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Wellington, 20° C, sonnig und windig
Nachdem wir uns in Taupo von unseren sportlichen Aktivitäten ausreichend erholt hatten, ging es weiter in den Tongariro National Park, der überhaupt erste Nationalpark und einer der drei Welterbestätten Neuseelands, berühmt für seine drei Vulkane Tongariro, Ngauruhoe und Ruapehu. Der Mt. Ngauruhoe ist durch die Herr-der-Ringe-Triologie weltbekannt als Schicksalsberg in Mordor. Eigentlich hatten wir geplant, eine Tageswanderung durch das Vulkangebiet zwischen den Bergen zu machen, den sogenannten Tongariro-Alpine-Crossing-Track, eine der beliebtesten Tageswanderungen Neuseelands. Dabei wandert man je nach Kondition zwischen 5-7 Stunden und muss ziemlich viele Höhenmeter überwinden, für uns nach der Bergwanderung in Thailand natürlich kein Hindernis mehr.. Aber da Verena ihre Wanderstiefel noch nicht hatte (die wir ja in Auckland vergessen hatten und erst in Napier wieder abholen können), uns sehr davon abgeraten wurde, die Bergwanderung in Turnschuhen zu machen und das Wetter stündlich schlechter wurde, haben wir uns dann doch dagegen entschieden - eine gute Entscheidung, wie wir am nächsten Morgen feststellen konnten, als es wie aus Eimern schüttete und den ganzen Vormittag nicht wieder aufhörte. Auch der Rest des Tages war eher durchwachsen, wir hätten auf jeden Fall keinen Spaß auf dem Track gehabt, der bei schlechtem Wetter auch ziemlich gefährlich werden kann. Stattdessen haben wir am Nachmittag zwei kleinere Wanderungen in der näheren Umgebung kombiniert, was auch sehr schön war. Wir waren 3,5 h unterwegs und sogar die Sonne hat geschienen :-) Abends gab es dann Pasta mit fangfrischen Garnelen, die es hier für etwa 5 Euro das Kilo zu kaufen gibt - ein recht luxuriöses Leben für Dauercamper wie uns!
Am nächsten Tag haben wir uns dann aufgemacht nach Napier, eine Stadt, auf die Karl sich schon die ganze Reise gefreut hat. Die Berühmtheit von Napier basiert eigentlich auf einer Naturkastastrophe: 1931 ist die Stadt durch ein Erdbeben und ein daraus resultierendes Feuer fast komplett dem Erdboden gleich gemacht worden und wurde gleichzeitig um einen beträchtlichen Teil Land, das durch das Erdbeben vom Meeresgrund aufgeworfen worden war, reicher. Die komplette Stadt wurde daraufhin in nur 2 Jahren im Art-Deco-Stil wieder aufgebaut und ist bis heute fast vollständig so erhalten. In der Woche, in der wir Napier besuchen, fand zudem das jährliche Art-Deco-Festival statt, bei dem sich die Einwohner im Stil der 30er Jahre kleiden und in Oldtimern durch die Stadt fahren. Es gab also jede Menge zu fotografieren.. Nachdem wir endlich Verenas Wanderstiefel abholen konnten, haben wir noch eine sehr empfehlenswerte 2stündige historische Stadtführung gemacht und sind reich an Wissen wieder zurück auf unseren Campingplatz, der von einer Gang Enten kontrolliert wird. Wir konnten uns bis auf einige Brotkrumen aber heldenhaft verteidigen und beschlossen, aufgrund des schlechten Wetters und weil wir schon so gespannt auf die Südinsel sind, weiter nach Wellington zu fahren.
Die Fahrt nach Wellington war lange (6 h) und anstrengend, mit zahlreichen Serpentinen und einigen kaum erwähnenswerten Verwirrungen bezüglich des Linksverkehrs.. Aber wir sind dann doch, nach einem Stop in einem winzigen Ort mit einer zauberhaften, von zwei Damen betriebenen kleinen Tankstelle, endlich in Wellington angekommen und hatten auch einen wirklich SEHR zentralen Campingplatz direkt am Hafen, kurz vor dem Stadtzentrum, allerdings war es eigentlich nur ein Parkplatz gegenüber von einer der Hauptverkehrsstraßen, also nicht gerade gemütlich. Aber egal, wir konnten zu Fuß alles erledigen und entschlossen uns, schon am nächsten Morgen die Fähre nach Picton zu nehmen. Nachdem wir wirklich außerordentlich lange gebraucht hatten, um die verschiedenen Tarife von zwei Fährunternehmen zu vergleichen, war es dann auch schon später Nachmittag - eigentlich ja nicht besonders spät, um in einer Großstadt (und immerhin Hauptstadt Neuseelands) shoppen zu gehen. Aber irgendwie sind die Öffnungszeiten in Neuseeland anders.. Wir waren gerade dabei, mit Shoppen zu beginnen, als die Läden um 17.30 Uhr komplett dichtgemacht haben, und das an einem Werktag. Das war zwar allgemein ärgerlich, für uns in dieser Situation allerdings dramatisch, da wir am nächsten Morgen um 6.30 Uhr zur Fähre mussten und nicht einmal Karl automatisch so früh aufwacht - und wir hatten keine Wecker! Wir sind also durch die Stadt gehetzt, um noch irgendwo ein Geschäft zu finden, das Wecker verkauft, gar nicht so einfach, wenn man sich nicht auskennt und alles, was passen würde schon zu macht. Wir hatten uns gerade auf eine Nachtschicht eingestellt, als wir in einer Seitenstraße noch einen kleine Shop entdeckt haben, der ungefiltert ALLES verkaufte, was man zum Reisen so braucht, und da haben wir dann doch noch einen Wecker für 4 Euro gefunden, Glück muss man haben! Zur Feier des Tages (und weil unser Campingplatz keinerlei Kochgelegenheiten hat), haben wir uns dann das erste Mal in Neuseeland ein Essen geleistet, und zwar in einem laut Lonely Planet sehr guten malaysischen Restaurant mit moderaten Preisen. Da wir beide noch nie malaysisch gegessen hatten, haben wir einfach irgendwas bestellt, was wir dann leider sehr bereuen sollten.. Verena hatte Reisnudeln mit Shrimp und Hühnchen in Brühe bestellt und bekam eine undefinierbare angedickte Hühnerpampe, unter der sich erst nach einigem Suchen ein paar fettige Bratnudeln befanden. Karl hatte mit seinem Hühnchen mit Chilisauce noch mehr Pech: Auf dem Teller war ein farbloses, offenbar aufgewärmtes Hühnchen mit labberiger Haut und trockener Reis, die Chilisauce war dagegen so scharf, dass Karl sie nicht essen konnte (was nach unserer Thailanderfahrung schon was heissen will). Kurz gefasst - wir waren nicht besonders glücklich. Auch der danach noch an einem Stand gekaufte Frust-Crepe war viel zu süß und pappig, und nein, wir sind nicht mäkelig. Dementsprechend gestimmt sind wir dann gegen den pfeifenden Wind zurück zu unserem lärmigen Parkplatz an der Straße und hatten es uns gerade in unserem Camper sehr gemütlich gemacht, als ein freundlicher Mitcamper kopfte, um uns darauf aufmerksam zu machen, dass unser Scheinwerferlicht noch brennt. Ein kurzer Test unserer Batterie bestätigte die Befürchtung: Das Auto machte keinen Mucks, die Batterie war leer... Nach kurzfristiger Endzeitstimmung einschließlich Ehekrise hatten wir dann aber Glück, dass auf unserem Parkplatz ein netter Neuseeländer mit einem Kabel und ein anderer netter Neuseeländer mit Starthilfe aushelfen konnte. Auch wenn wir beide wirklich müde waren, half es nichts - wir mussten wieder mal Auto fahren. Nachdem wir eine Stunde kreuz und quer an der Küste entlang gefahren waren, haben wir es dann aber doch noch geschafft, einen versöhnten und gemütlichen Abschluss des Tages zu finden, wenn auch nur im Schein einer Taschenlampe, da wir uns nicht getraut haben, unser Licht anzumachen wegen der Batterie. Irgendwie schien unser Besuch von Wellington unter keinem sehr guten Stern zu stehen.. auch wenn am Ende alles gut wurde, waren wir froh, windy Wellington zu verlassen und freuen uns auf die Südinsel :-) Schon alleine die Überfahrt nach Picton war ein Erlebnis (wunderbare Aussicht auf die Marlborough Sounds und sogar Delfine neben dem Boot!) und lässt uns neugierig werden auf die weiteren Naturwunder, von denen es auf der Südinsel so viele geben soll. Morgen werden wir den Queen Charlotte Track für 3 Tage bewandern und sind schon ganz gespannt..
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