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Gestern Abend hatte ich nur Satellitenempfang für Notrufe und irgendwie war ich dann auch zu träge, den Eintrag trotzdem zu schreiben. Daher heute mal wieder für gestern…
Die Abreise aus dem Dartmoor fiel mir auch nicht leicht. Ich mag die Landschaft dort so sehr und das Hostel war so gemütlich. Definitiv etwas für einen weiteren Besuch. Nächste Woche sind sie leider schon ausgebucht.
Jedenfalls war die Fahrt durchs Moor wieder sehr schön und bergab (wir reden hier ja von einem Hochmoor) gab es auch immer wieder weite Blicke in die Umgebung. Leider war meine präferierte Autobahn nach St. Austell wegen eines Unfalls gesperrt, das hat mir der Wirt im Hostel bei der Abreise noch nicht auf den Weg gegeben, so dass ich direkt auch kleinere Straßen ausweichen musste. Durch Tavistock hindurch, hier hatte meine deutsche Kommilitonin damals gewohnt, stand ich dann auch ewig im Stau. Immerhin mal Zeit, mal genauer zu gucken, was mein süßes Auto noch so alles kann. Es ist nämlich erstaunlich hilfreich. Es hat nicht nur allen Schnickschnack zum Einparken, sondern auch nen selbst mitdenkenden Tempomat, hilft beim Spurhalten (war beim ersten Mal total erschrocken als es sowas machte) und all solche Extras. Sehr hilfreich, wenn man allein unterwegs ist, Linksverkehr zwar gut im Körper verankert ist, aber das Spur-perfekt-Halten-bei-großem-Gegenverkehr trotzdem immer schwer fällt :-D andererseits, wer hält schon perfekt die Spur? Auf jeden Fall entspannen diese kleinen Helferchen die Fahrten.
Nach Tavistock wurden die Straßen zum Glück schnell leerer, aber die umfahrt trieb mich bis ganz runter ins Tamar Valley, dort über eine einspurige Brücke (sind die Brücken hier oft) und auf der anderen Seite ebenso steil und eng wieder das Tal hinauf. Idyllische Dörfchen, nette Aussichten, aber schmal Straßen mit vielen Kurven, Hecken und Steinmäuerchen links und rechts. Da schlägt das Herz höher. Entweder aus Freude am Gesehenen oder aus Angst vor Gegenverkehr. Bei mir ist es anfangs ein bisschen von beidem gewesen. Inzwischen entspannt sich das zum Glück immer mehr. 1,5 Stunden zuckelte ich so also übers Land, sag meine Lieblings-CDs durch und genoss die Landschaft so weit das als Fahrer geht. Kurz vor St. Austell fuhr ich das erste Mal wieder aufs Meer zu - immer ein Glücksmoment, der mich strahlen lässt.
Bei der Anfahrt auf das Eden Project musste ich an Hobbiton denken. Auch dort sieht man aus der Entfernung nichts und selbst in der direkt hinführenden Straße kann man nur hier und ganz kurz erahnen, was sich in der Senke verbirgt. Das Eden Project ist in eine alte Abbaugrube für Ton (nennt man das so?) gebaut worden und Anfang der 2000er eröffnet worden. Es umfasst 2 riesige Gewächshäuser (Biomes) mit einer einzigartigen Wabenstruktur. Es werden Mediterranean und Rainforest vorgestellt, jeweils aus den verschiedenen Gebieten der Welt. Die Pflanzen werden allerdings nicht nur mit Namen versehen, sondern man lernt auch Anbau, Verwendung, Einfluss auf Nachhaltigkeit/Naturschutz etc. kennen. Außerdem gibt es dazu authentische Deko, Musik, zT sogar Essen. Draußen gibt es noch eine schöne Gartenanlage, die ich diesmal leider gar nicht mehr angucken konnte. Ich bin einfach in den Biomen versackt :-D Es gab Erinnerungen an Australien und Neuseeland (da blühe ich dann ja immer sehr auf) und einfach genug zu sehen, dass ich stundenlang beschäftigt war. Ich hab mich mit als Letzte um 5 rausschmeißen lassen.
Dann ging’s weiter nach Charlestown, das lag eh nur 5 Minuten abseits meiner Route. Die Wirtin in Postbridge hatte mir den Ort empfohlen. Alter Hafen, alte Häuser, Imbisse direkt am Wasser, oft werden hier Filme gedreht, weil es so hübsch ist. Ich hab dort zu Abend gegessen, wieder mal Fish & Chips. Das erste Mal draußen sitzen im Restaurant dieses Jahr. Auch wenn’s eine Imbissbude war. Der Hafen war süß, das Sightseeing aber nach 15 Minuten beendet. Nach dem Essen ging’s daher schnell weiter aufs Land, wo ich ein B&B gemietet hatte.
Noch kleinere Straßen als bisher, Bauernhöfe und Felder. Landmaschinen will ich hier nicht begegnen :-D Das Haus war schwer zu finden und angekommen wurde ich geupgraded, weil irgendwas mit der Buchung schief gelaufen war. Ich hatte ein ganzes Ferienhaus für mich. Drumherum Felder und Wiesen, schön für nen kleinen Spaziergang, wenn auch die Wiesen pitschnass waren. Internet oder Empfang? Nööö. Bis auf neben der Koppel ganz schwach. Heizung? Ging leider nicht. Als ich das merkte, war es zu spät, um nachzufragen. Also schnell ins Bett, diesmal mit Fleecepullover und Hose überm Schlafanzug. Geht auch mal. Und dann vorab heruntergeladenen Podcasts als Abendprogramm und schnell unter die warme Decke.
Dafür, dass der Tag eigentlich ein Fahrttag war, fand ich ihn sehr gelungen. So fühlte es sich nämlich gar nicht an. War mehr Sightseeing mit dem Auto ;-)
Was ich eigentlich noch zum Titelthema schreiben wollte:
Das Eden Project ist aus mutigen Visionen vieler Menschen entstanden und ist ein voller Erfolg. Was alles möglich ist, wenn man outside the box denkt und einfach mal ins Tun kommt… als ich hier die Pflanzen aus Australien 2008/09 gesehen habe, bin ich mir sicher, nie daran gedacht zu haben, dass ich je selbst dorthin reisen würde und Ozeanien sogar öfter auf meiner Reiseliste auftauchen würde. Dort woher ich kam, war sowas einfach kein typisches Reiseziel. Ich halte mich absolut nicht für mutig oder innovativ. Das sind definitiv andere. Auch wenn man mir hier immer wieder sagt, wie mutig ich doch sei, allein mit dem Auto durchs Land zu fahren. Ich glaube, zu Mut braucht es viel mehr als das. Aber ein bisschen weiter zu denken als in den bekannten Rahmen, größer zu denken, kreativer zu denken, mehr nach den Sternen zu greifen, das kann nie schaden. Irgendwo daher kommt meine Liebe für Ozeanien und geschadet haben mir meine Reisen dorthin sicher nicht. Eher im Gegenteil. Sie haben mir gezeigt, was möglich ist und wozu ich allein in der Lage bin, nicht nur beim Reisen selbst. Ich bin unfassbar stolz darauf, mir selbst die Grundlagen für solche Reisen geschaffen zu haben und diese Grundlagen sind so vielfältig. Daher mein Fazit heute: Es braucht nicht immer die ganz großen, ausgefallenen Visionen. Jeder hat seine Komfortzone und da mal ein bisschen heraus zu treten macht einen nicht ärmer an Erfahrungen und manchmal wachsen die eigenen Visionen so irgendwann in den Himmel :-)
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