kam noch Zucker hinzu (ich sage euch lieber nicht wie viel...). Da mein ältester Bruder Patrick heute sein 27. Lebensjahr erreichte, telefonierte ich mit ihm und meiner Mutter und freute mich, ihre Stimmen zu hören. Alle ein bis zwei Wochen gab es Textnachrichten übers Handy, über Facebook schrieb ich regelmäßig mit beiden Brüdern. Mit einer Stadtkarte ausgerüstet ging es in das Einkaufszentrum 'Mueller Shopping'. Ich muss hinzufügen, dass Curitiba eine Stadt mit sehr großem deutschen und polnischen Einfluss ist. Die Gründer der Stadt ließen sich hier vor Ewigkeiten nieder und bestanden zum Großteil aus uns Mitteleuropäern. Aus diesem Grund findet man deutsche Bäckereien, polnische Straßennamen usw.. Nachdem ich dort alle Läden passierte, überquerte ich die Straße und befand mich in einem von vielen öffentlichen Zoo-Parks, in dem es von Papageien, über Schildkröten, bis hin zu Fischen eine Menge zu sehen gab. Eine schön aufgemachte Anlage mit Vielzahl von Besuchern. Für die folgenden Stunden machte ich eine Stadtrundfahrt, die auf Hügel führte, von denen man die Stadt sehen konnte, durch Straßen der Wohlhabenden, neben Parks, Monumenten und durch die Innenstadt, deren Straßen von Hochhäusern gesäumt waren. Curitiba ist die einzige Stadt, die ich kenne, die neben Hamburg im Nahverkehr XXL-Busse einsetzt. Für diese Busse gibt es spezielle Haltestellen, die in etwa einen Meter über der Straße liegen, röhrenförmig sind und für die urbane Stadtplanung einen Schritt nach vorne bedeuten. Ein durchdachtes Konzept ermöglicht schnelles ein- und aussteigen, binnen weniger Sekunden kann ein Bus somit halten und abfahren. Die orangefarbenen Busse sieht man in der ganzen Stadt, zur Rush-Hour auch sehr stark befahren. Meinen Tag in der modernen Stadt beendete ich mit Aline und ihrem Freund in einer Bar, in der es zu Live-Musik Maniok-Frites gab. Maismehl, das zu Pommes geformt und frittiert wurde und nur mit viel Salz oder Dip schmeckte. Dann aber auch sehr gut. Im Gespräch erfuhr ich viel über Brasilien, seine Menschen und die Träume eines Einzelnen, in diesem teuren Land, das auf dem Vormarsch ist und längst den Status eines Entwicklungslandes ablegen konnte.
Am Donnerstag wurde ich von Paulo und Aline zum Frühstück in einem Restaurant eingeladen, anschließend kaufte ich mein Busticket nach Paranaguá, das nur zwei Stunden entfernt war. Dazu kaufte ich mir ein Zugticket von dort zurück nach Curitiba, denn diese Zugstrecke wird zu den schönsten der Welt gezählt und wurde mir von vielen Seiten ans Herz gelegt. In einer Markthalle zeigten die beiden mir landestypische Früchte, die in Farbe, Form, Geschmack und Namen so sehr variierten, wie irgend möglich. Komplett braune oder rosafarbene Bananen, Cashewnüsse auf der dazugehörigen Frucht, essbare Wurzeln und vieles mehr. Ein Spaziergang durch das Zentrum, gefolgt von einem Besuch bei der 'Universidade Livre Do Meio Ambiente', einem öffentlich zugänglichen Stück Natur. Die (frei übersetzt) „Freie Umwelt-Universität" bietet einen See vor wundervoller Kulisse, ein begehbares Holzgerüst (eine bessere Beschreibung kommt mir gerade nicht in den Sinn), und beherbergt einige bunte Vögel. Hoch oben trank ich mit Aline 'Mate', eine Südamerikanische Art, Tee zu trinken. Hier werden Kräuter in einen Becher mit eingefasstem Sieb getan, mit kaltem Wasser übergossen und durch einen metallenen Trinkhalm getrunken. Gewöhnungsbedürftig. Sehr sogar! Das bittere Etwas musste ich im Mund mehrere Male von links nach rechts schwappen lassen, bevor ich mich durchringen konnte, zu schlucken. Den Becher reicht man in der Gruppe weiter und alle trinken aus einem Halm. Eine Art Friedens- oder Freundschaftsprozedere.
Dank der Katzen (in diesem Fall die Wirte) wurden meine Füße und Hände die letzten Tage (auch schon in Sao Paulo) von Wanzen, Flöhen und solchem Ungeziefer zerbissen, gepiekst, was auch immer sie machen. Sehr unangenehm, was mich schlussfolgern lässt, dass ich später vermutlich keine Katzen halten werde!
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