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Palmen, Palmen und noch mehr Palmen, wohin das Auge auch schaut. Gemütlich zuckelt der Zug durch die grüne Landschaft. Draußen ist es schwülheiss, im Inneren des Zuges fühle ich mich jedoch wie im Kühlschrank und das ungeachtet der langen Klamotten, die ich mir extra für die Fahrt von Singapur nach Kuala Lumpur angezogen habe. Trotz der Kälte riecht es ein bisschen nach altem, muffigem Keller. Ich frage mich, warum es in Malaysia möglich ist, den Temperaturen zu trotzen, wenn auch vielleicht ein bisschen arg übertrieben, und in deutschen Zügen regelmäßig, kaum dass der Sommer seine Fühler ausstreckt, die Klimaanlage die Grätsche macht. Auch sonst läuft es hier etwas anders ab. Leider konnte ich nicht direkt in Singapur in den Zug einsteigen sondern musste erst in die malaysische Grenzstadt Johor Bahru reisen. Das ist mit U-Bahn und Bus aber kein Problem. Auch die Ausreise aus Singapur und die anschließende Einreise nach Malaysia sind gut organisiert und gingen zügig von statten. Am Bahnhof gibt es einen Wartebereich im oberen Teil (man soll sich 30 Minuten vor Abfahrt des Zuges dort einfinden) denn auf das entsprechende Gleis wird man erst ca. 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges gelassen. Die Fahrkarte wird ebenfalls bereits vor Betreten des Bahnsteigs kontrolliert. Wie im Flugzeug ist jedem Passagier auf der Fahrkarte ein fester Sitzplatz zugewiesen. Ob man auf diesem auch wirklich sitzt, wird vom Schaffner kontrolliert, wie sich später herausstellen wird. Stehplätze sind offensichtlich nicht vorgesehen. Auf kleinen Unterwegsbahnhöfen sehe ich, wie Angestellte die Nummern für den Wagenstandsanzeiger per Hand auf- und abhängen. Natürlich geht das nur, weil viel weniger Zugbetrieb herrscht als in Deutschland. Unterwegs warten wir auf einen entgegenkommenden Zug, weil teilweise nur ein Gleis existiert. Das beschert uns eine satte Verspätung. Ich sorge mich ein wenig um meinen Anschlusszug, aber der Schaffner beruhigt mich und meint, der Anschlusszug würde warten - immer! Ich freue mich, denn der nächste Zug würde erst wieder in ein paar Stunden fahren. Überhaupt ist der Schaffner sehr freundlich und hilfsbereit.
Einzige Abwechslung auf der Fahrt ist ein junger Backpacker aus Paris. Mein großer Rucksack sitzt auf seinem Platz und so kommen wir schnell ins Gespräch. Leider verlässt er den Zug nach einer guten Stunde wieder an einem Bahnsteig in the middle of nowhere. Er ist zu einer Dschungeltour verabredet. Erstaunlicherweise erreichen wir meinen Umsteigebahnhof mit deutlich weniger Verspätung als erwartet und so kann ich entspannt umsteigen. Der folgende Zug ist deutlich moderner und auch wenn ich es nicht für möglich gehalten habe, dass das überhaupt geht, noch kälter! Vom Kühlschrank bin ich jetzt direkt im Eisfach gelandet. Gefühlt tiefgefroren erreiche ich den Bahnhof von Kuala Lumpur. Nach sieben Stunden entspannter Ruhe im Zug muss ich mich auf dem wuseligen Bahnhof erstmal neu orientieren.
Bis zu meinem Nachtquartier ist es zwar nur ein kurzer Weg, aber da draußen gerade ein ziemliches Unwetter tobt, beschließe ich die eine Station mit der U-Bahn zu fahren.
Am Fahrkartenautomaten bin ich verwirrt. Neben dem Wechselgeld finde ich im Ausgabefach statt eines Fahrscheins einen Chip, der mich irgendwie an Autoscooter und Spielkasino erinnert.
Zum Öffnen der Schranke, um in den Bahnsteigbereich zu kommen, legt man den Chip auf das entsprechende Feld. Beim Verlassen wird der Chip dann in einen Schlitz geworfen und einbehalten, woraufhin sich die Schranke wieder öffnet.
Aufgrund der günstigen Preise gönne ich mir in Kuala Lumpur statt eines Bettes im Schlafsaal ein Einzelzimmer im Hotel. Freue ich mich anfangs noch über den Luxus, wird mir schnell klar, dass ich Hostels inzwischen irgendwie lieber mag. Der Wechsel zwischen meinem Tophostel in Singapur und dem kleinen, dunklen, muffigen Raum in Kuala Lumpur ist aber auch wirklich groß.
Dafür habe ich den Raum für mich allein und zahle nur unwesentlich mehr als in Singapur für mein Bett im 12-Bettzimmer.
Ich bleibe aber eh nur eine Nacht. KL war ursprünglich gar nicht vorgesehen, aber da Direktflüge von Singapur nach Auckland nicht meinem Budget entsprachen, habe ich mich für diesen 'Umweg' entschieden. Ein bisschen Sightseeing möchte ich trotz der kurzen Zeit aber doch machen. Die Temperaturen entsprechen leider nicht meinem Wohlfühlbereich. Draußen ist es unerträglich heiß. Ich bekomme kaum Luft. Ich schütte Unmengen Wasser in mich hinein und habe doch das Gefühl zu dehydrieren. Als Fußgänger fühle ich mich völlig fehl am Platz (zumindest in Chinatown). Ständig auf der Suche nach Schatten und einem geeigneten Fußweg verliere ich im Gewusel und Strassengewirr total die Orientierung. Ich laufe im Kreis und in die falsche Richtung, aber irgendwie nicht dahin wo ich hin will. Am Ende finde ich immerhin das Hotel wieder und nehme die U-Bahn. Nach 10 Minuten bin ich am Ziel. Life can be so easy.
Nach aufregenden und erlebnisreichen Tagen in 3 asiatischen Metropolen, die unterschiedlicher kaum hätten sein können, freue ich mich auf meine nächste Station: Neuseeland!!
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