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Zum Glück ist im Büro nicht viel los, so kann ich mich jeweils von anstrengenden Wochenenden erholen und meine Blogeinträge schreiben. Natürlich ist dieser Satz nicht ganz wahr, ich wäre froh, wenn endlich mal was Schlaues passieren würde… Aber über unschöne Arbeitsverhältnisse schreibe ich vielleicht ein andermal.
Dieses Wochenende war ich in der Garage (zu engl. „the garage" und falls du schlecht Englisch sprichst: „deh gäretsch". Das ist der Ort, wo sich jene treffen, mit welchen ich an der Tempeleinweihung in Tamil Nadu war. Natürlich ohne die Transsexuellen, aber die leben da auch irgendwo in der Gegend. Nach einer Busfahrt im Abendverkehr mit Marwin, folgte ein Ritt auf Motorrädern irgendwo tief in eine verwinkelte Stadt in der Stadt. Es ist unmöglich nachzuvollziehen, wo ich genau war, aber der Ort ist trotzdem real. Die Garage gehört einem von Marwins Freunden, dieser repariert auf 14m2 alles, was 2 Räder und einen Motor hat. Jeden Abend trifft man sich dort, einfach um dort zu sein.
Im Haus gegenüber liess ich mich rasieren. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemandem so sehr vertrauen kann, der mit einem Rasiermesser an einem rumfummelt. Allerdings beschreibt rumfummeln nicht gerade die Art und Weise, wie der Friseur ans Werk ging. Der war ein richtiger Könner und nach der Rasur inklusive Gesichtswäsche fühlte ich mich wie neu geboren. An diesem Abend bin ich zum ersten Mal ein richtiges Motorrad selber gefahren. Nach einigen Fehlschlägen mit dem Kupplungsspiel, hab ich es dann hinbekommen. ich fühlte mich wie bei der ersten Fahrstunde, ausser, dass da nicht noch 10 Leute zugesehen haben.
Eigentlich hatte ich geplant, irgendwann so um 10 spätestens daheim zu sein, doch es sollte mal wieder anders kommen. Ventis (so spricht man's aus, keine Ahnung, wie man's schreibt) ist Bauunternehmer und Kunde in der Werkstatt. Er liess dort in der Garage seine Royal Enfield Jahrgang 52 restaurieren. Ein wirklich schönes Ding. Als er hörte, dass ich Bauingenieur sei, konnte er sich fast nicht mehr halten: Er sei auch Ingenieur und baue Häuser und überhaupt müsse ich unbedingt seine Baustellen ansehen kommen. So kam es dann auch. Statt nach Hause zu gehen, sass ich dann plötzlich hinten auf der Royal Enfield 52 in Richtung seinem Haus.
Er selber kann nicht gerade viel Englisch, so war dann auch die Kommunikation eher schwierig, zum Glück haben seine Töchter Englisch in der Schule und konnten etwas übersetzen. Sein Haus ist für indische Verhältnisse ein ziemlicher Palast. Sein Geschäft scheint zu laufen. Kein schlechter Werdegang für jemanden, der mit 9 Jahren angefangen hat, auf dem Bau als Handlanger zu arbeiten.
Eigentlich meinte ich, dass Marwin am Morgen auch kommt, dem war aber nicht so. Nach einem riesen Frühstück, hiess es Baustellenbesichtigung. Seine Häuser sind alle sehr ähnlich, aber doch ziemlich nobel. Selbst die Betonqualität ist bei weitem besser als bei den meisten anderen Baustellen, die man so antrifft. Um 12 war ich dann endlich wieder an einem mir bekannten Ort. In der Garage. Ich war ziemlich fertig. Kommunizieren, wenn keiner die Sprache des anderen versteht macht unglaublich müde. So liess ich mich zu Metro chauffieren. Keine zwei Stunden ruft mich Ventis an. Schon mal mit jemandem telefoniert, der nur einzelne Wörter in Englisch kann???
Apropos telefonieren: Ich lerne Tamil: „boca vaia va gutikilla", heisst „komm her zahnloser Mann und trink mit uns!". Noch besser ist, dass ich das wirklich am Telefon einem zahnlosen Alten gesagt habe. Er fand's lustig…
Sonntagabends war ich mit Karthik im Kino. Ice Age continental drift in 3D. Inder machen im Kino so richtig Stimmung! Und das Soundsystem kann bei uns der Gleichen suchen: Wenn richtig BASS kommt kann man den Wind spüren…
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