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Diesmal schreibe ich über gestern schon morgens früh im Bett :-)
Gestern war ein wunderbarer Tag. Wieder ein Fahrttag, aber wieder gefühlt mehr Sightseeing mit dem Auto, und ein Abend, wie ich ihn mir im Hostel immer wünsche.
Der Tag startete mit Frühstück aus vielen kleinen Päckchen. Nicht schön, wenn man gerade im Eden Project war, und geschmacklich können solche Marmeladen und Croissants ja leider meist eh nicht viel. Aber was soll’s. Ich hab im blau-grün gehaltenen Wohnzimmer gegessen und der Blick auf den idyllischen Innenhof genossen, sowie die Tatsache, dass die Sonne schon guten Morgen gesagt hat.
Beim Abschied wurde mir dann vorgeschlagen, doch einfach länger zu bleiben. Es gab genügend Gründe, es nicht zu tun, nur einer war die vor Wochen gemachte Buchung in Penzance ;-)
Mir standen etwa eineinhalb Stunden Fahrt bis zum Lizard Point bevor und eine weitere Stunde von dort bis Penzance. Auf der Lizard-Halbinsel wollte ich zwei Dörfer angucken, zum südlichsten Punkt von Großbritannien und auf dem South Western Coast Path wandern. Ich dachte schon, dass das stressig werden könnte.
Die Fahrt Richtung St. Keverne ging über Landstraßen. An den größeren davon, sie ersetzen hier die Autobahnen, gibt es immer wieder Rastplätze. Allerdings immer ohne Klo. Dafür stehen dort oft Imbisswagen, meist werden Breakfast & Burger beworben. Was die dort wirklich verkaufen, weiß ich nicht, ich hab bisher nie dort angehalten. Vor den Buden stehen oft Tische und Stühle in der Sonne. Mir gefällt das Konzept und abgesehen vom fehlenden Klo, das sucht man dann in den Tankstellen in den Orten auf, finde ich diese Rastplätze einladender als unsere Riesenrestaurants, anonym und hässlich. Ok, bei Regen steht man hier im Regen. Aber wie oft regnet es hier schon?! :-D Ich bin genau zur richtigen Zeit hier. Im Dartmoor blühte der Ginster dunkelgelb, auf den Feldern hier unten blüht der Raps hellgelb und an der Straße stehen strahlendblaue Glockenblumen. Besser kann es eigentlich gar nicht sein. Ich liebs.
St. Keverne wurde im Reiseführer empfohlen. Ich weiß nicht warum, den Cadgwith stand nicht drin, ist aber eine Augenweide im Vergleich mit St. Keverne.
St. Keverne ist ein kleines Dorf rund um eine große Kirche mit riesigen alten Friedhof. vom Friedhof blickt man hinunter Richtung Meer, irgendwo hinter der übernächsten Landzunge muss Flamouth liegen. Es gibt einen Dorfplatz und ein paar süße Häuser. Mein Spaziergang war schnell erledigt und etwas ernüchtert stieg ich wieder ins Auto. Ganz nett, aber… 15 Minuten bis Cadgwith, wenn man sich auf den engen Straßen nicht verfährt. Aber inzwischen schaffe ich es auch, dort dann entspannt zu wenden. Juhu :-)
Cadgwith bietet außerhalb einen Besucherparkplatz, Gebühr 3 Pfund für den Tag. Dann läuft man einen kleinen Trampelpfad am Hang entlang hinunter Richtung Bucht und hinein in die Siedlung. Da wurde es dann richtig schön. Reetgedeckte Steinhäuser mit blauen Fenstern und Türen, die Bank davor passend gestrichen, eine winzige Kapelle, im Hafen viele Fischerboote. Ich hatte den Ort aufgrund einer Fernsehdoku gewählt, die ich in meiner Reisevorbereitung gesehen hatte. Und in echt war es hier noch viel schöner! Die Boote werden noch per Hand aus dem Wasser an den engen Strand gezogen, was gefischt wird, viel Krebs und Hummer, landet in den Kochtöpfen der wenigen Restaurants oder wird woandershin verkauft. Ich wanderte ein paar Minuten den South Western Coast Path hoch, um von oben auf Buch und Dorf zu gucken. Immer noch wunderschön. Am Ende der Bucht stand ein kleines Häuschen mit Bank am Weg mit Blick aufs Meer. Die zwei Holländerinnen machten mir sofort Platz. Sie laufen 5 Tage den Weg und haben Gepäcktransport inklusive. Da es hier ständig steil bergauf und bergab geht, gar keine schlechte Option. Wir genossen die Sonne und quatschten, wieder Komplimente für meinen Mut. Hmmm…
Wieder unten im Ort stand fest, dass ich zwar Proviant dabei hab, aber nicht an der angebotenen Krebssuppe mit Brot und Salzbutter vorbei komme :-D Krebssuppe hatte ich noch nie und wenn, dann doch gerne hier, fangfrisch von den Booten auf meinen Fotos. Sehr lecker und sehr regional.
Schweren Herzens spazierte ich danach den Gang wieder hoch zum Auto. Ein Roadtrip biete zwar die Möglichkeit, immer wieder Neues zu entdecken, dafür hat man aber auch tausend kleine Abschiede von Flecken, die man mag. Aber so ist es nun mal. Und ich bin neugierig, was mich hinter der nächsten Ecke erwartet. Also weiter. Und plötzlich hab ich auf der einspurigen Straße ständig Gegenverkehr. Gott sei dank fast immer direkt an den kleinen breiteren Stellen zum Ausweichen, einmal muss ich zurücksetzen. Aber auch das klappt und ich bin ein kleines bisschen stolz darauf, dass ich inzwischen so gelassen den engen Straßen begegne. Vielleicht bin ich doch ein bisschen mutig. Aber diese Straßen im Sommer in der Hochsaison, wenn richtig viel Verkehr ist? Nein, danke! Muss nicht sein.
Ich parke in Lizard, dem südlichsten Ort Großbritanniens, auf einem riesigen Parkplatz, drumherum Restaurants und Souvenirläden. Ich ahne Schlimmstes und beschließe, nicht die Hauptstraße Richtung Lizard Point zu nehmen, sondern im großen Bogen über den South Western Coast Path drauf zu zu laufen. Ein Eis mit Milch von einer Farm aus der Nachbarschaft wird mein Nachmittagssnack. Der Coast Path bietet fast sofort tolle Blicke auf die Küste und die Buchten und ich mache viele Fotos. Hier ist zwar was los, aber es sind nicht viele Menschen unterwegs. Lizard Point erreiche ich schnell, den markanten weißen Leuchtturm lasse ich rechts liegen. Ich hab nur noch Augen für das Meer und die Küstenlinie. Wie schön das hier ist! Wirklich wie im Film. Und dazu die Sonne!!!
Auch ich bummele gern durch die kleinen Souvenirläden, meist gucke ich nur. Hier kaufe ich zwei Postkarten, ich sollte langsam auch mal welche schreiben und nicht nur kaufen :-D , und ein paar wunderschöne warme Socken. Zuhause werde ich dann gern an den Tag zurück denken. Musste viele durchgelaufene Socken neulich gerade ausmisten. Mit der Verkäuferin rede ich kurz und herzlich, typisch England irgendwie, und dann wandere ich weiter auf dem Coast Path. Noch 45 Minuten bis zum Auto. Hach. Wie schade. Auf einer kleinen Bank gibt’s daher noch eine Teepause und viiiiiiel Zeit für Ausblick. Es ist soooo schön hier!!! Nur ein paar Leute führen ihre Hunde Gassi, sonst bin ich allein mit den Möwen.
Erst nach 18:00 Uhr steige ich wieder ins Auto. Der Tag ging schnell rum. Aber nicht wie befürchtet, weil er so stressig war, sondern weil so viel Zeit zum Genießen war. Die Stunden verstreichen ungesehen und es ist ganz viel passiert: ganz viel zu Ruhe kommen und Erholung. Und ein bisschen Farbe im Gesicht :-)
Nach 19:00 Uhr komme ich in Penzance in der Jugendherberge in einem alten Schloss an. Die Zimmer sind groß, das Haus ist außerhalb des Ortes.
Im Zimmer komme ich sofort mit einer Australierin ins Gespräch, wir haben uns schnell festgequatscht. Bei Nudeln mit Soße, die jede für sich in der Küche kocht, kommt noch eine Kanadierin dazu und wir reden bis nach 22:00 Uhr. Ich bin total glücklich, weil ich genau das an den Hostels so liebe.
So. Das war gestern. Was ich heute mache? Entscheide ich beim Frühstück. Und spätestens heute Abend muss ich auch die noch offenen 3 Tage planen und buchen. Denn hier ist Montag Feiertag und viele Leute haben frei. Das sorgt dafür, dass einige Unterkünfte schon ausgebucht sind. Aber ich werd was Schönes finden. Und nun raus aus den Federn und ab in die Sonne! Es ist ja schon 8:15 Uhr :-D
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