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Dass ihr in letzter Zeit nicht wirklich viel von mir gehört habt, liegt daran, dass ich tatsächlich was zu arbeiten hatte die letzten Wochen und entsprechend keine Bürozeit zum Blogschreiben verwenden konnte.
Nachdem wir beim Pollution Control Board 4 Hierarchiestufen runterverdingt wurden und nur SCH*+%&-Informationen von denen bekommen haben, hat Bineesha mal etwas freundlich und mit Nachdruck die Dringlichkeit unseres Belangens kundgetan. Nicht, dass sie was anderes als wir gesagt hätte am Telefon, man muss einfach den entsprechenden Ruf und Respekt haben… Aber ich kann völlig darüber stehen, von einer Frau aus dem Sumpf gezogen zu werden ;-). Nun haben wir schon neun Anlagen besichtigt. Wir können das volle Bouquet präsentieren: Von völligen SCH*+%&-Anlagen (entschuldigt, dass ich dieses Wort so oft brauche…) bis hin zu grossartigen Anlagen. Und es sind nicht unbedingt die grossen internationalen Konzerne, die sich viel Mühe bei der Abwasserreinigung geben.
Ich kämpfe mit Rückenschmerzen. Wo sie herkommen, konnte ich nicht genau eruieren, in Indien gibt es dafür so viele Gründe:
-dünne durchgelegene Matratzen auf einem Brett mit 4 Beinen.
-Bussitze, in welche ich die Beine nicht wirklich reinbekomme und also immer irgendwie schräg sitze.
-Busse allgemein, wenn keine Sitze vorhanden sind, ist die Decke so nah, dass ich den Kopf einziehen muss, und dann kommen die vielen Verkehrsberuhigungshügel und alle sonstigen Löcher in der Strasse à Adee Kopf und Rücken…
-grundsätzlich die Tatsache, dass man in Indien von einem Weissen erwartet, dass er immer sitzen will und es als Beleidigung empfindet, wenn dieser lieber stehen möchte.
-und zu guter Letzt, dass man hier als Standard-Obergrenze 1.9m ansetzt für die meisten Dinge, die man durchqueren muss.
Genug geklagt. Natürlich passieren auch immer wieder angenehme Dinge. Vor einer Woche war ich bei Marwins Eltern eingeladen. Es gab viel zu Essen, soviel, dass man mir sogar noch die Überbleibsel mitgab, da ich ja so ein armer bin, weil meine Mutter nicht hier ist, um für mich zu kochen. Marwins Vater hat mich gefragt, warum ich so schlank sei, ob ich das so möchte, oder ob das einfach so sei… Ich sagte, ich könne nicht wirklich etwas daran ändern. Das käme dann schon noch, meinte er, wenn ich dann einmal heirate. Gute Aussichten! Vielleicht hat er ja recht, ein Faible für Essen habe ich ja schon… Als Randnotiz für alle die sich um meine Verdauung sorgen: Alles immer noch im Schwung!
Ich habe mich mit Sumathi (meinem Host) über Kartoffeln unterhalten. Irgendwann kam ich dann ins Schwärmen, was wir Schweizer alles Tolles aus den schmackhaften Knollen machen. Zwei Tage später kriegte ich so was wie Röschti mit Spiegelei zum Frühstück. Es war nicht ganz das Gleiche und auch etwas salzig, aber wenn man lange von Daheim fort ist, weckt es dennoch gewisse Sehnsüchte.
Meinem Friseur des Vertrauens stattete ich auch wieder einen Besuch ab. Einmal rasieren und dann noch die Kopfmassage. Mein Paps weiss, was ich jetzt gleich erzählen werde, er hat mich nämlich davon gewarnt! Erst bekommt man etwa 2dl Öl auf den Kopf geleert. Dann wird kräftig auf dem Kopf herumgeprügelt, mit den öligen Händen auch der Rücken bearbeitet (danke für die Flecken auf dem T-Shirt), und dann KNACK-KNACK, der Kopf feste und mit Schwung nach links und rechts gedreht. Ob man sich danach wirklich besser fühlt, kann ich nicht sagen, aber man fühlt sich sicher anders. Als kleines Extra darf man dann mit dem ganzen Öl in den Haaren mit der U-Bahn nach Hause fahren, denn eine Haarwäsche kriegt man da nicht! Zwei Tage lang hatte ich bei der geringsten Transpiration meiner Kopfhaut diesen Geruch dieses SCH*+%&-Öls (sorry, schon wieder…) in der Nase!
Seit ich mich hier so wenig bewege, scheint das Östrogen in mir Überhand zu nehmen. Letzten Sonntag verbrachte ich Stunden in Läden und liess mich zum Experten in Kaschmirwolle und indischem Schmuck ausbilden. Teuer ist es dann auch noch geworden, so teuer, dass ich erst am Montag bezahlen und mitnehmen konnte. Was ich gekauft habe bleibt geheim, nur so viel: Es war nichts für mich und einige von euch Lesern dürfen sich auf Präsente freuen…
Morgen ist mein letzter Arbeitstag dann geht's 6 Tage auf Reisen. Zu den Jogfalls, nach Mangalore, und wieder heim. Bezahlen muss ich eigentlich nur die Buskosten für Marwin und meine Wenigkeit. Überall werden wir von Verwandten erwartet, die uns nur zu gern aufnehmen und verwöhnen. So kommt die ganze Reiserei doch wieder ziemlich günstig ;-).
Eigentlich ist Schlafenszeit, aber ich habe immer noch etwas Europa-Rhythmus übrig: immer werde ich so ab 22:00 wieder so richtig wach! Entsprechend schläfrig komme ich dann ins Büro!
Apropos Schlaf, ich vergass. Wir wollten einen schönen Sonnenaufgang auf den Nandihills bewundern. --> Aufstehen um 4 und raus aus der Stadt mit einem tollen Schlitten. Es war so was von bewölkt und mit Aussicht war es auch nicht viel, zumal die Nandihills völlig eingewolkt waren... War trotzdem spassig.
Adee Zämme
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