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Christchurch, 18° C, wechselhaft
Nachdem wir eine regenreiche Nacht in Dunedin verbracht hatten, hatte der nächste Morgen auch kein besseres Wetter im Angebot, sodass wir auf einen Spaziergang an der Küste lieber verzichtet und uns stattdessen auf den Weg nach Christchurch gemacht haben. Da es während der Fahrt nach Norden zunehmend aufgeklart hatte, haben wir uns kurzfristig zu einem Abstecher an den Lake Tekapo, der auch als "Blue Lake" aufgrund seiner außergewöhnlichen Farbe bekannt ist, entschlossen. Die Landschaft wechselte während der Fahrt von der Küste in das Landesinnere wieder einmal zunehmend: Während es an der Küste für Neuseeland auffallend flach war und ein wenig an Norddeutschland erinnerte, wurde es, je weiter wir von der Küste aus nach Westen fuhren, immer grüner und hügeliger, ein wenig wie im Odenwald (sodass wir also beide Heimatgefühle bekamen). Der erste Blick auf den See im strahlenden Sonnenschein bestätigte dann auch, dass es für uns wirklich eine sehr gute Entscheidung war, vor dem Regen zu fliehen. Nachdem wir unseren kleinen Camper (und auch unsere Nerven) durch rasantes Überfahren eines "Bumpers" kurz vor dem Campingplatz ziemlich strapaziert und fast unseren Airbag ausgelöst hatten, mussten wir uns mal wieder durch eine außergewöhnlich schöne Wanderung in die Umgebung erholen. Natürlich ging es mal wieder einen steilen Berg, den Mt. John, hinauf, wobei wir von einigen rüstigen Rentnern überholt wurden, aber nach jeder Menge Schwitzen und Fluchen wurden wir mal wieder durch eine wirklich grandiose Aussicht und einen leckeren Kaffee mit Kuchen in dem sehr schönen Café am Aussichtspunkt belohnt. Die Fotos sprechen für sich. Nach der verdienten Stärkung ging es dann weitere 2 Stunden auf gewundenen Pfaden mit wunderbaren Ausblicken zurück ins Tal. Mal wieder ein absolutes Highlight, wirklich schwer, zu sagen welche unserer Wanderungen die schönste war.. Abends waren wir dann so platt, dass es nur noch ein paar Brote gab, da Verena zu faul zum Kochen war, ein zusätzlicher Bonus für die inzwischen doch etwas sportlichere Figur :-)
Am nächsten Tag mussten wir uns dann leider von dem schönen See verabschieden, da wir unseren Camper in Christchurch abgeben mussten. Erfreulicherweise wurde uns der Abschied leicht gemacht - es regnete mal wieder.. So langsam nervt uns das Wetter dann schon, vor allem, da die Nächte inzwischen wirklich empfindlich kalt sind und wir nur mit Heizung (einem ziemlich lauten und muffigem Heizstrahler, der mit unserem Kühlschrank um die Wette lärmt) durchschlafen können und dabei trotzdem zwei Pullis anhaben. Jaja, das Camperleben ist schon hart.. Nachdem wir in Christchurch die erste Nacht weit außerhalb auf einem billigen Campingplatz verbracht haben, war es mal wieder an der Zeit, ein paar unserer vergessenen Sachen einzusammeln - diesmal unsere Führerscheine, die von Elisabeth netterweise zu Freunden nach Christchurch geschickt worden waren. Das war zwar ETWAS spät, nachdem wir 29 Tage lang ohne unsere Führerscheine (bzw. nur mit den internationalen Führerscheinen) durch Neuseeland gefahren sind, aber es hat ja offenbar niemanden weiter gestört, und für Australien können wir sie dann doch gut brauchen.. Elisabeths Freunde waren mal wieder außergewöhnlich nett, und wir wurden mit Kaffee und Plätzchen bewirtet und uns wurde neben vielen Tips für Touren in die Umgebung auch die Nutzung des Familienautos angeboten, wirklich unheimlich nett, wenn man überlegt, dass sie uns gerade erst kennengelernt hatten und ja wahrscheinlich schon einen Eindruck von unserer Zerstreutheit bekommen haben. Nachdem wir uns abends ein etwas eigenwilliges Essen aus Resten zusammengestellt hatten, da wir einfach keinen Supermarkt gefunden hatten, wurden wir von Regentropfen in den Schlaf getrommelt, zusammen mit Heizung und Kühlschrank ein richtiges Konzert. Am nächsten Morgen war dann die Zeit des Abschieds gekommen - wir mussten unseren kleinen, tapferen und gemütlichen Camper abgeben. Nachdem wir am Anfang der Reise ja doch etwas skeptisch waren, ob das Reisen in einem Campervan das Richtige für uns ist (wobei vor allem der Linksverkehr uns doch etwas abgeschreckt hatte), waren wir jetzt doch ziemlich wehmütig, unser gemütliches Zuhause auf vier Rädern gegen ein Hostelzimmer eintauschen zu müssen.. Passenderweise waren wir mal wieder etwas spät dran, dabei jedoch eigentlich gut kalkuliert genau 10 min vor Abgabetermin an der Abgabestelle, nur um dann zu erfahren, dass unser Camper genau am anderen Ende der Stadt abgegeben werden sollte, verdammt! Nach einer etwas unentspannten Fahrt durch Christchurch haben wir es dann mit nur 10 min Verspätung geschafft, und entgegen unserer Befürchtungen wurde unser Campervan ohne Beanstandungen abgenommen. Möge er auch die nächsten 300 000 km in Würde zurücklegen!
Unser Hostel war glücklicherweise nett und recht gemütlich mit Aufenthaltsraum und Küche, so dass es leicht war, mit anderen Reisenden in Kontakt zu kommen. Allerdings war die Heizung in unserem gesamten Haus bis zu unserer Abreise ausgefallen, sodass wir eigentlich noch mehr gefrohren haben als in unserem Campervan und unsere laute Heizung doch sehr vermissten. Und dabei sollte das der Sommer sein! Hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt.. Am nächsten Tag sind wir zu einer ersten Tour in das Stadtzentrum von Christchurch aufgebrochen, um uns dort gemütlich in eines der vielen vom Lonely Planet empfohlenen Cafés zu setzen und ein wenig zu shoppen. Allerdings stellten wir sehr bald fest, dass ein langer Bauzaun den Zugang zur Innenstadt versperrte. Nachdem wir etwas verwirrt den Zaun entlanggelaufen waren, erzählten uns ein paar Einheimische auf unsere Frage, wie man denn in die Innenstadt kommt, dass die komplette Innenstadt von Christchurch aufgrund des Erdbebens vor einem Jahr immer noch gesperrt sei und wir somit auf größere Einkaufszentren am Stadtrand ausweichen müssten, um zu shoppen oder einen Kaffee zu trinken. Die nächsten 2 Stunden haben wir dann damit verbracht, im Industriegebiet von Christchurch herumzuirren und nach einem Geschäft oder Supermarkt zu suchen. Immerhin McDonalds war verfügbar, aber schön war das nicht.. Wie naiv von uns! Wir hätten wirklich nicht damit gerechnet, dass Christchurch immer noch so durch das Erdbeben geprägt ist. Auch wenn das Haus von Elisabeths Freunden auch deutlichen Schaden genommen hatte, waren wir davon ausgegangen, dass die Schäden im Stadtzentrum nach einem Jahr wieder einigermaßen behoben wären, aber auf dem Weg um das Stadtzentrum hat sich dann auch das ganze Ausmaß der Zerstörung gezeigt, auch die Kahthedrale und die Haupteinkaufsstraße waren zum Großteil zerstört. Nicht auszudenken, wie es für die Menschen gewesen sein muss, die ihre Heimat verloren haben und wahrscheinlich nicht durch Versicherungen abgedeckt waren! Dass es nicht so viele Möglichkeiten zum Ausgehen oder für Besichtigungen in Christchurch gab, spielte für aber eigentlich uns gar keine so wesentliche Rolle, da wir die nächsten Tage mit Reiseplanungen für Australien und Indonesien verbrachten. Wir hatten von zahlreichen Reisenden schon gehört, dass Australien momentan unheimlich teuer ist und sich die Preise für Hostels und Lebensmittel fast verdoppelt haben. Wir mussten also beginnen, umzuplanen und die verschiedenen Reisemöglichkeiten vergleichen. Nach einigem Hin- und Her und stundenlanger Internetrecherche haben wir uns jetzt ersteinmal dafür entschieden, nach Sydney zu fliegen und von dort aus Angebote der Travel Agencies zu vergleichen, um dann evtl. früher weiter nach Asien zu fliegen.
Wir verlassen Neuseeland mit dem Gefühl, auf jeden Fall wieder zurückzukommen. Auch wenn wir sehr viel in den 5 Wochen gesehen haben, gibt es immer noch so viel zu sehen und zu erleben, und wir hätten mit Sicherheit noch mindestens einen Monat in diesem außergewöhnlich schönen Land verbringen zu können, ohne uns zu langweilen oder das Gefühl zu bekommen, dass sich die Eindrücke und Erlebnisse wiederholen. Für jeden, der gerne in der Natur ist und ein Faible für Outdoorsport hat (oder offen für neue Eindrücke ist), ist Neuseeland als Reiseland sehr zu empfehlen, auch wenn es weniger preiswert ist als Asien. Wer hätte gedacht, dass wir mal so begeistert vom Wandern sind? Allerdings freuen wir uns jetzt auch auf das sonnige australische Wetter, da wir langsam genug vom Frieren haben. Wir werden berichten :-)
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