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Hallo Welt,
Scheint, als schulde ich euch so einiges…
Ich habe einen neuen Lieblingssong: Der kommt von Green Day und heisst „wake me up, when September ends!" Passt oft ziemlich gut. Auch wenn ich festhalten muss, dass ich den Fakt hier zu sein mittlerweile akzeptieren kann und er nicht wie in den ersten drei Wochen an mir nagt. Es dauert ja alles nicht mehr so lange: noch 3.5 Wochen, dann habt ihr mich wieder am Hals.
Wollen wir die ganze Geschichte doch aber von hinten her aufrollen:
Am Mittwoch den 15.08.12 war hier Independence Day. Das haben wir wunderschön ignoriert und den ganzen Tag im Bus verbracht (einem ganz gewöhnlichen, nicht so edlen Volvo-Schnigg-Schnagg). Der Ritt nach Shimogga dauerte rund 6h. Für meine Beine hatte viel Platz auf der Motorverschalung neben dem Fahrersitz. Leider muss man in solcher Pole-Position auch mit zusehen, was für Manöver der Fahrer so macht… Kein Kommentar!
Shimogga (oder neu Shivamoga, die haben zwar allen Städten neue Namen gegeben, aber brauchen tut sie eh keiner…) ist eine angenehm ruhige Stadt. Noch ruhiger war's bei Marwins Verwandten daheim. Ich hatte ein eigenes Zimmer und Bad, viel schöner als in B-Lore und erst noch gratis. Ich habe in diesen Tagen sehr viele Verwandte besucht. Marwins Mutter, Stella, hat sieben Geschwister von welchen 5 oder so in Shimogga leben. Ich habe sie alle besucht. Überall gab es mindestens Kaffee, konnte aber auch eine ganze gigantische Mahlzeit sein. Reden konnte ich mit den meisten nicht so viel, aber alle waren erfreut, dass ich IHREM Haus einen Besuch abstatte. Plus, so kannte ich die meisten schon etwas, was mir bei der Taufe vom Sonntag noch von Vorteil sein sollte… Dazu später.
Am Donnerstag sind wir schon wieder viel Bus gefahren, aber nur so 3h gesamt. Wir besuchten die Jogfalls. Marwin hat behauptet, diese seien die zweithöchsten Wasserfälle der Welt. So wird das vielleicht in der indischen Schule erzählt, Fakt ist, dass sie die zweithöchsten in Indien sind und nur irgendwo auf Platz Dreissig-Plus der Welt. Danke GOOGLE… Trotzdem war es recht eindrücklich. Wir nahmen die 1500 Stufen (hab sie nicht gezählt) in Angriff. Unten ist man noch recht schnell. Es folgten 1.5h barfuss klettern über rutschigste Felsen. Marwin hat seine Jeans, die er zum ersten Mal anhatte, gut eingeweiht, als er einen tüchtigen Fehltritt machte… Sobald wir ganz nass waren vom Rieselregen des Wasserfalls war der Rückweg angesagt. Ja, 1500 Stufen bergauf. Zum Glück hatte ich einen völlig untrainierten Inder dabei. Er hatte zwei Tage lang üblen Muskelkater. In dieser Zeit hat er Schenkelklopfer geliebt ;-).
Die Küche in Shimogga war die beste, die ich bisher in Indien gesehen habe. Liegt auch daran, dass Pinky (jep, die hiess wirklich so, und nein, ich hab nicht gesagt, dass mich daheim auch alle so nennen…) ein Tupperwaredealer ist. Auch Stella gehört zu denen - überall auf der Welt dasselbe. Ich habe dort sogar selber gekocht. Habs mir leicht gemacht: Hab Pfeffer-Tomatenhuhn gemacht. Meine Wohnungskumpanen und mein Vater dürften nun wissen, was das ist und dass es grundsätzlich aus indischen Zutaten besteht, also konnte nichts schief gehen.
In Shimogga habe ich mir Chappals (Sandalen, oder Hausschuhe oder so..) machen lassen. Massanfertigung mit eigener Wahl des Designs, Leder etc. War unglaublich teuer, ganze 300Ruppies. Also etwa sechs Stutz ;-), geschenkt!
Die Busfahrt nach Mangalore war noch einiges spektakulärer als die erste. Der Bus war klein. Entsprechend gefährlicher konnte damit gefahren werden. Die Droge des ersten Busfahrers war Calcium (gibt eine Art Rausch hab ich mir sagen lassen…) der zweite war ein Kautabakjunkie. Die Busse sind so klein, weil die Strasse teils steil und eng ist, wie eine Schweizer Passstrasse. Nur in massiv schlechterem Zustand. Es hat die ganze Fahrt in Strömen geregnet. Der Fahrer konnte nicht weit sehen, das hat ihn nicht daran gehindert 80km/h zu fahren. Man muss diesen Typen einfach vertrauen und Adrenalin hat man ja sonst in Indien so selten.
Das Haus in Mangalore liegt mitten in einem Palmenwald. Von der Veranda aus konnte man nur Grünes sehen. Und soooo ruhig… Alles war schon voller Verwandten. Auch habe ich die Person zum ersten Mal gesehen, wegen welcher dieser Trip überhaupt zu Stande gekommen ist: Jonathan Mike Rodrigues. Keine zwei Monate alt und wurde am Sonntag getauft. Übrigens Rodrigues kommt euch für Indien vielleicht etwas spanisch vor oder? Die Westküste war aber lange unter portugiesischem Einfluss, entsprechend haben christliche Familien hier oft portugiesische Nachnamen. Es darf euch also portugiesisch vorkommen!
Den nächsten Tag hab ich auf dem Töff verbracht. Es ist wie bei uns an den Familienfesten, die Cousins versuchen sich irgendwo zu verdrücken und Spass zu haben. Ich war natürlich ein guter Grund um sich von der Familie loszueisen. Auch haben sie mich dazu missbraucht, dass ich bei Malcolms Mutter betteln musste, dass er auch mitdarf und nicht daheim helfen muss. Natürlich konnte Jessie mir nicht „nein" sagen, schliesslich war ich ein spezieller Gast. Nach Missbrauch meiner Stellung fuhren wir an den Strand, in eine Kapelle und danach in ein Pub (PSST, das ist streng geheim, ihre Mütter hätten ihnen den Kopf abgerissen, hätten sie gewusst, wo wir waren…) Als Bedingung, dass Malcolm mitdurfte, mussten wir einige Besorgungen machen: Hühner kaufen. Und einmal mehr habe ich das was ich am Abend essen werde noch mit Puls und Federn gesehen. Der Laden stank bestialisch. Immerhin war's frisch… An den Abenden durfte ich dann jeweils als einziger in meinem Alter mit den alten Herren Bier und Whisky trinken. Das ist nur etwas für spezielle Gäste und Männer, die unter der Haube sind und diesen Fakt etwas wegtrinken müssen. Verstehen konnte ich jeweils nicht viel. Habe die Zeit damit verbracht, die Rollen der Personen im Gespräch zu beurteilen… Für sie war vor allem wichtig, dass ich auch in der Runde sitze!
Am Sonntag war dann die hoch zelebrierte Taufe mit den anschliessenden Festivitäten. Das Fest wurde von einer „Showmasterin" gemanagt. Hatte so in etwa das Ambiente eines bunten Abends in einem Schullager. Ausser, dass es auch Erwachsene waren, die bei den ach so „tollen" Spielchen mitmachten. Aber die Inder haben Freude daran… Leider sind die meisten Alkohol nicht gewohnt und waren schon am frühen Nachmittag so betrunken, dass sie sich selber nicht mehr kannten. Ich wurde wieder einmal zum Tanzen gezwungen. Grrrr… Ein alter Opa mit Whiskyfahne hat mich auf die Tanzfläche gezerrt…
Naja, alles überlebt. Um drei gings dann wieder nach Hause, die Herren sind im sofort im Garten eingepennt und haben sich so etwas ausgenüchtert. Wir waren wieder am Strand. Der war vollgepackt mit Leuten. Aber schwimmen tut da keiner, viel zu gefährlich sei es. Für mich war das eher ein schlechter Surfstrand und hat auf mich keinen gefährlichen Eindruck gemacht. Die Inder können ja nicht so gut schwimme sagt man…
Am Montag hab ich dann mal wirklich beobachtet, wie man Chicken-Biryani richtig macht. War interessant und später auch köstlich. Am Nachmittag gings dann endlich wieder heimwärts. Diese Mal mit einem klimatisierten Volvo. Das sind Welten zu den anderen Bussen! Aber dafür viel langweiliger.
So viel zu diesem Trip. Bin immer noch hinten drein, aber ich versuche, das mal noch aufzuholen…
Adee
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