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Also wir beneiden die ehemaligen Piraten nicht. Bis wir endlich in diesem traumhaften Dschungelstrand-Tayrona-Nationalpark angekommen sind, sind wir seuchnass und die Bandscheiben sind kurz vor dem Zerbröseln.
Da heute auch unser Flug nach Panama geht, wollen wir, so mit dem Tourveranstalter besprochen (und daher haben wir einen teuren Privattransport), morgens um sieben Uhr mit dem Boot losfahren, und wir haben einen streng getakteten Fahrplan für den Tag. Klar, klappt das nicht. Um sieben Uhr machen wir den Veranstalter darauf aufmerksam, dass wir jetzt ein Boot benötigen und er geht dann mal zum Hafen und fragt irgend einen. Der läuft erst mal weg und wir warten. Dann machen wir unseren Tourveranstalter darauf aufmerksam, dass er uns den Taxifahrer zeigen wollte, der uns im Nationalpark dann pünktlich abholt, und dann läuft der erst mal weg. Bis das Boot mit verschiedenen Utensilien beladen ist, wir unseren Taxifahrer Louis kennen, Benzin nachgetankt und ein zweiter Motor angeschraubt ist, sind eineinhalb Stunden ins Land gegangen. Aber das Leben am Hafen von Taganga ist auch interessant anzusehen...
Mit einem kleinen Boot (wegen der eingerissenen Bootswände wurde eine Querverstrebung eingebaut, die die Wände auseinanderdrückt) fahren wir dann einige Kilometer an der rauen Küste entlang. Die Wellen sind hoch (bei Markus drei Meter, bei Bettina fünf!) und bei der Umfahrung der verschiedenen Caps völlig unberechenbar. Wir wollen uns zwar am Bootsrand festhalten, aber die Wellen schlagen mit Wucht einfach die Hände weg, vor lauter Gischt können wir kaum die Augen aufhalten und das Boot kracht mit lauten Schlägen auf die Wellentäler und unsere Hintern auf die Bootsbank. Wir sind froh, als wir endlich am Capo San Juan de Guia das Boot verlassen dürfen.
Da stehen wir dann, am karibisch weißen Strand den großen, rundgeschliffenen Felsen, mit Kokosnusspalmen, blauem bzw. weiß schäumendem Wasser, mit Dschungelgeräuschen, Vogelgeschrei und Affengeruch. Traumkaribik!
Den Strand „La Piscina", an dem das Baden erlaubt ist, da hier die Strömung nicht lebensgefählich ist, liegt eigentlich nur um die Ecke. Wir laufen gut eine Stunde barfuß durch den Dschungel, bis wir ihn gefunden haben (ja, und Fragen hat nicht geholfen, im Gegenteil...).
Nach der Abkühlung stellen wir fest, dass wir nur noch eine Stunde Zeit haben, bis wir am Taxi sein müssen, der Wanderweg sieht dafür aber zwei Stunden vor. Und dann stürmen wir also den Dschungelpfad entlang, vorbei an den schönsten Stränden, Aussichtspunkten und den beschatteten Getränkeständen, über Sand und Planken, durch Matsch, über Wurzeln und Steine, ohne Stopp. Der Vorteil: Uns konnten bestimmt keine bewaffneten Wegelagerer überfallen (dafür ist der manchmal einsame Nationalpark halt auch bekannt, und daher steht hier überall Security), dafür waren wir zu schnell. Aber der entspannte Getränkeverkäufer, der uns aus der Hängematte kalte Kokosnussmilch angebietet, der ist uns auch nicht mehr aus dem hochroten Kopf gegangen.
Jedenfalls haben wir es pünktlich zum Taxifahrer geschafft, und damit sind wir gerade noch rechtzeitig in Taganga, damit wir in unserem Zeitfenster sind und damit unser Taxifahrer (mitsamt dem ganzen Dorf) das Spiel Kolumbien gegen Polen sehen kann.
Während des Kolumbienspiels, bei dem es auch um alles oder nichts geht, können wir uns glücklicherweise im unserem Hostel nochmals umziehen und wir hören bei jedem Tor (im Haus und bei laufender Dusche) stimmgewaltige Begeisterungsstürme die Hänge hochbranden. Anschließend noch eine lauten Mopedkorso durch die gelb, blau, rot gekleidete Stadt.
Und natürlich ertönen, wie jede Nacht zu beliebiger Uhrzeit, auch wieder laute Schüsse. Irgendwie gibt es hier neben Leuchtraketen auch noch Schreckschusspistolen (?) und die werden jetzt auch wieder voller Begeisterung abgefeuert. So ist es hier halt, rauh und ungestüm und schön und vielleicht auch manchmal gefährlich.
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