Irgendwie lief der Tag nicht ganz perfekt, aber er war trotzdem schön. Das Frühstück draußen mit Blick aufs Meer werde ich total vermisse. Zweimal noch und dann ist Schluss :-( überhaupt hab ich nur noch zweieinhalb Tage hier bis ich zum Flughafen muss. Und ich dachte noch, vier Wochen wären so lang. Weiß echt nicht, wo die Zeit hin ist. Gefühlt bin ich gerade erst angekommen. Und gleichzeitig hab ich so viel gesehen und erlebt, dass ich manchmal überlegen muss, was wo war. Fluch und Segen von Langzeitreisen.
Heute früh hat es wieder geregnet und gerade regeneriert es auch schon wieder länger. Scheint so, als sei die Regenzeit noch nicht ganz vorbei. Ein ganz feiner Niesel. Man merkt ihn kaum, aber irgendwann ist trotzdem alles feucht. Und die Luftfeuchtigkeit erst! Die liegt hier seit Tagen zwischen 80 und 90%. Sehr unangenehm. Draußen auf dem Meer gehts, da ist die Luft besser. Aber hier an Land ist das echt heftig.
Meine Badesachen hängen nachts auf dem Balkon zum Trocknen. Aber so sind sie morgens natürlich immer noch feucht. deshalb hatte ich meinen Bikini heute Morgen auch außen an den Rucksack gehängt und noch nicht angezogen. Ist der einzige, den ich besitze. Ersatz gibts nicht. Als ich an der Fähre ankam hieß es, dass meine nicht fährt, ich müsse die spätere nehmen. Also Zeit im Laden nebenan verbummeln. Da beriet gerade die Verkäuferin eine Dame, die eine wasserdichte Handyhülle für Fotos wollte. Da fiel mir ein, dass ich auch so ein Ding hab. Allerdings im Hostel. Also schnell zurück, ist noch genügend Zeit und der Weg nur 7 Minuten. Auf dem Weg liegt dann plötzlich mein Bikinioberteil. Und die Hose? Nicht am Rucksack, nicht irgendwo sonst. Muss wohl die Schnur nicht dicht genug zugezogen haben. Scheisse. Also weiter zurück, nun auch noch suchend. Keine Spur von der Hose. Im Hostel schnell diese Hülle geholt und noch Wechselwäsche für unterm Neo. Will ja trotzdem schnorcheln. Auf dem Rückweg alles abgesucht, in die Mülleimer konnte man nicht gucken, am Terminal, im Laden, bei den Passanten und in den umliegenden Cafés gefragt. Nichts. Verzweifelt ein Blick in den Mülleimer auf dem Weg vorm Laden. Leuchtend blau! Da war sie!!! Hatte ich ein Schwein. Einige Zufälle zusammen und am Ende alles gut. Warum ich das so groß erzähle? Weil mich diese Zufälle beeindruckt haben und weil ich nassgeschwitzt und total abgehetzt auf dem Schiff ankam und trotzdem total glücklich war. Dass ich die Hülle nicht benutzt hab, sondern das Schicksal sie nur brauchte, damit ich meinen Bikini wiederbekomme, ist eh klar; oder?! :-D
Nach 45 Minuten waren wir auf Fitzroy Island, benannt nach irgendeinem britischen Minister. Mein Ticket beinhaltete auch eine halbe Stunde Glasbodenbootfahrt. Also war ich erst eine halbe Stunde im Regenwald, dann auf dem Boot (endlich konnte ich mal ein paar Fotos von Riff machen, ansonsten war’s aber wenig spannend, wenn man schon schnorcheln war) und danach hab ich mir ein Schließfach gemietet und bin mit meinen Schnorchelsachen los. Leider ein Strand bestehend aus Korallenknochen und Steinen. Und dazu steil. Fürchterlich, wenn man da ans Wasser runter will. Tut sehr weh. Hab’s mit Flossen an probiert. Ging halbwegs, hat den Zuschauern aber sicher mehr Spaß gemacht als mir. Hab an den einen Tanz in Mamma Mia Film zu Lay all your love on me gedacht :-D
Das Schnorcheln war besser als auf dem Meer. Viel entspannter. Wegen des schlechten Wetters die Tage war das Meer nur leider etwas aufgewühlt und wegen dem bedeckten Himmel war das Wasser leider nicht klar, die Sicht schlecht und die Farben etwas matt. Bleibt dabei: Whitsundays war ein Traum!!!! Und trotzdem: ich war alleine schnorcheln und hab entspannt 3 Meter bis 30cm über den Korallen meine Kreise gezogen. Das mit den Flossen wird auch immer besser. Bin aber immer mal hoch, gucken wo ich bin und dass ich nicht ganz von anderen Leuten abdrifte. Die dort beheimateten Schildkröten hab ich leider nicht getroffen.
Mittags saß ich eine Stunde im Restaurant und hab den Ausblick durch die Palmen aufs Meer genossen und mich für meinen Mut gelobt. Dann bin ich nochmal ins Wasser, die zweite Stelle war aber mit der Ebbe doof, so dass ich 30 Minuten umsonst gelaufen bin. Zum Schnorcheln nochmal an der ersten Stelle war dann leider kaum noch Zeit. War trotzdem schön. Hab mir wenige Stellen gesucht und die länger angeguckt und die Fische und Korallen beobachtet. Man ist da einfach so nah dran und da man mit der Schwimmweste bewegungslos treiben kann, stört man auch nicht.
Und schon waren die vier Stunden auf der Insel vorbei und es ging wieder heim. Nachdem ich im Zimmer auf ein unteres Bett umziehen konnte, hab ich ganz entspannt gegessen und war nochmal auf dem Nachtmarkt nebenan. Meine Beine und Füße haben heute ihre wohlverdiente Belohnung bekommen: eine Massage, weil sie mich so schön vier Wochen durch die Gegend getragen haben. Die Massage war ein Träumchen. Jetzt im Bett schwankt es noch vom Schnorcheln und dazu die massierten Füße… herrlich…
Hatte noch einige andere Themen im Kopf für heute, aber ich versuch jetzt mal, mich kürzer zu fassen.
Es gibt zwei Typen von Korallen: harte und weiche. Von den harten gibt es etwa 100 Arten, von den weichen etwa 500. Die harten sehen manchmal aus wie Steine. Die bekannte Korallenbleiche passiert regelmäßig, schon immer. Nur hat die Koralle mit den heutigen Einflüssen oft einfach zu wenig Zeit, sich wieder zu erholen. Und was das Wachstum angeht: Korallen wachsen unheimlich langsam. Ich glaube, nur einen Zentimeter pro Jahr, wenn sie schnell wachsen. An sogenannten Korallenbäumen (Stäbe mit ein paar Querästen) züchtet man sie zum Teil nach und verpflanzt sie dann später. Hier an den Stränden beginnen die Korallen schon 3 Meter raus und sie reichen sowohl hier als auch im äußeren Riff oft bis kurz unter die Wasseroberfläche. Das macht es sehr schwer, sie nicht zu berühren, was absolut verboten ist. Drauftreten oder was abmachen und mitnehmen natürlich sowieso. Will morgen ins Aquarium. Bin gespannt, was ich da noch alles lerne.
Hab auf der Fähre Susen wiedergetroffen, die auf der Fahrt nach Airlie Beach neben mir saß. Echt verrückt, wie klein diese Community hier ist. Aber es reisen ja auch alle in dieselbe Richtung. Langsam verstehe ich Hape Kerkeking mit seinen Pilgerbekanntschaften.
Und jetzt noch ein bisschen random Allerlei:
1. Ich schäme mich ständig fremd für M Mädchen mit zu knappen Tops und Bikinis. Wenn der Gegenüber 3/4 des Nippenpads in Blumenform sieht, ist der Bikini doch eindeutig zu klein. Oder wenn oben alles deutlich rausquillt. Oder wenn Unterbrustnähte mitten auf der Brust sitzen. Oder wenn sie ständig am Oberteil zieht, damit es nicht bei der nächsten Bewegung alles freilegt. Und so laufen die hier nicht am Strand oder Pool rum, sondern in der Öffentlichkeit im Alltag oder abends. Naja… ManN hat sicher Freude dran, wenn er billig gut findet…
2. Die Asiaten sollten einem eigentlich leid tun. Die sehen alles nur durch ihr Handy oder spiegelverkehrt. Da werden hunderte Fotos und Selfies gemacht und die Landschaft mal genießen findet einfach nicht statt. Nimmt man das Handy runter, werden die Bilder nachbearbeitet oder versandt.
3. Die Lebensmittel haben hier extra Kennzeichnungen wieviele einheimische Zutaten sie enthalten. Auch ne Idee.
4. Hier gibts einen riesigen Baum, in dem tausende an Fledermäusen wohnen. Eine Bekannte fragte mich gestern Abend, ob ich den schon kenne. Susen sprach ihn heute früh an und als ich vorhin vom Schiff kam, flog bestimmt 15 Minuten lang eine nicht enden wollende Traube Fledermäuse aus der Stadt Richtung Meer. Sowas hab ich noch nie gesehen. Aber wie lustig, dass das jetzt so geballt kam, das Thema :-D
Der Tag war schön, aber ich bin etwas traurig, dass ich meine geplante Wanderung durch den Regenwald auf der Insel nicht mehr geschafft hab. Wäre alles zu knapp geworden. Also bekam die neue Welt den Vorzug.