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Auf Inseln ist das Licht schöner, die Stimmung geheimnisvoller, die Natur natürlicher, das Wasser wilder und die Sagengestalten leben noch. All das trifft auf Chiloé zu. Noch spannender wird der zweitägige Vollfamilienausflug dorthin dadurch, dass in unserer chilenischen Familie die positive Haltung zur Insel nicht von allen geteilt wird. Manch einer hat mal auf der Insel arbeiten müssen und findet sie möglicherweise ein bisschen sonderbar und rückständig. Die Informationsdichte, die wir dadurch über die Insel erhalten haben, ist nicht zu übertreffen. Es wurde im Auto über die neuesten, chilenischen Insidertipps diskutiert, über, wie es vor 40 Jahren war, und ob die Essensempfehlung vom Kollegen wirklich auch die allerbeste war. Beatriz hatte schon lange alles genauestens geplant und für uns alle zum Übernachten sogar ein Traumhaus mit Aussicht, Kingsize-Betten, mehreren Schlaf- und Badezimmern, angefeuertem Kamin, handbemalten Kacheln, Jakuzzi und Küche gemietet. Die konnten wir dann zum „Geschnetzeltes" kochen und „Hefebätzle" backen, ausnutzen. Zwei liebliche Hunde auf den Terrassenmöbeln waren ebenfalls inklusive.
Mit der Fähre ging es zu diesem Ausflug also auf die Insel, von dort über Hügel, Stock und Stein zu einer versteckten Bucht an der Westküste. Dort, in Punihuil bei den Pinguineros, hat sich eine Kooperative der Chiluoten (indigene Ureinwohne) gegründet, um die Besucher mit Fischerbooten zu den Magellan- und Humbold-Pinguinnkolonien in der umstürmten Bucht zu bringen und bei anschließendem Essen mit Fünf-Sterne-Qualität (Tintensfisch-Arme und Empenadas mit Muschelfüllung) auch noch etwas Geld zu verdienen. Die Witze der spanisch-geschrieenen Tour wurden uns alle anschließend erklärt, dann wurden uns die Gruselgeschichten der Insel vorgestellt (Trauko, Meerjungfrau und Geisterschiff) und mit Vierradantrieb konnten wir diesen magischen Strand durch einen kleinen Fluss auch wieder verlassen. Quer durch die Insel landeten wir nach ungeteerter und kurviger Straße an einem Flusslauf. Von dort ging es auf dem Rio Chepu mit einem kleinen Boot weiter in den Chepu-Nationalpark. Da kommt man ausschließlich auf dem Fluss hin, entsprechend waren wir dort dann ganz alleine. Na ja, fast. Auf dem gegenüberliegenden Sandufer versuchten zwei junge Menschen einen eingesandeten Wagen auszugraben, um ihn kurz drauf wieder im Sand zu versenken.
Jedenfalls erhielten wir einen grandiosen Ausblick auf die menschenleere Küste, den bunten Küstenwald mit viel abgestorbenen Bäumen (weil sich durch das große Erdbeben 1960 die Erde dort um 2m abgesenkt hat) und den verschlungenen Flusslauf. Und dann der Steg über den Klippen - der im Wind endet…
Da mussten dann alle zugeben: „Que linda es Chiloé!"
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