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Richmond, 25° C, wechselhaft
Wir haben es getan-wir waren mal wieder wandern, diesmal sogar auf einer mehrtägigen Wandertour auf dem 71 km langen Queen-Charlotte-Track in den Marlborough Sounds. Nachdem wir schon bei der Überfahrt von der tollen Landschaft begeistert waren, wollten wir mehr davon sehen. Von Picton aus gibt es mehrere Unternehmen, die sich auf den Transport zu den verschiedenen Bereichen des Queen Charlotte Track spezialisiert haben und die Wanderer per Boot zu dem Anfangspunkt in den Sounds fährt und das Gepäck zu den jeweiligen Unterkünften bringt, sodass man tagsüber nicht sein komplettes Gepäck mitschleppen muss. Nachdem wir zum Glück noch zwei Unterkünfte bekommen konnten (meistens muss man im Sommer längere Zeit vorher reservieren), haben wir also unsere Wanderstiefel (Verena hatte jetzt ja auch endlich wieder welche) geschnürt und sind früh morgens per Boot zu dem Beginn der Strecke, Ship Cove, gefahren. Auf dem Weg haben wir sogar Hector-Delfine gesehen, die kleinsten Delfine in Neuseeland und sehr selten. Dann ging es los, und zwar - wie hätte es anders sein können - bergauf.. Nach einer längeren, wirklich fiesen Steigung wurden wir dann aber durch tolle Aussicht und sehr schöne und abwechslungsreiche Wege belohnt. Das Wetter war sensationell sonnig, und auf dem Weg sind uns immer wieder Weka-Rallen (das sind flugunfähige Vögel, die etwas an Hühner erinnern) begegnet, akustisch wurde unser Weg durch das teilweise sehr laute Zirpen der Zikaden und Vogelgesang begleitet. Hierbei war vor allem eine Vogelart sehr lustig, die wir "SMS-Vogel" getauft haben, weil er meist wie der Signalton einer eingegangenen SMS klang (eigentlich heisst er Tui und ist auch auf You-Tube zu finden). Nach 4 1/2 Stunden hatten wir dann unser Etappenziel erreicht und und nach den bewältigten 13 km erstmal ein leckeres Mittagessen in der Fourneaux Lodge gegönnt, eine sehr schöne Anlage, in der regelmäßig Hochzeiten stattfinden. Dann ging es per Bootshuttle weiter zu unserer ersten Unterkunft bei Noeline's. Unschön war, dass wir, nach dem langen Marsch immerhin ziemlich groggy, erstmal am Bootssteg angekommen unsere (großen) Rucksäcke zusammen mit unserem Daypack schultern mussten, um dann einige sehr steile Treppenstufen und einen steilen Hang zu erklimmen. Oben angekommen, waren wir dann auch wirklich erledigt, aber die nette Begrüßung von Noeline machte das wieder wett. Noeline ist eine reizende 81jährige Dame, die in ihrem Haus nach dem Tod ihres Mannes Zimmer an Wanderer vermietet, und das sehr günstig. Wir bekamen erstmal eine Tasse Kaffee bzw. Tee mit selbstgemachten köstlichen Scones serviert und konnten es uns den Rest des Tages auf der Veranda mit atemberaubenden Blick über die Sounds und einem Stapel neuseeländischer Klatschzeitungen (Karl hat sich besonders über die Berichte über das britische Königshaus gefreut) gut gehen lassen. Abends gab es dann lecker Nudeln mit Tomatensauce, und nach zwei Wochen Campervan war es eine wirkliche Wohltat, mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen.
Am nächsten Tag hat Verena dann ihre ersten Shake 'n Bake-Pfannkuchen gemacht, und nach gemeinsamen Frühstück mit Noeline ging es dann weiter auf den Track. Heute sollte der schwierigste Part der Strecke bezwungen werden, immerhin 25 km, und das mit jeder Menge Steigungen, da der Weg einem Bergkamm folgte. Leider war das Wetter nicht so schön wie am Tag zuvor, aber obwohl es sehr bewölkt war, regnete es erstmal nicht. Nach einer langen ersten Steigung führte der Weg dann auch sehr schön über den Bergkamm und wir hatten wirklich tolle Aussichten in die verschiedenen Täler der Sounds. Leider erschien alles etwas düster wegen des Wetters. Nach schweisstreibenden 12 km (immerhin die Strecke von gestern und heute nur etwas mehr als die Hälfte), machten wir kurz Mittagspause, wollten uns aber nicht so lange aufhalten lassen, da die Regenwolken doch immer dichter kamen. Wir sind also fast ohne Pause weitergewandert, und die letzten 2 Stunden des Weges hat es dann leider doch noch angefangen zu regnen. Wir hatten zwar Regenjacken dabei, doch es war immer wieder schwierig zu entscheiden, ob man sich nassregnen lassen oder nasschwitzen will, da die Berg- und Talwanderung ja weiterging. Aber es nützte ja nix, wir mussten ja ankommen, und hinsetzen und warten, dass uns jemand mitnimmt, geht bei so einem Wanderpfad ja auch nicht, abgesehen davon, dass uns auf der ganzen Strecke nur zwei Leute begegent sind. Irgendwie haben wir es dann ja auch geschafft, auch wenn die letzten 2 Stunden nicht wirklich schön waren. Zu dem Zeitpunkt waren wir 7 Stunden lang gewandert! Der krönende Abschluss war dann, dass wir, nachdem wir uns bis nach Portage, unserem Etappenziel gekämpft hatten, feststellen mussten, dass wir instinktsicher das am höchsten auf dem Berg gelegene Hostel gewählt hatten - es ging also wieder mal mit den letzten Kräften bergauf, und das sehr steil. Immerhin mussten wir diesmal nicht unser Gepäck tragen.. Nachdem wir dort sehr freudlich in Empfang genommen worden waren und unser Zimmer bezogen hatten, haben wir uns auch sofort auf die Betten gelegt und sind bis abends nicht mehr aufgestanden. Ging nicht, zu viel Schmerz überall..! Karl hatte Hüfte, Verena Füße und Waden.. Nachdem wir die Nacht schmerzbedingt (Karl musste sogar eine Ibu nehmen, weil er nicht auf der Seite liegen konnte) ziemlich schlecht geschlafen hatten, es am nächsten Morgen wieder regnete und laut Wetterbericht auch nicht besser werden sollte und wir uns ÜBERHAUPT NICHT vorstellen konnten, auch nur eine Stunde weiter zu wandern, haben wir uns, nachdem wir noch ein letztes Mal 30 min lang über den Bergkamm auf die andere Seite des Fjords wandern mussten, von der Bootsgesellschaft abholen lassen und sind wieder nach Picton gefahren, um unsere Wunden zu pflegen und die Muskeln heilen zu lassen. Aber wir sind trotzdem sehr stolz, sind in 2 Tagen immerhin 38 km gewandert und haben sehr viele schöne Eindrücke und Naturerlebnisse gehabt. Das nächste Mal dann vielleicht 3 Tage :-) Nachdem wir uns wieder etwas erholt hatten, ging es dann weiter nach Richmond, von wo aus wir weiter an die Westküste fahren wollen.
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