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Jeweils am zweiten Montag im Januar findet in Japan der Feiertag "Seijin no Hi" statt. An diesem Tag feiern alle JapanerInnen, welche 20 Jahre alt wurden, ihre Volljährigkeit. Dieser Tag war heute und ich ging deswegen schon um ca. 10 Uhr auf den Zug, eine Station nach Ayase.
In Ayase angekommen musste ich nur den hübsch angezogenen japanischen Mädchen folgen. Ich hatte auf dem Weg dorthin schon einige davon gesehen und war immer wieder fasziniert. Die Kimonos sind so schön farbenfroh und die Frisuren wunderbar hochgesteckt oder sonst frisiert.
Zuerst musste ich einen langem Weg zurück legen, auf welchem mir permanent Flyer und Unterschriftenbögen entgegengestreckt wurden. Da ich jedoch eh nichts verstand, verzichtete ich dankend (ausser am Anfang, als ich es noch nicht besser wusste und auch gleich ein Pack Taschentücher erhielt).
Am Ende dieses Weges waren dann gefühlte tausende hübsch zurecht gemachte, junge Japanerinnen und Japaner. Anfangs wagte ich mich nicht wirklich, jemanden um ein Foto zu bitten, aber irgendwann habe ich es einfach gemacht. Die drei Japanerinnen waren zwar etwas erstaunt, sagten aber ja und posierten für mich. (Im Nachhinein hat mir Heidi gesagt, dass ich es falsch gesagt hatte. Ich hatte "Shashin wo torismasuka?" gesagt, was so viel bedeutet, wie "Können Sie ein Foto machen?". Ich hätte sagen sollen "Shashin wo totte iidesuka?".)
Danach bin ich noch ca. 1,5 Stunden dort herumgestanden und habe zwischendurch Fotos gemacht, manchmal auch wieder Leute um ein Foto gefragt und wurde auch selbst ein paar Mal fotografiert. Zudem war es extrem interessant, die Leute einfach nur zu beobachten. So konnte ich, wie Heidi es vorausgesagt hatte, tatsächlich erkennen, dass die Jungs, welche Kimonos trugen, wohl eher die bösen Jungs waren. Einige davon hatten eine so klare Präsenz, dass es mir eventuell sogar aufgefallen wäre, wenn ich nicht vorher darauf hingewiesen worden wäre.
Irgendeinmal wurde ich auch noch von einer Frau in den 40ern angesprochen. Leider hatte ich ihr Japanisch nicht verstanden und so schrieb sie es in ihr Handy, wo sie es mir dann Englisch übersetzt zeigen konnte und ich ihr daraufhin Japanisch antwortete. Sie erklärte mir dann, dass ihre Tochter auch unter den Mädchen war, welche an der Zeremonie teilnahmen. Ich fragte sie zwar noch, wo die Zeremonie stattfand, jedoch antwortete sie nur, drinnen, ohne mir zu sagen, ob ich auch zukucken könnte... Naja, war nicht so schlimm. Ich hatte genug Spass, einfach nur den Leuten zuzuschauen und die Kimonos zu bewundern. Plötzlich kam sie dann mit einer jungen Frau im Kimono an und erklärte mir, dass dies ihre Tochter war. Sie fragte dann, ob sie ein Foto machen könnte, was natürlich kein Problem war, und ich drückte ihr auch gleich noch mein Handy in die Finger, damit sie für mich auch ein Foto machen konnte.
Da dann schon fast Mittag war, ging ich los, um mir etwas zu Essen zu holen. Auf dem Weg zum Bahnhof Ayase entschied ich mich, bis nach Shin Ochanomizu zu fahren und dort zu meinem Lieblingsrestaurant, dem Tsujita, zu gehen, da es ja am Samstag nicht geklappt hatte. Dort angekommen hatte es schon eine Schlange, doch das störte mich nicht gross. Zuerst versuchte ich ohne Hilfe, den Automaten zu verstehen. Leider war jedoch alles nur Japanisch und zu 90% mit Kanji angeschrieben, weswegen ich dann den danebenstehenden Herren fragte, welches denn das Ramen mit Ei wäre. Er sagte, dass ich dass Tsukemen nehmen solle, da dieses Restaurant darauf spezialisiert sei. Ich nahm also das empfohlene Tsukemen (mit Ei) und stellte mich neben den Herrn in die Reihe, bis er mir sagte, dass die Reihe weiter hinten an der Strasse noch weiterging. Ich hatte mich ungewollt vorgedrängt, entschuldigte mich jedoch schleunigst und stand in die richtige Reihe. Irgendeinmal konnten wir uns dann auch kurz vor dem Restaurant hinsetzen, bevor wir (4 fremde, jeweils einzeln erschienene Männer und ich) auch alle gleichzeitig hinein konnten und unser Tsukemen (alle hatten das selbe, ausser dass der einzige andere "Europäer"/"Amerikaner"/"Gaijin" auch mit etwas speziellem hatte, wahrscheinlich ein Topping) erhielten. Es stellte sich heraus, dass Tsukemen die Speise ist, bei welcher man die Nudeln und die Suppe einzeln erhält und die Nudeln dann in die Suppe tünkt, bevor man sie (laut schlürfend) isst. Leider hatte ich mir an dem heissen Tee, den man vor dem Restaurant nehmen konnte, die Zunge verbrannt, doch es war immer noch extrem lecker! Da die Schlange jedoch immer so lang war, hatte ich mich nicht dafür gehalten, ein Foto des Essens zu machen...
Nachdem ich das Essen in Rekordzeit (für micht, nicht für die anderen) heruntergeschlungen hatte, ging ich wieder nach Hause, wo unterdessen auch Kay und Heidi auf waren. Sie fragten mich natürlich sofort, ob mir das Seijin no Hi gefallen hätte und so sprachen wir ein wenig darüber, bevor ich dann ins Zimmer ging, um zu lernen.
Ich lernte ca. 3 Stunden (wow!), wobei ich zwischendurch auch kurz ins Facebook oder in mein Mail ging. Danach schrieb ich endlich auch eine Infomail an alle daheimgebliebenen (Büro und Familie), welches leider nicht gesendet werden konnte. Ich musste dann einige Bilder wegnehmen, bevor es dann endlich funktionierte.
Als ich einmal mein Wasser auffüllen ging, war die gesamte Wohnung so dunkel und ruhig, dass ich annahm, dass Kay und Heidi gegangen waren, ohne dass ich es mitbekommen hatte. Im kurz vor 7 Uhr ging ich deswegen noch einmal kurz raus zum Lawson, wo ich mir ein Pack Gyoza und eine Art Reisball mit Lachs und Sesam kaufte. Als ich wieder zurück kam, sah ich Licht in der Küche und es stellte sich heraus, dass Heidi die ganze Zeit zu Hause gewesen war, einfach mit geschlossener Bürotür. Wir assen dann gemeinsam Abendessen (ich mein Lawson-Essen und sie Reste/Frisches), da Kay erst sehr spät nach Hause kommen würde und dann alleine essen würde.
Heidi zeigte mir dann auch noch kurz, wo ich den Abfall jeweils hinbringen kann. Zurück im Haus erzählte ich ihr dann von meinen zwei komischen Begegnungen die zwei Tage zuvor (der Mann am Bahnhof Ikebukuro, der plötzlich Geld wollte, nachdem er mir geholfen hatte und der Mann "Hideo Asano", der uns auf unserem Spaziergang am Vortag vollgequatscht hatte), worüber sie extrem erstaunt war. Ich nahm dann noch eine kurze Dusche, bevor ich diesen Blog schrieb, meiner Arbeitskollegin, die schon geantwortet hat, zurückschrieb und dann ins Bett ging.
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