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Auch der Tag, an dem ich von Durban aufgebrochen bin, war verregnet. Da die Stadt Ausgangspunkt der zweiten Baz Bus- Etappe ist, fährt der Bus hier wieder früh am Morgen ab. Für mich war es eine lange Fahrt, einmal quer durch KwazuluNatal, durch eine Gegend, die zu Apartheidzeiten Transkei hiess und eines der Homelands der schwarzen Bevölkerung war. Aus südafrikanischer Perspektive war das Homeland ein unabhängiger Staat, von der UN allerdings nicht anerkannt. Es hat sich seltsam angehört, als der Busfahrer von den Grenzkontrollen gesprochen hat, die es früher gab. Was man sah auf der Reise und selbst vom Bus aus, waren die vielen Rundhüttendörfer, die in dichter Abfolge und lockerer innerer Dichte auf einander folgten. Die Häuser waren angestrichen, türkis, gelb, orange. Ein deutsches Ehepaar, das eine geführte Tour durch die Gegend gemacht hatte, ezählten mir, dass die Farben der Häuser Ausage geben, über die religiöse Orientierung und Intensität der Gläubigkeit der Bewohner gibt. Als ich das noch einmal im Internet recherchieren wollte, habe ich nicht viel gefunden, ausser, dass die Farbe Türkis vor bösen Geistern schützen soll. Das bedeutet wohl gleichzeitig, dass die Bewohner türkisfarbener Hütten eher traditionellen als christlichen Glaubensrichtungen angehören.
Es hat wirklich den gesamten Tag geregnet, was einerseits nicht so schlimm war, weil ich nur im Bus sitzen musste, andererseits war es schade, weil die Landschaft (grüne, sanfte, baumlose Hügel und Berge) mit ihren vielen bunten Dörfern sehr schön aussah. So aber habe ich kein einziges Foto gemacht. Nächstes Mal muss ich der Gegend mehr Aufmerksamkeit schenken. So aber bin ich in einem langen Tag an der Hibiscus Coast vorbei bis zur Wild Coast gefahren. Ausserdem gibt es entlang des Indischen Ozeans die Elephant, Shipwreck oder die Dophin Coast. Wer denkt sich eigentlich solche Namen aus? Bis nach Chintsa ging es. Das liegt zwar etwas abseits der N2, der Hauptverkehrsstrasse, der der Baz Bus grob folgt, aber das Buccaneers Backpacker's Hostel ist eine feste Adresse hier. Das Buccs liegt etwas oberhalb einer Lagune, zwischen zwei kleinen tourischen Dörfern und ca. 500 Meter vom Strand entfernt, der von der Terrasse des Schlafsaals aus gut zu sehen war. Was für eine Aussicht. Die Sonne ging morgens über dem Meer auf und abends irgendwo hinter der Lagune, wenn man vom Strand aus guckte, unter. Zwar war auch hier im Meer die Strömung zum Schwimmen zu stark, aber am endlos langen Strand hätte man bestimmt bis Mozambique hochlaufen können. Links rum. Rechts herum lagen Tide Pools, Felsen, die bei Flut vom Meer überspült werden und in denen bei Ebbe eine bunte Vielfalt an Lebewesen zu finden ist. Zum Beispiel Muscheln, die fest an den Felsen zu installiert scheinen, aber durch eindeutige Spuren in einer dünnen Sandschicht, sich auf einander zu bewegen und bei Ebbe fröhliche Treffen zu veranstalten scheinen.
Zum ersten Mal habe ich hier am Strand diese komischen Rennschnecken/-Muscheln gesehen. Sie leben in der Übergangszone der vor- und zurückweichenden Wellen und rutschen, sobald das Wasser kurz abgelaufen ist, hektisch über den Strand bis sie sich in aller Ruhe im Sand vergraben, um auf die nächste Welle zu warten. Komische Tierchen. Im Internet habe ich gefunden, dass sie als Aasfresser am Strand unterwegs sind und sich in den kurzen Aktionsphasen zwischen zwei Wellen auf alles stürzen, was als lebloses Tierchen am Strand angeschwemmt wird. Genauer habe ich das später an einem Strand in Wilderness beobachtet, als sich eine handvoll dieser Schnecken über eine Blue Bottle-Qualle hergemacht haben. Ausserdem gab es viele exotisch aussehende Muscheln und den einen oder anderen Kitesurfer. Aber gelegen hat keiner am Strand gelegen, zu windig und Schwimmengehen geht ja sowieso nicht. Es sieht schön aus.
Von Chintsa aus fährt der Baz Bus, wenn er denn pünktlich ist, am späten Nachmittag weiter nach nach Port Elizabeth, oder PE wie der Südafrikaner ohne viel Zeit für lange Ortsnamen gerne sagt. Aus Plettenberg Bay wird Plett, aus Johannesburg wie gesagt im Notfall Jozi, aus Jeffrey's Bay, J Bay. An diesem Abend war der Bus anderhalb Stunden zu spät. Da sitzt man dann dumm rum, wartet im Idealfall mit anderen Baz Bus-Mitfahrern gemeinsam und denkt angestrengt darüber nach, ob nicht vielleicht doch ein eigener Mietwagen viel praktischer gewesen wäre. Bei dieser Gelegenheit habe ich mich mit Ina unterhalten, aus Deutschland, Anfang zwanzig, die vorher auch bereits in meinem Schlafsaal gewesen war. Zusammen saßen wir da in zunehmender Vorfreude auf eine immer später werdenden Ankunft in PE. Eigentlich 22 Uhr, tatsächlich 23:30 Uhr. Am nächsten Morgen sollte es vor 7 schon weiter gehen, also eine sehr kurze Nacht und reduzierte Schlafstunden ausserdem, weil das Hippo Backerspackers nach drei Tagen ohne Internet mir ein paar Minuten Kontakt mit der Aussenwelt versprochen hatte.
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