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Es war nun an der Zeit Panama Lebewohl zu sagen, und nach vier Tagen in Bocas waren wir (Jakob und Lu) auch wieder reif für das Fahrrad. Wir freuten uns schon extrem auf die Tour, die uns nach Puerto Viejo führen sollte, in ein kleines, karibisches Dorf in Costa Rica. Von Bocas del Toro, wo wir uns gerade noch befanden, war das ein perfekter Tagestrip, der allerdings damit begann, unsere Fahrräder auf kleinen Booten zu fixieren, die uns zurück aufs Festland brachten. Von da an ging es dann durch eine wunderschöne, saftig grüne Landschaft, die aber leider mit sehr vielen Steigungen verbunden war. Nach den „Feiertagen" in Bocas del Toro, wo wir öfter mal länger fort waren und uns kaum sportlich betätigten (bis auf ein Fußballmatch am Strand wo wir Cordoba erfolgreich wiederholen konnten), war das Radfahren speziell für mich (Lu) sehr anstrengend. Ich konnte mein Rad, das nur hinten voll bepackt war, bei den starken Steigungen kaum kontrollieren. Als das Rad dann auch noch mit dem ganzen Gepäck umkippte und ich mir das Eisenpedal in den Fuß rammte, war ich mit meinen Nerven schon ziemlich am Ende! Es wurde aber mit der Zeit immer besser, und auch die Steigungen wurden weniger. So kamen wir flott an die Grenze, die absolut nicht ausgeschildert war, und die schlussendlich über eine Minibrücke führte, die aber nur begehbar - nicht befahrbar war!! Das war schon sehr eigenartig. Hätte uns nicht jemand nachgerufen, wären wir auch an der costaricanischen Grenzbehörde einfach vorbeigegangen, ohne uns den notwendigen Einreisestempel abzuholen. Alles erschien uns hier an der Karibikseite ein bisschen relaxter, als wir es dann später beim großen Grenzübergang nahe der Pazifikseite erlebten. Bald nach der Grenze hatten wir dann unseren fast schon obligatorischen Platten, den wir am Straßenrand flickten. Ein Mann fragte uns ob wir Hilfe bräuchten, und als wir verneinten, lud er uns spontan in seinen Garten zu ein paar frischen Früchten ein (die dort typischen Wasseräpfel und „lemón dulce", also süße Zitronen). Es war richtig nett mit ihm zu plaudern, und er versorgte uns auch noch für den weiteren Weg mit Früchten. Solche Erfahrungen sind glaube ich wirklich nur möglich, wenn du zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs bist. Alle anderen Transportmittel sind zu schnell, und du bekommst wenig von den Leuten vor Ort mit! Das ist wohl eines der schönsten Dinge an unserer Fahrradreise. Leider wiederholte sich das mit dem Platten dann aber noch 3 Mal (das ist eines der weniger schönen Dinge der Fahrradreise), weshalb wir feststellen mussten, dass etwas mit meinem (Lu) Reifen nicht stimmen konnte. 9 Kilometer vor unserem Ziel mussten wir aufgeben, da es in Kürze dunkel wurde und mein Rad einfach nicht mehr wollte. Wir fragten, ob uns ein Pick-Up nach Puerto Viejo führen könnte, aber ein Taxi-Pick-Up verlangte unverschämte 20 Dollar, also lehnten wir ab. Als es aber immer dunkler wurde und wir alleine am Straßenrand im Nirgendwo standen, wurde uns schon etwas mulmig. Ein netter Mechaniker nahm uns aber schließlich mit seinem alten Pick-Up mit (der wäre auf der Fahrt fast auseinandergebrochen). Bevor er uns aber direkt zu unserem gewünschten Hostel brachte, musste er noch Benzin aus seinem anderen Auto pumpen, weil es zu der Zeit einen Benzinengpass gab. Das war ein Unterfangen von ca. 30 Minuten. Er lag verschwitzt im Dreck und werkte an seinem Autor herum, und das alles nur für uns!! Das war extrem nett - wir haben ihm dann am Schluss auch Geld gegeben, aber es war allemal billiger als 20 Dollar und eine super Erfahrung mit ihm zu plaudern.
In Puerto Viejo angekommen konnten wir erstmals das karibische Flair genießen. Sehr viel schwarze Bevölkerung, Bob Marley Musik auf der Straße und eine „pura vida" Einstellung zum Leben (pura vida - also das pure Leben wird dort von Jung und Alt entweder zur Begrüßung, zur Verabschiedung, oder einfach nur so als Ausspruch verwendet) ;) erwarteten uns dort. Das Hostel in dem wir zelteten war ziemlich cool, und hatte sogar einen Billardtisch, auf dem wir uns schließlich mehr oder weniger auf Jakobs Regeln einigen konnten (weil auch die Mehrheit der anderen Spieler danach spielte musste ich mich geschlagen geben). ;)
Wir genossen dort den Strand der direkt vor der Haustür war, ließen das Surfen aber bleiben, weil die Wellen ziemlich heftig waren, und vor allem die Strömung unberechenbar war. Das Meer glich eher einem Fluss, und da rote Fahnen vor dem Baden warnten, wagten wir uns auch nur kurz hinein. Wenn man in Strandnähe blieb war es aber halb so wild. Wir fuhren dann von Puerto Viejo mit dem Bus (mein Rad war ja kaputt und verhinderte somit eine kleine Ausfahrt) in den Nationalpark Cahuita. Wir hätten auch zu Fuß hingehen können, aber auf dieser Seite hätten wir 10 Dollar Eintritt zahlen müssen, und auf der anderen Seite reichte eine freiwillige Spende. Und da wir uns hier gleich mal ganz öffentlich als Budget-Traveller outen möchten war der Umweg für uns eine ganz klare Sache! ;) In den Nationalpark begleitete uns Brenda, eine Tica (so nennen sich die weiblichen Einwohnerinnen Costa Ricas). Sie war quasi unsere Führerin durch den Park, obwohl Jakob für sich beanspruchte mehr zu wissen und uns gern mal einen Baum als großen Baum, und einen als etwas kleineren vorstellte. Das war aber nicht ganz so informativ wie er annahm. ;) Dieser Park war relativ klein, aber wunderschön. Er lag direkt am Meer, weshalb wir dort auch baden gingen, und im Park selbst sahen wir Kapuzineraffen und Brüllaffen, genauso wie Faultiere, wunderschön blaue Riesenschmetterlinge, einige Vögel und Eichhörnchen, einen Kaiman, Spinnen und sogar Schlangen, die ziemlich gefährlich aussahen (giftgelb und orange -> Fotos sind online). Ein kleiner Bursche hat uns erzählt, dass man bei einem Biss innerhalb einer Stunde stirbt, weshalb ich dann aufgehört habe Fotos aus 30 cm. Entfernung zu machen. Der Bursch sprach allerdings englisch und war definitiv kein Einheimischer - war also vielleicht auch kompletter Nonsens! Absolutes Highlight (zumindest für mich) war aber das Besteigen einer Palme, die schräg ins Meer hineingewachsen ist! Ich konnte von dort aus Kokosnüsse pflücken, und eine konnte ich nach langer Arbeit auch wirklich öffnen. Wir genossen den Kokosnusssaft (der mir normalerweise nicht besonders schmeckt - aber selbstgepflückt schmeckt´s einfach besser!!) und aßen das Kokosnussfleisch! Es war wirklich ein besonderes Erlebnis sich einfach von der Natur zu ernähren ohne auf irgendeine Hilfe angewiesen zu sein! Klar könnt ihr jetzt sagen, dass Brombeeren pflücken am Wegesrand in Österreich gar net sooo ein großes Ding ist und das auch bedeutet genauso sich von der Natur zu ernähren aber das hier war anders, weil dies mit einer wirklich großen Anstrengung (und auch des Missbrauchs meines Leathermans) verbunden war, was das Ganze für mich noch aufregender und schöner machte. Zurück in Puerto Viejo haben wir noch alle unsere kaputten Schläuche repariert und in einem „Fahrradgeschäft" nachgefragt, was das Problem meines Reifens sein könnte. Sie meinten, dass der Mantel kaputt ist und ausgetauscht werden muss, empfahlen uns aber den Mantel nicht bei ihnen zu kaufen, sondern in der Hauptstadt San José, weil die bessere Mäntel haben!!! Das hat mir gefallen! Sowas möchte ich mal in Österreich erleben! ;) Wir haben uns deshalb entschlossen direkt von Puerto Viejo aus eine Tour in den Tortuguero Nationalpark zu buchen (inklusive einer Übernachtung und Weitertransport nach San José, wo wir den Matthias treffen wollten). Die Tour war sehr teuer, aber dafür schliefen wir in einem wirklich schönen Hotel im Park, der nur mit dem Boot zu erreichen ist. Auch das Dorf dort liegt direkt am Wasser, und es gibt dort keine Autos, nur Boote!! Der Park war wirklich sehr schön, weil wir mit dem Boot, aber auch zweimal selbst mit Kajaks durch den Fluss und dessen Seitenarme fahren konnten. Leider war es die meiste Zeit etwas regnerisch, weshalb sich die Tiere eher im Inneren des Waldes versteckten, aber wir sahen trotzdem alle drei in Costa Rica heimischen Affenarten -> Spider Monkey, Kongos (Brüllaffen), caras blancas („Weißgesichter" -> also die Kapuzineraffen). Außerdem sind wir extra zu einem Ort gefahren, der gar nicht in der Tour inkludiert ist (quasi als Entschädigung für weniger Tiere) und dort haben wir ein Krokodil entdeckt, das sich vor unserem Boot langsam ins Wasser gleiten ließ! Das war schon sehr cool anzusehen. (Hab keine Ahnung wo da die Fotos dazu sind, aber es gibt ein Video, das wir aber auf dem Blog nicht hochladen können, weshalb wir auch auf Facebook eine Seite einrichten wollen die dann die Videos enthält). Der Nationalpark war jedenfalls wunderschön grün, und vor allem das Kajak fahren durch kleine Seitenarme hat uns total getaugt. Im Wettrennen haben wir natürlich unsere Führerin und den Fahrer des Schiffes um Längen geschlagen - gar keine Frage! Übrigens waren wir zwei DIE EINZIGEN die diese Tour gebucht hatten. Wir waren somit alleine auf diesem ca. 12-Mann/Frau-Boot was sehr angenehm war, weil die Tour auf uns persönlich abgestimmt werden konnte. So haben wir zum Beispiel eine Wanderung gestrichen, um noch einmal Kajak fahren zu gehen, weil uns das einfach so sehr gefiel!! Auf dem Rückweg hatten wir noch eine Führung durch einen wunderschönen, kleinen botanischen Garten und erfuhren auch noch sehr viel über den hiesigen Bananenanbau (wir fuhren bei RIESIGEN Bananenplantagen vorbei, die uns auch schon mit dem Fahrrad an der Grenze von Panama zu Costa Rica begleiteten). ÜBRIGENS: Del Monte ist Chiquita vorzuziehen. Beide Firmen behandeln ihre Mitarbeiter schlecht, und sie arbeiten zu Mindestlöhnen. Aber bei del Monte sind sie zumindest krankenversichert und bekommen Unterkünfte zur Verfügung gestellt, die in Ordnung sind.
Ja, und nach dem Nationalpark gings dann direkt mit dem Bus zum Matthias nach San José. Er hatte uns schon ein Hostel rausgesucht, in dem wir uns treffen wollten. Dieses Hostel sollte sich später noch als riesiger Glückstreffer herausstellen!!! Dazu aber im nächsten Eintrag mehr. Wir kamen jedenfalls mit einigen Stunden Verspätung spätabends in San José an, was uns nicht daran hinderte, noch ein bisschen fort zu gehen. Davon soll euch aber Matthias beim nächsten Eintrag mehr berichten …
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