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Kununurra, 35° C, schwül
Nachdem wir mal wieder eine sehr anstrengende, stickig heiße Nacht lang in unserem Campervan-Ofen gebacken hatten, weil wir die Steckdose für unseren neu gekauften Ventilator nachts im Dunkeln nicht gefunden hatten, gab es erstmal ein ausgiebiges Geburtstagsfrühstück mit lecker Eiern und Käsesandwich. Leider war es tagsüber noch heißer als nachts, sodass wir zielstrebig den einen, schönen Ort anstrebten - das Shopping-Center. Umso größer war die Enttäuschung, als wir feststellen mussten, dass aufgrund des Feiertags sämtliche Shoppingcenter der Stadt einschließlich des Besucherzentrums geschlossen waren. Wir fühlten uns doch etwas hilflos und ausgeschlossen, konnten aber auch nicht den ganzen Tag in der angrenzenden Tankstelle stehen. Stattdessen kauften wir uns ziemlich viele Zeitschriften und fuhren zurück zum Campingplatz, wo wir mit Hilfe einer netten Mitarbeiterin mitten im Gebüsch dann doch noch unsere Steckdose gefunden und den Rest des Tages zeitschriftenlesend vor dem Ventilator verbracht haben, alles andere wäre einfach zu warm gewesen. Insofern stand Verenas Geburtstag dem von Karl in nichts nach: Er wurde tagsüber ebenso im Camper verbracht, da es draußen nicht auszuhalten war, diesmal eben Hitze statt Regen.. Zum Sonnenuntergang sind wir dann aber an den Strand gefahren, der auch heute wirklich wunderschön war. Nachdem wir sogar eine Runde Joggen waren (ach ja, diese guten Vorsätze fürs neue Lebensjahr..), haben wir dann in einem schönen Restaurant zu Abend gegessen, auch wenn wir doch etwas überrascht waren, dass die vermeintlich günstigen Hauptgerichte nur Tapas waren, aber war ja Geburtstag. Und die nächtlichen Temperaturen im Camper waren durch den neuen Ventilator endlich wieder erträglich.
Am nächsten Morgen haben wir uns auf den Weg durch die Kimberleys gemacht. Eigentlich hatten wir überlegt, ein Stück die bekannte Gibb-River-Road, eine unbefestigte Straße durch die Kimberleys zu fahren, aber die Entscheidung, ob wir die 700 Dollar Extragebühren für unseren Campervan zahlen sollen, wurde uns glücklicherweise abgenommen, da die Strecke aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse immer noch für jeglichen Verkehr gesperrt war. Stattdessen sind wir weiter nach Fitzroy Crossing gefahren, ein kleiner Ort im Outback, der vor allem als Durchgangsstation auf dem Weg zu dem Purnululu-Nationalpark zu sehen ist und sonst nicht wirklich spektakulär ist. Dort wollten wir in einem im Reiseführer als sehr komfortabel beschriebenen Caravanpark, der u.a. Pool und WIFI bieten sollte, übernachten. Als wir so gegen 4 Uhr Fitzroy Crossing erreichten, sind wir folgsam den Hinweisschildern zum Caravanpark gefolgt und sind auf eine sehr unebene unbefestigte Straße abgebogen, die nach mehreren Minuten zu einem Caravanpark führte. Dort war die Rezeption geschlossen und ein Hinweisschild lotste uns zur Bar des direkt angrenzenden Pubs. Es stellte sich heraus, dass wir am Fitzroy Crossings Inn, dem bekannten ältesten Pub der Region gelandet waren. Der Pub war wirklich außergewöhnlich. Eine Tür mit zahlreichen Hinweisschildern wie in etwa „keine Gewalt, kein Fluchen, wir sind keine Rassisten, aber wir geben Hausverbote" führte in einen kleinen Biergarten, der schon um halb 5 Uhr nachmittags gut gefüllt mit zum größten Teil Aborigines und einigen Cowboys war, die teils zusammensaßen und sich lautstark unterhielten, teils einfach nur tranken und ins Leere zu starren schienen. Bisher hatten wir auf unserer Fahrt noch nie so viele Aborigines versammelt gesehen, und leider waren diese, wie auch die wenigen, die wir immer mal wieder vor den Einkaufszentren gesehen haben, zum größten Teil betrunken. Wie uns ein Sozialarbeiter, den wir auf dem Campingplatz getroffen haben, erzählte, ist Alkoholabhängigkeit für viele Aborigines ein ernstes Problem und viele Kinder leiden am Fetalen-Alkohol-Syndrom durch den Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft und haben von Anfang an Kontakt zu Alkohol. Auch der Pub hatte etwas von der Atmosphäre einer Bahnhofskneipe, und wir fühlten uns irgendwie unwohl. Auf Fotos haben wir verzichtet. Allerdings muss man auch sagen, dass nicht alle Aborigines trinken und es viele Gemeinden gibt, in denen Alkohol verboten ist, aber wir haben bisher leider eben nur diesen Eindruck gewinnen können. Wir wurden von dem Barpersonal etwas überrascht begrüßt, bekamen dann aber schließlich auch unsere Campsite zugewiesen. Unsere Frage nach dem Pool wurde belächelt, Internet gebe es auch nicht. Naja, Hauptsache es gab eine Küche, Toiletten und Duschen.. Wie wir kurz darauf feststellen mussten, bestand die" Küche" aus einem älteren, rostigen Barbecue-Grill, und das Bad war mit Abstand das widerlichste, was wir bisher auf unserer Reise gesehen haben. Neben der Tatsache, dass es aussah, als ob dort monatelang nicht mehr geputzt worden war und sogar die Klorolle angeschimmelt war, war das ganze Bad bevölkert von Massen von wirklich widerlich aussehenden schwarzen Grashüpfern, die immer mal wieder hochsprangen oder ungezielt durch die Gegend flogen. EKELHAFT (und wir sind wirklich nicht sehr zimperlich)! Am nächsten Tag haben wir übrigens festgestellt, dass wir die Namen verwechselt hatten und einfach beim falschen Caravanpark gelandet waren und der schöne nur 2 km entfernt war, verdammt!
Da es auch sonst nicht wirklich viel in und um Fitzroy Crossing zu tun gab, sind wir am nächsten Morgen so schnell wie möglich weitergefahren, diesmal sogar ohne zu duschen, war einfach nicht möglich, über Nacht waren auch noch ein paar Frösche hinzugekommen. Nach etwa 6 Stunden Fahrt sind wir in Halls Creek angekommen, von wo aus wir eigentlich in den Purnululu-Nationalpark fahren wollten. Der nette Mitarbeiter im Besucherzentrum konnte zwar bestätigen, dass der Park seit drei Tagen wieder geöffnet ist, wir aber keinesfalls dort hinfahren können, da immer noch bis zu 70 cm tiefe Wasserpfützen die Straße für unseren Campervan unpassierbar machen. Nach einigem Zögern haben wir uns für einen Flug über den Purnululu-Nationalpark entschieden, immerhin hatten wir ja ziemlich viel Geld dadurch gespart, dass wir nicht die Gibb-River-Road gefahren sind und keine Gebühr für den Purnululu-Nationalpark zahlen müssen, und so gerechnet war der Flug fast ein Schnäppchen (eine bewährte Logik bei jeder Art von Shopping..)! Der Purnululu-Nationalpark (auch Bungle-Bungles genannt), ist vor allem für seine einzigartigen Felsformationen aus Sandstein und die zahlreichen Schluchten bekannt. Auch wenn er schon sehr lange eine wichtige Kultstätte für die Aborigines ist, wurde er erst in den 80ern weltweit bekannt und als Weltnaturerbe benannt. Unser Flugzeug war winzig, mit Platz für nur 5 Passagiere. Mit uns ist ein nettes älteres Ehepaar aus Brisbane geflogen, das schon seit ca. 3 Jahren durch Australien fährt, ein Phänomen, das eigentlich ziemlich häufig ist. Wir haben schon einige dieser „Grey Nomads" auf den Campingplätzen getroffen, meist mit beneidenswert ausgestatteten Wohnwagen, eigentlich ja eine wirklich schöne Art, seinen Ruhestand zu verbringen, gibt's aber wohl in Deutschland nicht so oft, muss an dem Wetter liegen.. Der Flug war wirklich sein Geld wert, der Blick über die Landschaft war grandios und der Sonnenuntergang über den Felsen die Sensation (mal wieder viele Adjektive der Begeisterung, war aber auch toll)! Nachdem wir unzählige Fotos geknipst hatten, war der Flug dann auch schon viel zu früh zu Ende, und wir haben den ganzen Abend damit verbracht, aus den Massen von Fotos die schönsten auszusuchen, gar nicht so einfach. Wenn man überlegt, wie viele tolle Naturerlebnisse wir während unserer Reise hatten, können wir nur gespannt sein, was noch auf uns wartet..
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