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Hola
Nach dem viertaegigen Inka-Trek zum Machu Picchu war ich drei Tage am Stueck in Cusco, waehrend die meisten anderen Gruppenmitglieder fuer zwei Naechte in den Dschungel flogen. Ich hatte nicht gewusst, dass es diese Option ueberhaupt gibt, doch meine Unwissenheit stellte sich als ein Gluecksfall heraus. Ich konnte mich somit ein wenig erholen, musste fuer drei Tage nicht packen und konnte dafuer die tolle Stadt Cusco entdecken sowie Geld sparen. Cusco gefaellt mir mit seinem schmucken Plaza Mayor und den huebsch herausgeputzten Kolonialbauten. Ins Auge stechen auch die vielen Regenbogen-Flaggen, die jedoch im Gegensatz zu Zuerich nicht auf homosexuelle Lokalitaeten hinweisen, sondern die Flagge fuer Cusco ist. Nachmittags erreichten wir Cusco und gleich nach dem Abendessen ging ich ins Bett, um meinem Koerper die verdiente Ruhe zu goennen, aber auch um fuer die drei Tage fit zu sein - Ausgang war u.a. geplant, musste man doch ausnahmsweise nicht vor Sonnenaufgang antraben, um weiterzureisen.
Gesundheitlich kann ich mich bis jetzt nicht beklagen. Vor der Reise hatte ich Bedenken, ob mein Magen ok bleibt. Also nehme ich taeglich Bioflorin-Pillen fuer die Darmflora ein und oft nach dem Essen trinke ich hochprozentigen Alkohol, der alle boesartigen Darm-Eindringlinge eliminieren soll und der von Whisky ueber Pisco zu Rhum variert. Wieviel dies wirklich meiner Gesundheit zutraeglich ist, weiss ich nicht, jedoch bin ich einer von wenigen, der bis anhin nicht krank wurde. Das Wichtigste ist aber, dass ich gesund und abends fuer den Ausgang in guter Stimmung bin ;-) In Cusco konnte ich auch mein Spanisch mit Einheimischen waehrend des Ausgangs auffrischen. Es ist im Gegensatz zur Schweiz nicht schwierig mit ihnen ins Gespraech zu kommen. Nach einem langen tollen Ausgangsabend bzw. -nacht startete ich den Tag mit einem Kurs zum selber Schokolade machen. Die Schokolade mundete vorzueglich, die Ausfuehrungen waren hoechst interessant und beim Herstellen hatten wir viel Spass. Die Schleckmaeuler, die schon beim Produzieren naschten, wurden an ihren verschmierten Gesichtern leicht entlarvt ;-) Der Tag endete ebenfalls gut, spielte ich doch erneut gegen Magnus Schach. Ich habe seit der Junioren-Schweizermeisterschaft 1994 nicht mehr so viel Schach gespielt. Ich kam wieder auf den Geschmack, was nicht zuletzt an den Erfolgen liegt. Seit der ersten Partie, die wir vor einigen Wochen um 7 Uhr morgens im Bus spielten (ich spielte mit nur einem Auge offen :-) und die ich verlor, gewann ich alle weiteren Partien.
Das Lama ist eines der bekanntesten Tiere in Peru, doch kaum einer weiss, wie dieses Tier zu seinem Namen kam. Als die Spanier in Suedamerika erstmals dieses Tier sahen, fragten sie, wie es heisse (= Como se llama?). Die Einheimischen erwiderten nichts verstehend "llama?" und so heisst dieses spuckende Tier halt Lama ;-) In Australien kam das weltberuehmte Beuteltier aehnlich zu seinem Namen. Als dort die Englaender die Aboriginies nach dem Namen fragten, antworteten diese "Kaenguruh", was in ihrer Sprache "Ich verstehe nicht" bedeutet.
Cuy was das spanische Wort fuer Meerschweinchen ist, ist hier auch beruehmt, v.a. als Essen. Ein englisches Paerchen entschied sich als einzige unserer Gruppe fuer diese Speise. Es war definitiv nichts fuer schwache Gemueter, wurde doch das gebratene Tier mit Augen etc. serviert.
Cusco war der Mittelpunkt des Inkareichs, bis die Spanier die wundervolle Stadt zerstoerten und ihre Kolonialbauten auf den Ruinen der Inkabauten errichteten. An wenigen Orten sieht man noch die einzigartigen riesigen Steinbrocken, die milimetergenau aufeinander gestapelt wuren und viele Erdbeben ueberstanden, was von vielen spanischen Gebaeuden nicht behauptet werden kann. Die wundervolle spanische Kathedrale und das sich in einem schmucken Haus mit Patio befindende Inka-Museum, fuer welches ich mit Magnus eine persoenliche Fuehrung buchte, waren ihre Besuche wert.
Meinen letzten Abend in Cusco verbrachte ich im Ausgang, der mir so gut gefiel, dass ich erst um 5.30h im Bett war. Natuerlich hatte ich meinen Wecker bereits vorher gestellt, doch als der Wecker um 6.15h los ging, wollte ich mir noch ein paar Minuten Erholung im Bett goennen und nun ja, da bin ich halt wieder eingeschlafen - upps!! Zum Glueck ahnte Magnus, dass ich womoeglich meinen Wecker nicht hoeren wuerde und rief mich auf meinem Zimmer an ... um 7 Uhr, Abfahrt mit dem Bus um 7.15 Uhr!! Ich habe es irgendwie sogar noch rechtzeitig geschafft ... Verlust war mein Duschgel, dass ich vergass, was ich aber zu verkraften wusste, hatte ich doch einen tollen Abend verbracht.Von Cusco fuhren wir dann 7 Stunden weiter nach Puno, an den Titicaca-See. Waehrend der Fahrt an den 7-fach so grossen See wie der Bodensee, fielen uns erneut die fast ausschliesslich sich noch in Bau befindenden Haeuser auf. Kaum eines ist fertig gebaut, was daran liegt, dass man in Peru (wie auch in Bolivien) nur die Haussteuer auf fertig gebauten Haeuser zahlt. Zum Teil sehen somit Doerfer/Staedte wie riesige Baustellen aus.
Puno war unser Ausgangspunkt fuer die Bootsfahrt zur Insel Amantani. Wir legten noch einen Zwischenstop auf den schwimmenden Inseln von Uros ein, wo uns die uebriggebliebenen Inselbewohner das harte Leben und die Bauweise ihrer Inseln aufzeigten. Spannend ist sicherlich, dass wenn man einen Nachbar nicht mag, seinen Wohnteil abschneidet und seinen Inselteil an einen anderen Ort auf dem Seegrund festmacht.
Auf der Insel Amantani uebernachteten wir bei verschiedenen Gastfamilien. Es war hilfreich, dass ich spanisch spreche, so dass ich einen besseren Einblick in das harte Leben dieser Menschen gewinnen konnte. Einige der anderen Gruppenmitglieder fanden den Besuch weniger toll, hatten sie doch Muehe mit der Interaktion mit ihren Gastgebern. Am Nachmittag hatten die Inselbewohner ein Fussballspiel zwischen den Einheimischen und uns organisiert. Technisch war das Heimteam uns ueberlegen, doch wir litten v.a. wegen des geringen Sauerstoffgehalts. Schon nach wenigen Minuten haemmerten unsere Herzen wie Presslufthammer. Nach einem feinen Abendessen hiess es Folkloretanz im Gemeindegebaeude. Ich ging davon aus, dass uns eine Show geboten wuerde, nicht aber dass wir Bestandteil der Taenze wuerden. In hiesiger Tracht tanzten wir ca. 60 Touristen mit unseren Gastfamilien und hatten riesigen Spass.
Auf der Tequila-Insel (nein, die heisst wirklich so ... oder fast, naemlich Taquile ;-) nahmen wir unser Mittagessen bei einer traumhaften Aussicht ein, bevor es dann 3.5 Stunden mit dem Boot zurueck nach Puno ging. Nebst Kartenspielen sonnten viele, so dass am Abend einige wie gekochte Hummer aussahen - ein amuesanter Anblick und sicherlich recht unangenehm fuer die Betroffenenen.
Puno war die letzte Station in Peru, bevor wir mit dem Bus nach La Paz weiterreisten, dem wirtschaftlichen Zentrum Boliviens, nicht aber der Hauptstadt, welches Sucre ist. In La Paz blieben wir gerade mal einen Tag, den die meisten fuer eine Velotour nutzten. Um 8 Uhr wurden wir abgeholt, um dann 2 Stunden spaeter auf einem Gipfel unsere Velos in Empfang zu nehmen. Uns wurden auch Handschuhe, BMX-Velohosen, Velo-Jacke sowie ein Velohelm mit Kinnschutz zur Verfuegung gestellt. Ja, es war keine normale Velotour, sondern eine Downhill-Velotour auf der weltweit beruechtigsten Strecke, der "Death Road"! Auf der ca. 50 km langen Tour ging es meist neben dem zum Teil schmalen Weg senkrecht hinunter. Oft sah man den Abgrund nicht, da es noch ein paar Gebuesche gab, welche die Sicht auf den angsteinfloessenden Abgrund versperrten. Ich hatte nie Angst, doch ich gebe zu, ohne Respekt und angepasste Fahrweise, kann dies in der Tat toedlich enden, was leider auch jaehrlich mehrmals passiert.Unser Guide hat schon mehrere Opfer geborgen, v.a. als die Strecke auch noch fuer Automobile geoeffnet war und deshalb wegen Ausweichmanoevern Autobusse manchmal den Abhang hinunterstuerzten. In meiner Gruppe stuerzten drei, doch zum Glueck jeweils bergwaerts. Wer nun meint, dass die Maenner oefter zu den Opfern gehoert, sieht sich getaeuscht. Warum Frauen oefter auf der Strecke bleiben bzw. eben nicht, laesst sich nicht eruieren, koennte aber an der meist geringeren Velo-Erfahrung liegen. Als wir dann mit dem Bus zurueck nach La Paz fahren wollten, wurde unser Tourguide angefragt, ob er mit dem Bus einer anderen Gruppe helfen koenne, da es einen schweren Unfall gegeben haette. Es stellte sich spaeter heraus, dass ein Amerikaner gestuerzt war und sich den Kiefer gebrochen hatte - Ende Ferien und willkommen beim Suppe loeffeln, die er sich eingebrockt hatte.
Nach La Paz, wo die Reichen im mehrere Grad waermeren Talkessel wohnen und die Armen am Huegel und somit dem Wind ausgesetzt, fuhren wir um 7.45h mit dem Bus und Zug nach Ulluny, wo wir erst um 22.30h eintrafen.Mitleid hatten die meisten mit Magnus, hatte doch sein Magen am Morgen Widerstand gegen boese Eindringlinge angekuendigt, so dass der Arme des oefteren sich gezwungen sah, das Schlachtfeld namens WC aufzusuchen. Ach ja, WC gab es im Bus keines - oh s***!
Der Reisetag hatte auch fuer mich nicht ideal angefangen, schnitt ich mir doch den Mittelfinger mit meiner 3-fach Rasierklinge relativ tief auf. Beim Morgenessen wurde mir Horniman-Tee serviert und im Bus war der Lautsprecher genau ueber meinem Sitz und selbstverstaendlich hatte die Busgesellschaft dafuer gesorgt, dass der Ton zum Film in voller Lautstaerke lief, der Bildschirm aber kaum zu erspaehen war. Ich muss wohl kaum erwaehnen, dass es sich natuerlich um einen Kriegsfilm handelte, in welchem alle zwei Minuten jemand erschossen wurde oder es eine Explosion gab. Komplett geschafft fielen wir in unsere Betten und waren gluecklich den Weg nach Ulluny geschafft zu haben. Dass uns nur ein paar Stunden Schlaf gegoennt wurden, bevor wir dann in die Salzwueste aufbrachen, davon berichte ich dann in einem spaeteren Bericht.
Que vayas bien,
Laurent
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