Profile
Blog
Photos
Videos
Heute war ich im Daintree National Parc, dem ältesten Regenwald der Welt. Die Tour ging von 7:30 Uhr morgens bis 19:30 Uhr abends. Entsprechend platt bin ich nun auch.
Der Regenwald gehört zu den Wet Tropics, die sich von Townsville, mit dem zu etwa 6h südlich von hier, bis weit nach Norden erstrecken. In den 70ern (glaube, das war da) war der Park Gegenstand langer Proteste, die am Ende dafür sorgten, dass der Nationalpark heute das ist, was er ist.
Wir arbeiteten uns über den Tag Stück für Stück die Küste hoch, am Ende hatten wir knapp 3 Stunden Rückfahrt. Morgens war der Bus typisch für hier und ja auch die Amis eiskalt. Als wir ausstiegen hatte ich gar kein Gefühl dafür, wie Heuss es inzwischen geworden war. Der Regen, mit dem ich morgens das Haus verlassen hatte, hatte sich nämlich schnell wieder verabschiedet. Zum Glück.
Der erste Stopp war Mossman Gorge, ein Tal im Regenwald, durch das ein ziemlich schneller Fluss fließt. An einigen Stellen kann man zwischen riesigen Steinen im glasklaren, aber eiskalten Wasser baden. Bevor wir den Nationalpark betreten haben, hat ein Aboriginal eine Rauchzeremonie für uns gemacht. Am Waldrand war eine Feuerstelle aufgebaut, in die er bestimmte extra nassgemachte Blätter geschmissen hat, die dann fürchterlich qualmten. Mein Hoddie ist immer noch geräuchert und lüftet die Nacht auf dem Balkon. Gestern frisch gewaschen und ich hab ja nur zwei. Mist! Man macht die Zeremonie, um böse Geister zu vertreiben und den Urahnen Bescheid zu sagen, dass Besucher kommen. Sie sollen dann auf einen aufpassen. Außerdem hat uns der Aboriginal Fragen beantwortet. So spontan hatte ich leider nur eine. Die Kinder dürfen erst ab einem gewissen Alter an den Zeremonien teilnehmen. Kinder werden von den Großeltern aufgezogen, da die Eltern ja selbst noch von ihren Eltern lernen bis die nicht mehr da sind. Man bekommt sein Wissen also immer von den Ältesten des Stammes. Interessanterweise haben Frauen in dieser Kultur mehr eigene Stätten als Männer, wo dann auch ihre Männer nicht hindürfen. Orte, um Kinder zu gebären zB sind heilig, dürfen aber nur von Frauen besucht werden. Unser Aboriginal hat uns außerdem noch gezeigt, dass sie eine Pflanze kennen, deren Blätter nass gemacht und zerrieben eine schaumige Seife ergeben. Überhaupt entnehmen die Aborigines der Natur immer nur genau so viel wie sie wirklich benötigen und achten penibel darauf, dass von allem immer genug für die nächste Generation bleibt. Eine Lebensart, die wir uns in jeglicher Hinsicht einmal abschauen sollten. Die Bemalung, die er sich dann auf den Arm malte, stellte den Wald und die Grenze von ihrem Gebiet dar. Jeder Stamm darf nur in seinem Gebiet leben und jagen. Hinter den Grenzen ist alles tabu. Das ist ja wie bei uns. Er hat es mit Farben von farbigen Erdbrocken aufgemalt.
Dort gab es dann natürlich auch noch ein Touristencafé und weil das Frühstück inzwischen über 3 Stunden her war und das Mittagessen noch 4 Stunden hin, hab ich mir ein Sandwich gegönnt und war total begeistert. So ein leckeres knackiges Brötchen, eher ein halbe Baguette in der Mitte gefaltet mit Hähnchen, Käse und Tomate und dann im Ofen gebacken, dass der Käse zerläuft, sowas hab ich bisher wirklich selten gegessen. Traumhaft lecker!
Im Gorge sind wir einen befestigten Weg hochgelaufen, ca. 2km, und konnten dann kurz baden. Leider war für mehr als 15 Minuten keine Zeit vorgesehen. Aber es war trotzdem herrlich.
Dort am Rande des Parks hab ich nun auch noch größere Spinnen gesehen, zwei verschiedene, die eine sehr hübsch gemustert. Warum ich ihr Muster erkennen konnte? Sie waren beide größer als meine ausgestreckte Hand! Aber trotzdem sehr filigran. Nicht wie Vogelspinnen, sondern eher wie unsere zuhause, nur deutlich vergrößert.
Auf unserer Fahrt sind wir wieder durch unzählige Zuckerrohrfelder und einige Bananen- und Kokosnussplantagen gekommen. Da bekomme ich immer direkt Urlaubsgefühle. Gib mir Palmen und Bananenstauden und ich bin im Süden :-) Schmalspurbahnen fahren das Zuckerrohr von den Feldern Richtung Mühle. Sehr effizient und platzsparend.
Dann kam wieder das Thema mit den Krokodilen, denn auch diese Tour enthielt eine Flussfahrt durch Krokodilgebiet. Immerhin 3 Krokodile haben wir gesehen, allerdings alle kleiner als meine letzten. Hier oben leben an vielen Stränden und im Wasser Krokodile. Oft, weil sie auf ihrem eigentlichen Gebiet, dem Fluss, den Kampf ums Revier verloren haben und dann ausweichen mussten. So ein Revier kann um die 7km groß sein. Salzwasserkrokodile wie die hier können übrigens sowohl in Salz- als auch in Süßwasser leben. Süßwasserkrokodile kommen dagegen mit Salzwasser nicht klar. Um das mit den Stränden abzuschließen: im Sommer gibts dazu noch Quallen, die einen verletzen oder sogar töten können. Besonders fies sind kleine Quallen mit ganz langen dünnen Tentakeln. Die sieht man nämlich kaum. Taucher und Schnorcheler tragen deshalb im Sommer Sting-Anzüge, also dicke Neoprenanzüge, die sie vor den Stichen der Quallen schützen. Wo Krokodile sind sollte man natürlich dennoch nicht ins Wasser gehen. Die werten das dann nämlich als Angriff auf ihr Revier und verteidigen das entsprechend.
Krokodile sind Einzelgänger, die Männchen haben allerdings einen ganzen Harem Weibchen zur Brutzeit. Die besuchen sie dann an ihren festen Plätzen immer wieder. Klang etwas wie auf der Reeperbahn :-D
Im Daintree wachsen 41 verschiedene Mangroventypen, weltweit gibt es um die 60. Mangroven können gut in Salzwasser stehen, weshalb sie hier auch oft bis zum Strand reichen. Über ihre in die Luft ragenden Wurzeln, ähnlich wie Stalagmiten, oder das Abwerfen von Blättern scheiden sie das überschüssige Salz wieder aus.
Oh, fragt mich bitte nicht nach botanischen oder zoologischen Details. Ich gebe nur wieder, was ich mir gemerkt hab bzw. spannend genug fand, kurz für den Blog zu notieren. Wer tiefer eintauchen will, darf gern woanders weiterlesen ;-)
Der nächste Stopp nach dem Essen war ein Spaziergang durch den Regenwald mit kurzem Halt am Strand vom Cape Tribulation Hier treffen zwei UNESCO Stätten aufeinander: der Daintree Regenwald und das Great Barrier Reef. Das macht diesen Punkt zu einem besonderen. Landschaftlich ist er natürlich auch total schön. An diesem Strand gibt es sogar Kokospalmen. Richtig paradiesisch. Wenn nur das Schild mit den Krokodilen nicht wäre…
Auf dem Spaziergang haben wir einige platzen erklärt bekomme. Besonders spannend finde ich nachwievor den Strangular Fig Tree. Den kenne ich seit Fraser. Ein richtig fieses Ding. Dieser Parasitenbaum sucht sich einen Wirtbaum und umwuchert ihn dann Stück für Stück bis er selbst ein so dichtes Netz geflochten hat, dass er ohne den Wirt stehen kann. Dann dreht er dem Wirt über die Wurzeln das Wasser ab, indem er die Wurzeln abschnürt. Ich hab nun einige solche Bäume gesehen. Sieht eigentlich ähnlich aus wie andere Parasitenpflanzen, die sich um Bäume ranken, aber das Wissen um dieses Ding lässt ihn auf mich irgendwie unangenehm wirken.
Theoretisch laufen in dieser Gegend auch Cassowaries, sowas wie bunte Emus, und Kängurus über die Straße. Hatten wir beides nicht, aber morgens grasten einige Kängurus ganz friedlich auf einem Feld neben der Straße. Wie unser Wild.
Von Januar bis März wird diese Region Australiens regelmäßig von Zyklonen heimgesucht. Wer kein zyklonsicheres Haus hat, der geht dann in ein eigens dafür bereitstehendes Shelter. Hätte ich mir gern einmal angesehen, stand aber nicht auf dem Zettel. Hab’s nur im Vorbeifahren gesehen und direkt gefragt, was es damit auf sich hat. Seit ein Zyklon vor einigen Jahren Darwin ordentlich verwüstet hat, versucht man neu immer zykkonsicher zu bauen. So wie man in NZ erdbebensicher baut. All diese Länder und ihr ganz natürlicher pragmatischer Umgang mit den Naturgewalten. Irgendwie beeindruckt mich das in gleichem Maße wie es mich erschreckt.
Also ich kurz nach halb 7 wieder im Hostel war, hab’s nur noch Essen auf der Dachterrasse mit Blick aufs dunkle Meer und ein bisschen The Crown. Für morgen hab ich mir nochmal eine Insel mit Regenwald und Strand und Schnorcheln ausgesucht. Ganz lässt mich das noch nicht los. Es geht nach Fitzroy Island. Ich hoffe, das Wasser ist etwas ruhiger als neulich.
- comments