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Salem
Einmal mehr zog es mich fort. Zentralasien ist das Ziel, nämlich die berühmte Seidenstrasse. Doch auf dem Weg dorthin legte ich einen Drei-Tage Stopp in Istanbul ein.
Das erste Erlebnis hatte ich bereits beim Verlassen des Turkish Airline Flugzeuges. Nicht gewöhnlich zu Fuss, sondern per Rollstuhl ging es vom Flugzeug, das nicht angedockt war, zum Flughafen. Nein, ich hatte mich nicht verletzt, sondern meine Sitznachbarin ist Rollstuhl-gängig. Also ging es per speziellem Fahrzeug zum Zoll. So kam ich in den Genuss einer exquisiten Fahrt .
Die Erkundung der Stadt begann ich an der Istiklal Avenue, die vom Taksim-Platz zum Bosperus führt. Einen ersten guten Überblick erhielt ich vom Galataturm. Von dort oben hat man eine wundervolle Sicht über die verästelte Stadt mit seinen unzähligen Moscheen.
Die blaue-, Hagia Sophia-, Yeni- und Süleymanyie Moschee und weitere prächtige habe ich bewundert. Istanbul bietet aber auch den herrlichen Topkapi-Palast und das Miniatur-Türkei Museum, wo ich feststellte, dass auch ausserhalb Istanbuls in erster Linie Moscheen bedeutende Attraktionen sind.
Die Fahrt dorthin war eine Herausforderung. Mit dem Bus wollte ich dorthin gelangen, dies war mein Anspruch. Die Haltestelle fand ich. Der Bus kam dann auch mal. Nur wusste ich nicht wo aussteigen und auch die anderen Passagiere konnten - zu meiner Verwunderung - mir nicht weiterhelfen. Als ich dann plötzlich einen ausgestellten Kampfjet am Strassenrad erblickte, sprang ich aus dem Bus, was mir beinahe zum Verhängnis wurde. Der Verkehr hier ist sehr gewöhnungsbedürftig, Rücksichtnahme ein Fremdwort (leider nicht nur im Verkehr). Fussgänger werden hier als Zielscheibe wahrgenommen, falls überhaupt
Ich stand somit vor dem Museum … jedoch nicht vor dem richtigen, das zudem geschlossen war. Ein Taxi sollte mich somit zum Zielort bringen. Gesagt getan! Erst als ich ausgestiegen war, realisierte ich, dass ich an den falschen Ort gefahren worden war, grr!! Gerne hätte ich dem Fahrer ein paar liebe Worte geflüstert, doch der war schon über alle Berge.
Als ich erfuhr, dass ich einen Kilometer in einem Tunnel zum Museum gehen müsste, liess ich meinen Plan, zu laufen, wieder fallen. Alle Wege führen nach Rom oder in meinem Fall zum Miniatürk-Museum. Im Museum kam ich mit einer Bosnierin ins Gespräch, die mal ein Jahr in der Türkei als Reiseleiterin arbeitete. Sie empfahl mir, um wieder ins Zentrum zu gelangen, einen Bus, der meiner Ansicht nach in die falsche Richtung fuhr. „Trust me" meinte sie zu meinen Bedenken, und wer widerspricht schon einem Ex-Tourguide, die auch noch Türkisch sprechen kann? Ich jedenfalls nicht …zu meinem Bedauern. Per Taksi ging es dann zum Taksim(-Platz). Diese Wortähnlichkeit half nicht sonderlich.
Woher das Wort ‚getürkt' stammt, wurde mir im grossen gedeckten Basar aufgezeigt. Kaum ein Markenprodukt, das nicht getürkt, also gefälscht ist. Kleider, Taschen, Parfüms etc. lassen sich zu tiefen Preisen finden. Gemäss den Händlern natürlich alles Originalprodukte ...
Vor dem Topkapi-Palast kaufte ich auf der Strasse einem Pakistani ein Wasser ab. Er erklärte mir, wie er illegal nach Deutschland reisen werde. Wie sich ein afrikanischer Flüchtling vor seiner Überfahrt nach Europa fühlen muss, erlebte ich hautnah, als ich eine Bootstour auf dem Bosperus und dem goldenen Horn gebucht hatte. Vom Versammlungspunkt spazierten wir zum Hafen hinunter. Viele Touristen aber, auch Rentner, rannten zum Steg, um einen guten Platz zu ergattern! Ein amüsantes Schauspiel! Beim Steg herrschte ein grosses Gedränge. Man konnte meinen, es ginge um die Fahrt ins Glück und die Zukunft der ca. 300 Personen! Ich hatte nicht gekämpft und hatte als Konsequenz nicht mal einen Sitzplatz! Also stand ich am Heck, wo ich in der Aussicht einer jungen Touristin stand, die sich lautstark beklagte. Ich offerierte ihr somit meinen Stehplatz … den sie dankend annahm!! Sie war froh, sah sie nun mehr, und meine geplagten Füsse waren es gleichermassen. Eine klassische Win-WinSituation.
Oft lächelten mir hübsche Frauen zu … oder eher in ihre Kameras? Dies war doch eher erstaunlich, werden hier nämlich an jeder Strassenecke Selfi-Sticks verkauft und folglich auch benutzt. Köstlich diesen Touris zuzuschauen, in was für lustige Posen sie sich für einen lustigen Schnappschuss werfen. Auch ich vollbrachte täglich akrobatische Höchstleistungen nämlich, wenn ich in mein Hotel-Badezimmer wollte - definitiv kein Raum für Leute, die bereits für morgen gegessen haben. Die WC-Schüssel war gefühlte 10cm von der gegenüberliegenden Wand entfernt. Die Beinfreiheit war also noch geringer als in der Economy-Klasse! Holy s***!
Während eines Abendessens in einem Türkisch-Arabischen Restaurant sass ich zwei Meter von den Wartesitzen entfernt, als ich plötzlich einen Araber vis-a-vis erblickte und neben ihm mich drei Augenpaare anschauten - Burkaträgerinnen, ganz in schwarz gekleidet inklusiv Handschuhe. Mir blieb beinahe mein Kebab im Halse stecken! Ich fühlte mich wie vor dem Exekutionskommando
An meinem letzten Tag in der geschichtsträchtigen Stadt wollte ich mir eine Massage gönnen. In der Türkei liegt es auf der Hand, dass man dafür ein Haman aufsucht. Das Galatasaray-Haman war der Ort, wo ich mir Gutes tun wollte. Ich erkundigte mich, ob ich die 20 Minuten-Massage verlängern könne. Nebst dem war ein ‚im Hamam liegen' und ‚Seife-Einreiben' im Package. Nun gut, wer klassische Massagen wie ich mag, für den erscheint diese Haman-Massage wie eine Folter. Gott behüte, wurde mein Wunsch für eine verlängerte Massage ausgeschlagen, uff! Eine harte Massage ist das Eine, doch so grob und unfreundlich wie ich behandelt wurde, ist das Andere.
Dieses letzte Erlebnis widerspiegelt meinen Eindruck dieser drei Tage Aufenthalt bestens. Es war spannend zu erleben, doch gross ist mein Verlangen nach einer Wiederholung nicht.
Sei gegrüsst
Sultan Al-La-U-Rent von Konstantinopel
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