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Erster offizieller Reisetag heute: Treffen der Gruppe um sieben, Abfahrt um acht. Da mir das richtige Packen noch unheimlich schwer fällt und eine vernünftige Hoteldusche auf dieser Tour ein seltenes Gut ist, Aufstehen um 05:30. Nach dem Frühstück fängt mich Jess, mein Tourguide am Restaurant ab. Sie ist eine ziemlich locker auftretende, 26-jährige Südafrikanerin, die seit einem Jahr mit Menschen wie mir durch Afrika tourt. Nach einer kurzen Formalitätenrunde mit Ausfüllen von persönlichen Daten und unterschreiben einer Erklärung, dass "ziemlich viel" auf dieser Tour auf mein eigenes Risiko passiert, geht's zum Truck. Das Ding ist ein umgebauter Tata-LKW. Fahrer und Guide sitzen vorne in der Kabine, die Gruppe hinten in einer Art Wohncontainer mit 22 Sitzen. Sieht ziemlich abgefahren aus, aber scheint äußerst zweckmäßig gebaut. Kommuniziert wird zwischen Gruppe und Guide über Lautsprecher und Funkgerät. Unser Fahrer heißt James, ebenfalls Südafrikaner und seit drei Jahren Jess's Freund. Bisher alles ziemlich familiär hier! Maggie, ein Gruppenmitglied älteren Semesters gibt mir den Tipp, an meinem ersten Tag relativ weit vorne zu sitzen. Gesagt getan, gute Entscheidung, hervorragender Tipp. Sobald wir Nairobi's Straßen verlassen haben, werden die Straßen richtig schlecht. Neben unzähligen Schlaglöchern und wackeligen Überholmanövern von diversen Fahrzeugen (Fahrräder,LKWs, Eselskarren etc.) ist jedes Dorf mit Speedbumps "abgesichert". Zuerst eine Reihe von 3-10 kurzen und dann zwei lange und am Dorfausgang dasselbe in umgekehrter Reihenfolge. Ich muss unweigerlich an meinen Wagen denken, der hier wahrscheinlich keine 10 km machen würde. Der Truck wird permanent durchgeschüttelt und besonders die Truppe hinten bekommt ordentlich was ab. Dirk's Rücken hätte hier seine wahre Freude bei der Nummer. Josh und Kate, ein australisches Pärchen, dass vor Nairobi bereits die Gorillatour durch Uganda und eine Trekkingtour auf den Kilimanjaro hinter sich hat, erklärt mit, dass die Straßen noch schlechter werden und die ganze Tortur afrikanische Massage genannt wird. Pinkelpausen finden übrigens meistens irgendwo in der Pampa statt. Jungs rechts, Mädels links vom Truck. "Everybody find a bush,guys!" lautet dann die Ansage. Die Menschen, an denen wir vorbeifahren sind meistens alle um irgendwelche Baracken oder Hütten versammelt und versuchen irgendwas (Lebensmittel, Klamotten oder sonstiges Zeug) an irgendwen zu verkaufen. Die Landschaft ist leicht hügelig und ordentlich grün. Richtig nett hier! An der Grenze zu Tansania dauert es ein bißchen, bis wir abgefertigt sind. Zuerst ordentlich ausreisen, dann mit dem Truck über den Grenzstreifen (hundert Meter rote Erde mit Schlaglöchern wie Mondkrater; Straße brauchen die hier anscheinend nicht, obwohl unzählige LKWs hier Waren hin und her karren) zur Einreise. Das Visum zu bekommen hat wieder gut funktioniert. Nach fünf Stunden Fahrt und kurzem Halt in einem Supermarkt (zum Eindecken mit Flaschenwasser und Snacks für zwischendurch) erreichen wir den Snake Park in Arusha. James gibt uns eine kurze Einführung in den Zeltauf- und -Abbau. Dann sucht sich jeder einen Mitbewohner für die nächste zeit. Ich hause ab sofort mit Carsten, einem 37-jährigen dänischen Polizisten (das passt ja!) zusammen in einem Zelt. Wie sich schnell herausstellt hat Carsten den gleichen trocken-sarkastischen Humor wie Jonas (scheint wohl ein Polizeiding zu sein) und das Gemüt von Stefan (immer auf der Suche nach der nächsten Frau und einen ausgeprägten Sinn für Blödsinn). Abends hatten wir dann eine große Runde, bei der sich jeder vorstellen durfte. Sind ne ganz bunte Truppe: drei Dänen, zwei Schweden, drei Briten, eine Belgierin, ein Schweizer, ein Ire, eine Amerikanerin, vier Kanadier, fünf Australier und ich. Insgesamt drei Pärchen, die aber bis hierhin ganz locker drauf sind. Überraschenderweise nimmt der Großteil der Truppe gerade eine Pause von der Arbeit (bis zu ein Jahr) oder hat erstmal ganz gekündigt. Das Alter der Gruppe liegt zwischen 19 und über 60, wobei das Gros zwischen 25 und 35 liegt. Jess und James geben uns abschließend noch ein paar Regeln und Tipps mit auf den Weg. Wichtigste Regel bzw. Grundsatz ist t.i.a. (This is africa; alles halt etwas anders als gewohnt). Außerdem haben sie uns prophezeit, dass wir in der nächsten Zeit viele Gewohnheiten fallen lassen werden und insbesondere in Bezug auf Privatsphäre (vor allem die Hygiene- und Toilettengewohnheiten) sehr eng zusammenrücken werden. Ich bin gespannt! Außerdem gibt es einen Arbeitsplan für alle, damit die notwendigen Dinge täglich erledigt werden (Küchendienst, Abwasch und Kühlboxen, be- und entladen, Truck und Zeltplatz). Wird interessant sein zu sehen, ob sich alle beteiligen.
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