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Letzte Tage auf Tahiti, Flug nach Auckland, Fahrt nach Ngatea
Samstag, 10. bis Dienstag, 13. Februar 2018 - warm und nass (auch in NZ), 28/25°
Auf dem Kalender sind vier Tage vergangen - erlebt haben wir aber nur drei! Denn von Papeete nach Auckland haben wir die Datumsgrenze überquert, die uns am Sonntag Abend direkt zum Montag Abend katapultiert hat. Für Leute, die das noch nie erlebt haben, kann das ein ziemlich verwirrender Effekt sein, und auch wir mussten uns die Sache gründlich zu Gemüte führen. Aber zurück zum Samstag. Unser letzter ganzer Tag auf Tahiti brachte wenig Aufregendes. Vom Regen gebremst, wollten wir eigentlich nur einkaufen gehen, aber als es dann zwar wolkenschwer verhangen, aber vorerst trocken blieb, wandten wir uns doch kurz dem letzten Küstenabschnitt zu, der uns noch zu entdecken blieb. Nordwärts vom „Hals" zwischen Gross- und Kleintahiti sieht es so ziemlich gleich aus wie überall sonst: Flussmündungen, Täler, üppiges Grün, fast überall Häuser mit hohen Zäunen um die Gärten, da und dort ein kleiner, steiniger Strand. Wir kehren nach etwa 15 Kilometern um und halten auf dem Rückweg bei einem hübschen Zwillings-Wasserfall. „Propriété privée" verkündet eine grosse Tafel, aber der Zugang ist tagsüber gestattet. Im Pool unter den Fällen lassen sich Einheimische vom herabstürzenden Wasser duschen. Eine kleine Hochzeitsgesellschaft kommt an, die Fälle sind malerischer Hintergrund für die Bilder des „schönsten Tages im Leben". Da wir nur einkaufen wollten, habe ich die Kamera nicht dabei; schade. Auf dieser Inselseite ist es heute sehr windig, endlich sehen wir mal Wellen ans Ufer schlagen. An den Höhen von Klein-Tahiti staut sich wie jeden Tag eine riesige Wolkenbank; auch heute ist das Belvédère keinen Besuch wert. Später putze und wasche ich das Auto; gut, dass ein Staubsauger und ein Schlauch vorhanden sind.
Sonntag Morgen: Dauerregen. Margrit putzt das Haus - einmal mehr werden wir eine Unterkunft sauberer verlassen, als wir sie angetroffen haben. Da mir die ganze Geschichte mit der Automiete in Auckland furchtbar kompliziert vorkommt - vom Hotel müssen wir zum Flughafen und dort die Vermietung anrufen, damit wir abgeholt werden und umgekehrt nach 8 Tagen dasselbe - , verschwende ich Zeit damit, eine andere Vermietung zu finden, die die Autos direkt am Flughafen abgibt. Die gäbe es, z. B. Avis, aber sie sind deutlich teurer; zudem verlangt Aerodrive, wo ich schon gebucht habe, rund 90 Euro Annullierungsgebühr. Ok, dann müssen wir's halt durchziehen. Unsere Sachen sind gepackt und verladen, als um 13 Uhr Wilfried und seine Freundin auftauchen - letztere bleibt im Auto sitzen, sie sei schüchtern. Er verabschiedet uns wortreich (wir verstehen einen Drittel), dann machen wir uns auf die Fahrt zum Flughafen. Da wir mehr als genug Zeit eingerechnet haben, halten wir nochmals kurz bei den Grotten von Maraa und an einem Strand, kurz vor dem Flughafen zudem auf dem Parkplatz eines geschlossenen Champion-Supermarktes. Fünf Minuten vor drei Uhr sind wir beim Kurzhalt vor der Abflughalle und warten auf Bea und Michel. Wir warten - warten - warten. Warum kommen die nicht, das haben wir doch am Freitag per E-Mail abgemacht... Eine Viertelstunde nach der Zeit rufe ich Michel an: Sie seien hier gewesen - um 14 Uhr!!! Da hat der Mann doch wirklich was verwechselt: Ursprünglich war der Termin 14 Uhr am Fährhafen, als wir noch planten, nach Moorea überzusetzen. Na gut, ich sage ihm, ich stelle den Twingo auf den Parkplatz, mit Schlüssel und Parkkarte auf der Sonnenblende. Was hat das mal wieder Nerven gekostet! Einen Reiseplan wie unseren unterwegs zu ändern, ist fürchterlich kompliziert; da wäre es fast ein Wunder, wenn nichts schiefgehen würde. Da wir nun weniger lang auf Tahiti waren, haben wir Bargeld übrig, das wir bei der Wechselstube in Neuseeland-Dollars umtauschen. Natürlich zu miserablem Kurs und unter Abzug einer happigen Gebühr von 700 francs (7 Franken). Die paar Münzen, die der Mann uns als „Souvenir" zurückgibt, schenke ich nachher der Bardame in der Wartehalle. Sie strahlt. Margrit stirbt fast vor Durst auf einen Tee - den sie nicht bekommt, die Ärmste, denn so kleine Beträge werden per Kreditkarte nicht akzeptiert, und 1000 francs = 10 Franken für einen Tee, das wäre nun doch... Wenn man wenigstens ein Stück Kuchen dazu haben könnte, aber nein, so was Wunderbares ist hier nicht vorrätig. Der Flughafen bekommt eine schlechte Note...
Wir starten nach Süden an Moorea vorbei, also gibt es keinen letzten Blick auf Papeete. Der Flug ist grossenteils unangenehm ruppig. Auf der ersten Hälfte der Strecke reichen die Regenwolken bis in die Stratosphäre hinauf. Später aber entschädigt uns ein phantastisches Abendrot. Es wird ein akzeptables Menu verteilt. Das Servieren des Kaffees wird aber plötzlich unterbrochen, und wir müssen speziell danach verlangen. Air New Zealand ist anscheinend doch nicht die beste Fluggesellschaft der Welt, wie sie in der Reklame behauptet... Auf dem Bildschirm verfolgen wir den Anflug auf Auckland. Nach dem Display hätten wir eigentlich in der Bucht südlich des Flughafens notwassern müssen, aber zum Glück war nur die Anzeige ungenau! Abgesehen vom üblichen weiten Marsch durch die Eingeweide des Flughafens, geht die Einreise, Gepäckabholung und Zollkontrolle im Vergleich zu den USA geradezu blitzartig vor sich. Natürlich wollen die aus Angst vor eingeschleppten Tierseuchen pingeligen Neuseeländer unsere Wanderschuhe und Lebensmittel sehen, aber Schlange stehen müssen wir nirgends. Nach 5 ½ Stunden Flug am Sonntag Abend ist es nach der Ankunft nun Montag Abend. Schnell finden wir den Bus, der zu den verschiedenen Hotels in Flughafennähe fährt. Zum „ibis Budget Airport Hotel" ist es weniger als ein Kilometer, weshalb der Bus mit seinem Einheitstarif von 6 NZ$ pro Person (Fr. 4.20) teuer ist, aber ein Taxifahrer, den ich frage, redet von 30 $ Flatrate, was kaum zu rechtfertigen sein dürfte. Im Freien ist es unangenehm feuchtwarm, und es regnet - kaum ein Unterschied zu Tahiti!
Kurz nach 23 Uhr sind wir in unserem Zimmer und können in ein riesiges Bett schlüpfen. Dieses füllt allerdings den kleinen Raum fast vollständig aus; egal, ist ja nur für eine Nacht. Aber gesagt muss dennoch sein, dass dieses Minizimmer mit Frühstück und Flughafenbus deutlich mehr kostet als das geräumige im Holiday Inn beim Zürcher Flughafen, wo der Shuttle zum Flughafen gratis ist. Soviel zur „teuren Schweiz".
Dienstag, ein furchtbarer Tag mit gutem Ende. Das Frühstück im hohen, nüchternen Raum mit unbequemen Stühlen ist akzeptabel, mehr nicht. Unsere urspüngliche Absicht, zu Fuss zum Flughafen zu gehen, um den Zubringerbus der Autovermietung zu besteigen, lässt sich wegen des Regens nicht umsetzen. Von der iSite in der Ankunftshalle (ich musste erst mal merken, dass es sich bei diesem Internet-Ausdruck um die Information handelt) kann ich von einem Gratistelefon die Nummer 16 wählen, die zur Autovermietung verbindet. In 20-25 Minuten komme ein Kleinbus, wir sollten draussen warten. Zum Glück gibt es dort Sitzbänke. Es vergeht eine gute halbe Stunde, während laufend Shuttles von Hotels und Autovermietungen Leute abholen, dann trifft endlich das erwartete „Aeroparks"-Fahrzeug ein, hält an - und fährt nach 10 Sekunden ohne uns weg, während wir von hinten darauf zu gehen!! Ach du Sch...., was ist denn da wieder los, was ist dieser Fahrer bloss für ein Trottel!? Unsere betagten Nerven liegen mal wieder blank! Als er nach weiteren fünf Minuten nicht nochmals kommt, gehe ich in die Halle zurück und rufe nochmals an. Sorry, heisst es, man werde sich darum kümmern. Kaum bin ich wieder draussen, hält wieder ein Aeroparks-Bus, und wir werden endlich zur Vermietung gefahren. Inzwischen schifft es wieder dermassen, dass wir durch Bäche waten müssen, um in das Gebäude zu gelangen.
Die Vermietung ist klein, das Prozedere umso komplizierter. Aber gegen elf Uhr kann ich endlich den Schlüssel im Zündschloss eines „Ssang Yong Tivoli" (oder so) drehen. Allerdings bringt das den Motor nicht zum Laufen. Für dieses hypermoderne, behäbige Auto ist offenbar ein Spezialtrick nötig - bloss was für einer? Es hilft nichts, ich muss zurück ins Büro und mich erkundigen, wie man dieses Wunderding zum Laufen bringt...! Ach, diese modernen Zeiten. Auf die Bremse müsse ich drücken, klärt mich eine Dame auf. Darauf wäre ich nie gekommen. Aber irgendwie macht es ja Sinn, denn dadurch rollt der Automat bei gelöster Handbremse nicht gleich los. Vorher habe ich das mitgebrachte Navi installiert und darin nach einem Supermarkt gesucht, der an unserer Fahrtroute liegt. Puh, ohne Erfolg, und mir fehlt, übermüdet wie ich nach der kurzen Nacht bin, die Geduld. Also die Adresse in Ngatea eingetippt, wohin wir heute wollen. Einen Laden wollen wir unterwegs suchen. Das Navi zeigt die Fahrtroute an, das dumme Ding hat aber auf Nachtbetrieb geschaltet und will sich partout nicht vom schwarzen Hintergrund abbringen lassen. Glaubt sich der blöde Apparat in Europa, wo um diese Zeit Nacht ist? Achtung, Konzentration: Das Steuerrad ist rechts, und man fährt links. Das ist mir ja nicht neu, aber gewöhnungsbedürftig ist es jedes Mal doch wieder. Und es giesst, giesst, giesst... Aber bald sind wir auf der Autobahn Richtung Hamilton, da ist das Fahren einfacher. Mit Licht, obwohl viele Neuseeländer darauf verzichten. Irgendwo verlassen wir die Schnellstrasse, um einen Supermarkt zu finden. Ein „PaknSave" wäre gut, die sind etwas billiger. Wir dringen nach Papakura ein, hier soll es so einen geben, habe ich noch auf Tahiti auf der Google-Karte gesehen. Aber Tomtom, das Navi, will ihn partout nicht kennen. Eine grosse Kette heisst aber „New World", und gemäss Navi haben wir Glück: 1,3 km von hier gibt es einen. Um ein paar Ecken kurven wir hin. Aber oh weh, an dem Gebäude wurden die Namenszüge abgekratzt, der Laden ist geschlossen! Die Suche mit dem Stichwort „Supermarkt" bringt uns zu einem winzigen „Superette" - nichts für unseren Grosseinkauf. Aber was für den Durst kriegt man hier wenigstens, das löst ein akutes Problem. Nun greife ich auf das älteste, seit jeher bewährte Informationsmittel zurück: Leute fragen. Ja, sagt eine Frau, es gebe einen „New World", einen ganz neuen, der sei 200 Meter vom alten an der gleichen Strasse. Wir hatten ihn nicht entdeckt! Während es weiterhin regnet, können wir uns endlich mit den nötigen Lebensmitteln versorgen, um die ersten Tage über die Runden zu kommen. Auch ein Baguette-Sandwich als Mittags-Picknick wird angeboten. Nun sieht die Welt etwas freundlicher aus, obwohl auf der Weiterfahrt der Scheibenwischer nicht überflüssig wird. Der „Motorway" geht bald in einen „Expressway" über, ohne dass sich was ändert. Erst das Abbiegen Richtung Osten bringt uns, trotz weiterhin recht viel Verkehr, auf einer „normalen" Strasse in ländliche Gegenden. Eine Strasse mit dem fast überall üblichen, sehr groben Belag, der das Fahrgeräusch unangenehm laut macht.
Dank Navi ist es kein Problem, im kleinen Ort Ngatea unsere Unterkunft für vier Tage zu finden. Nach den Bildern bei Airbnb erkenne ich das Haus sofort: Ein cremefarbener Bungalow, wie sie hier üblich sind. Vor dem Gebäude ein kleiner Garten mit Kieswegen, Blumenbeeten, Miniaturwindmühle, Vogel- und Tierfiguren, idyllisch. Am Haus vorbei die Einfahrt, hinten ein Unterstand. Der mitgeteilte Code öffnet einen winzigen Safe neben der Haustür, darin ist der Schlüssel. Die Besitzerin Claire ist nicht anwesend. Eigentlich erstaunlich, was viele Gastgeber für ein Vertrauen in ihre wildfremden Gäste haben. Das liegt am System Airbnb, denn wer sich auch nur einmal als Gast unangemessen verhält und vom Gastgeber gemeldet wird, ist seine Airbnb-Identität (die mittels Passkopie überprüft wurde) definitiv los. Ebenso würde ein betrügerischer Gastgeber seine Mitgliedschaft sofort verlieren.
Wir treffen ein hübsch eingerichtetes, blitzsauberes Haus an. In allen Räumen sind die Böden mit weichen Teppichen belegt; wir können zwischen zwei Schlafzimmern wählen.Hinten liegt ein grösserer Garten mit Bäumen und Gemüsebeeten. Unter einem Baum liegen jede Menge heruntergefallene Pflaumen, bei den reifen am Baum dürfen wir uns bedienen. Petersilie ist ebenfalls im Überfluss vorhanden. Vor und hinter dem Haus sind je eine Terrasse mit Gartenmöbeln. Kaum sind wir angekommen, stoppt der Regen, und später kommt von Westen die Sonne durch. Schon sind wir einigermassen mit diesem Tag versöhnt, der so viel Ärger brachte.
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Christel Mein Gott, war das jetzt aufregend zu lesen, auf eine solche Reise verzichte ich freiwillig! Gottlob gibt es ein happy End. Bin ja gespannt, wie es jetzt weitergeht. Drücke euch jedenfalls die Daumen und grüsse euch herzlich.