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Die zweite China-Etappe habe ich auf Grund von Freundenempfehlungen in der Provinz Yunnan verbracht. Da mein Visa aus zwei Besuchen à 30 Tagen besteht, habe ich nach dem ersten Besuch rund 10 Tagen in Bangkok/Umgebung, meine asiatische "Basis" mit einer guten Freundin verbracht. Danach wie gewohnt - es sind mehr als sechs Monate Weltreise durch 14 verschiedene Nationen vergangen - habe ich mit dem iPad einen Flugticket gekauft, am Vorabend meinen digitalen Barcode gespeichert und bin ich am nächsten Morgen ins Taxi eingestiegen: "Zum Flughafen über der direkten Autobahn, bitte." Eingecheckt, Zollkontrolle, zum Gate und Tschüss! Mein Gepäck habe ich reduzieren: jetzt passt alles in einem wasserdichten kabinentauglichen Rücksack leichter als die erlaubten 7kg. Nach der Entnahme eines schweizerischen Sackmessers und diversen Flüssigkeiten (mehr als 100 ml pro Behälter sind nicht erlaubt) bin ich vorsichtiger geworden. Ganz stolz konnte ich nach einer detaillierten Kontrolle wieder alles einpacken, da es völlig in Ordnung war.
Bereits im Flieger gab es Chinesen aber der Ankunft nach Kunming war markanter: die repräsentative und pompöse Architektur und die Sauberkeit des internationalen chinesischen Flughafen beweisen es und er ist komplett anders als den Flughafen Don Muang in Bangkok. Die thailändische Hauptstadt weist natürlich zwei internationale Flughafen auf, Don Muang ist der kleinere und der grössere heisst Suvarnabhumi. Der Flughafen von Kunming hat im Inneren eine goldene wellenartige sichtbare Tragstruktur. Das Ganze hat mir an den Osterhasen von Lindt erinnert! Nach einer Pause auf die Toilette um mich schön zu erfrischen, die Kleidung anzupassen und somit das Anstehen bei der Zollkontrolle zu verhindern war ich schon bereit um weiterzureisen, da auch kein Gepäck abzuholen war. Beim Infostand gab es keine Karte von Kunming: Willkommen in China! Wenigstens wurde mir die Bus-Nummer zum Zentrum bekannt gegeben. Die Fahrt hat in etwa 1 Stunde 30 Minuten gedauert. Mir hat ganz erstaunt, dass ein kleiner Mann mit einer Art Anzug und rotem Band beschmückt eine lange Rede via Mikrofon gehalten hat und danach ist er mehrmals durchgelaufen um bei jedem Einzelnen zu fragen ob alles ok war. Aus meiner Sicht völlig übertrieben und aufs Maximum aufgespielt bei einer solchen simplen Routinenfahrt: Willkommen in China, zum Zweiten!
Die Herausforderung, wenn keiner Englisch spricht, nehme ich immer gerne an. Netterweise bekam ich von meiner chinesischen bnb-Kollegin in Foshan ein paar Post-it Zettelchen mit Angaben über Ortschaften, Züge, Busnummern und Fahrzeiten sowie Preisen auf Chinesisch und auf Englisch. Im Prinzip diese ist die beste Art zu reisen in einem fremdsprachigen Land: die nächste Etappe von einem Einheimischen auf Papier bringen lassen und diese den Fahrern oder Leuten zeigen. Ganz lustig sind die Antworten, welche ich in China zum Teil erhalten habe: der Bahnhof musste ich selber finden, städtebaulich war er am Richtungen Ort mit dem richtigen Charakter und somit fast nicht zu versehen. Als ich nach einer WiFi-Internetverbindung gesucht habe (um hauptsächlich eine Karte herunterzuladen) wurde mir gesagt ich müsse weiss ich wo mit dem Bus fahren. Um die Ecke gab es dann eine Art chinesischen Fastfood-Restaurant mit kostenlosem WiFi und da konnte ich etwas essen und eine Karte herunterladen. Leider ist die bishin gut gelungene App "CityMaps2Go", welche auch Offline funktioniert, in China noch nicht so ausgereift. Als nächstes musste ich aber den Nachtzug nach Dali buchen. Auch da ganz lustig wie die Angestellte reagiert hat, nach jeder Angabe wie Desination, Zeit und Sitz- oder besser Liegeart ist immer eine neue Mitarbeiterin dazugestossen. Als ich den Reisepass gezuckt habe ist dann eine Art Oberchefin dazugekommen um alles zu überprüfen und von mir nochmals bestätigen zu lassen. Einen papierförmigen Stadtplan von Kunming habe ich am Schluss kaufen können und bin dann mit einem Bus gefahren, bis zum Park mit See herumspaziert und gegen Abend wieder zum Bahnhof zurück.
Die Fahrt bis Dali war angenehm und es war sogar zu schlafen. Laut Angaben meiner Kollegin musste ich dann mit dem einten Bus bis zu einer zweiten Busstation und dann mit einem Minivan weiterfahren. Alles hat mehr oder weniger geklappt und um rund 9 Uhr morgens konnte ich die Ex-Mitarbeiterin meiner chinesischen Freundin als meine Gastgeberin im idyllischen und ruralen Städtchen Xizhou begrüssen und kennenlernen. Wir haben uns auf ihrem Arbeitsplatz getroffen: das luxuriöse Hotel "Linden Centre". Es ist ein faszinierendes Gebäude im lokalen Bai-Stil gebaut, welches die Rote Garde während der kulturellen Revolution überlebt hat und somit sind viele architektonische Eigenschaften und Qualitäten erhalten geblieben. Der Manager des Hotels habe ich auf dem Weg dorthin bereits kennengelernt. Ein neues drittes ähnliches Hotel sei bald fertig renoviert worden, sagte er mir. Die Baustelle konnte ich später besuchen. Mehr Infos zum "Linden Centre" siehe hier: http://www.linden-centre.com
Es war schön wieder an die frische Luft auf rund 2'000 Meter über Meer direkt an einem See umgeben von kleinen Bergen in die Natur zu sein. Ein bisschen wie im Engadin. Was es aber im Engadin nicht gibt sind die riesigen Felder, welche im Moment zum grössten Teil mit Knoblauch belegt sind. Es hat mir gefreut die zickzack fliegenden Schwalben zu sehen und die Grillen zu hören. Die Sonne ist tagsüber sehr stark, darum sind die Einheimische ganz braun und tragen grosse Sonnenhüte. Der Sternenhimmel in der Nacht konnte ich als solches bis hin in China nicht sehen. Die Leuten hier sind auch lockerer als die Stadtmenschen drauf und die Polizei, welche in Kunming mit einem Grossangebot vorhanden war, ist fast nicht zu sehen. Dank meinen neuen Freunden konnte ich diverse alte Häuser besuchen und bei der Herstellung von dem typischen sonnengetrockneten dünnen Käse sowie von frischen Reisnudeln zuschauen. Die Innenhöfe, die Grösse und die schönen ästhetischen aber auch materialtechnisch konstruktive interessanten Details dieser Häuser oder besser gesagt Hauskomplexe mit ihren langen Aussenmauern haben mir ganz beeindruckt.
Nach ein paar Tage in Xizhou habe ich mich entschieden eine Woche bei einem naheliegenden Shaolin Tempel zu verbringen, um hauptsächlich Shaolin Kung Fu zu lernen. Dazu siehe diesen exklusiven Blog-Eintrag auf Englisch: http://blogs.statravel.at/davides-round-the-world-trip/blog/china/lijiang-shi/2015-03-25%2016:26:50
Da der Süden von Yunnan von der Natur her relativ ähnlich wie der Norden von Thailand oder von Myanmar ist, welche ich bereits bereist habe, bin ich nach Norden in Richtung Tibet. Dank der sehr praktischen App (oder auch Webseite) "Couchsurfing" konnte ich einen Bewohner von Lijiang finden, welcher mich bei ihm zu hause aufnehmen würde. Einerseits finde ich diese App sehr praktisch, da mehr 5,6 Millionen Unterkünfte von Freiwilligen und meistens auch Reisende in 120'000 Städte vorhanden sind. Der direkte Kontakt mit den Einheimischen in einer neuen Stadt hat für mich einen sehr grossen Wert. Dank meinem Gastgeber in Lijiang konnte ich mich aber auch neueres über China und deren Kinderpolitik lernen: er ist 23 Jahre alt, Einzelsohn und hat eine sichere Arbeitsstelle beim Staat. Er möchtet aber Grafikdesigner werden und seine Eltern lassen das nicht so einfach zu, da er ja eine solide gute Stelle mit Aufstiegsmöglichkeit hat. Als ich fragte, wie er zur Arbeitsstelle beim Staat gekommen sei, er antwortete sein Vater habe das arrangiert. Somit laufen gewisse Dinge immer noch gleich.
Lijiang ist grundsäatzlich eine touristische Reisedestination für Chinesen. Seine Altstadt ist ähnlich wie die von Dali oder Shangri-La aber aus meiner Sicht schöner. Wie bereits bei Pai in Thailand festgestellt, möchten die Touristen "walking streets" mit vielen Einkaufsmöglichkeiten. Lijiang ist der absolute beste Beispiel davon: jedes einzelne Gebäude wurde als Bar, Café oder Restaurant aber zum grössten Teil als Shop ausgebaut. Am Tag wird es rum flaniert, konsumiert und eingekauft. Am Abend mutiert die Altstadt zur Partymeile mit den verschiedensten sehr lauten Musikstile samt Shows und es wird gefeiert. Es sind Dimensionen, die man sich fast nicht vorstellen kann. Dali wurde bekannt dank einer Fernsehsendung und bei einer chinesichen Bevölkerung über eine Milliarde ist der Ansturm gewaltig, darum weisen alle diese Touristenstädte je einen Flughafen auf und riesigen Gebiete mit Carparks, Minivan-Depots, Wohnungen und Hotels für die Hochsaison. Es ist schon fraglich was das Ganze mit China zu tun hat aber wenigstens haben die Leute Arbeit, die Touristen sind zufrieden und diese Altstädte verrotten nicht. Gewisse Eingriffe in Dali sind aber architektonisch schon gewagt und fragwürdig. Shaxi habe ich auf dem Weg zu Lijiang als Mittagessen-Stop besucht. Anscheinend hätte dieses Dörfchen schön sein müssen aber so besonders war es auch nicht, vor allem nicht nach den schönen "Palazzi" von Xizhou. Überraschend war es festzustellen, dass die Inventarisierung sowie eine Weiterentwicklungsstudie und ein schönes Modell des Dorfes im Massstab 1:600 von der ETH Zürich erstellt wurde.
Nach ein paar Tagen in Lijiang beim Fahrrad fahren, Steigen der herumliegenden Hügel und beim Besuch der noch fraglichen zweiten Altstadt von Lijiang namens Shuhe Chama, wollte ich sehen was "Hiking" oder "Trekking" in China bedeutet. Somit ist die naheliegende "Tiger Leaping Gorge" in Frage gekommen. Für Details siehe hier: http://wikitravel.org/en/Tiger_Leaping_Gorge
Dieser Gebiet, wie fast jede Altstadt oder Park in China sei der schönste, meist berühmte oder längste der Welt und es sei bei irgend welche Weltkulturerbe aufgenommen worden... Da die Vorbereitung beim Wandern/Bergsteigen sehr wichtig ist, habe ich im Internet nach Kartenmaterial mit Distanz- und Zeitangaben sowie offizielle Beschriebe und Wandererkommentare gelesen. Natürlich habe ich den anspruchsvollsten Weg mit ca. 30 km und diverse auf- sowie Abstiege bis zu 600-700 Meter gewählt. Zwei bis drei Tage waren geplant, somit locker! Bereits von Lijiang nach Qiaotou sind mir im Bus ganz vorne vier Mädchen aufgefallen. Die einte hat mir netterweise gezeigt wo die Sitznummer war. Bei der Ankunft in Qiaotou am Anfang dieses langen und sehr engen Tales ging es um die Eintrittsgebühr. Viele Fahrgäste fingen an sich aufzuregen und dem Fahrer anzuschreien: China live pur! Nachdem ein paar ausgestiegen sind, bin ich zu den Mädchen und hab' gefragt welche Wanderung sie unternehmen wurden. Sie schauten die Karte an und sagten auf Englisch nach kurzer internen Besprechung: "Wir auch! Wir auch!". Alle andere Fahrgäste sind zur Aussichtsplattform am Talboden weitergefahren, wir sind hoch gelaufen und durften die ersten 17 km mit vielen Höhenmeter genossen. Die vier Mädchen haben ziemlich schnell die Rucksäcke an den Mann abgegeben, welcher uns mit seinem kleinen Pferdeesel verfolgte. Das Wetter war eher bewölkt, die Aussichten in Ordnung und die Begleitung Klasse. Auf dem Weg waren neben Snacks, Bier und Energy Drinks sogar kleine Pfeifen und Marjuhana zu kaufen! Gegen späteren Nachmittag haben wir unseres Guesthouse erreicht und wie in Seoul oder in Costa Rica konnte ich glücklicherweise einen grossen Schlafsaal für mich alleine haben.
Am zweiten Tag war der Sonnenaufgang, ein paar Wasserfälle und schöne Ausblicke sowie Teile der Strecke und natürlich der Fluss am Talboden das Highlight. Nach dem Mittagessen sind wir dann runter bis zur Schlucht. Es konnten auch zwei klettersteigartigen Leitern benutzt werden. Immer wieder gab es diese kleine Verkaufsstellen mit Souvenirs, kalte Getränke oder Eis. Später sind die vier Girls mit einem Bus nach Lijiang zurück und ich bin zum nächsten Dorf gelaufen. Das Tibet Guesthouse hat Online gut gepunktet und somit bin ich dort hin. Am nächsten Tag habe ich die schönste Wanderung des Treks unternommen: hoch bis zum "Walnut Garden Village" und danach quer talaufwärts und runter zur Holzbrücke durch den "Bamboo Trail". Endlich einbisschen Freiheitsgefühl ohne Abfall, blöde Verkaufsstellen oder Telefon-, Elektro- und Wasserleitungen überall im Weg. Das wolkenlose Himmel und der Sonnenschein haben natürlich mitgeholfen. Es gab sogar Bergellerartige Soglio-Ausblicke und der einte Abstieg erinnerte mich stark am Seitental Lovero in meinem Heimatdorf Castasegna. Bei uns gibt es aber keine Bamboos! Diese Wanderung war nicht so gut markiert und der Teil runter zur Holzbrücke ziemlich steil. Es sind Trittsicherheit und ein wenig Erfahrung in den Bergen gefragt, darum wird dieser Teil nicht so viel benutzt. Anscheinend gab es 2014 einen Erdrutsch, die Spuren waren noch zu sehen aber das Trail war hin und wieder markiert und mit wenigen Menschenspuren zu erkennen.
Die nächste Etappe nach Norden war Shangri-La. Die Neustadt finde ich nicht schön und die Altstadt bereitet sich vor eine zweite Dali oder Lijiang zu werden: Um- und Neubauten sind überall zu sehen und der Flughafen steht schon. Die Bevölkerung ist hingegen ganz nett und Teil der "Minderheiten": die Gesichter und die Sprache sind anders als die Stadtchinesen, die Religion erkennt man viel deutlicher. Weitere Indikatoren, dass die Randregionen Chinas bald erreicht werden waren die verschiedene Tiere wie Schweine, Yaks, Kühen, Geissen oder Pferde frei auf die Strasse rumlaufend und die Architektur der Häuser. Ganz schöne Tibeter Häuser aus Stampflehm mit windschiefen Aussenwände und schönen ornamentierten Fensterrahmen. Das Essen war auch anders: viel mehr Milchprodukte und kein Fisch mehr. Im Tibet Guesthouse hatte ich bereits die berühmte "Tsampa" probiert bzw. zuerst selber zubereitet und dann gekostet. Mit den frisch kennengelernten 4 chinesischen Freunden im Bus von der "Tiger Leaping Gorge" zu Shangri-La haben wir die erste Nacht bei einem "family stay" verbracht. Die Telefonnummer hatte ich während der Wanderung notiert: sie war auf einem handgeschriebenen Plakat an einem Baumstamm befestigt zu finden bzw. zu bemerken! Das Haus war zwar neu aber ohne Heizung, es gab nur 4 Betten und wir waren zu fünft. Somit haben wir am nächsten Tag zu einem Guesthouse neben der Altstadt gewechselt. Ganz schön gab es da in der Mitte des kleinen Empfangsraumes einen tischartigen Ofen. Diese Art von Ofen, welchen man rundum sitzt und das Essen drauf legt, so dass es warm bleibt, finde ich ganz schön, zweckmässig und sehr funktional. Beim unserem nächsten Aufenthaltsort nördlich von Deqin fast an der tibetischen Grenze haben wir auf Grund von Aussicht, Licht und Tischofen unsere Unterbringung gewählt. Zuerst wollte ich aber den Pudacuo Nationalpark sehen. Die Saison (Winter-Frühling) ist bestimmt nicht die beste aber es gibt wenigstens nicht so viele Leute. Ganz interessant ist, wie die ganze Wegführung mittels Holzstege, Brücken und weitere Konstruktionen versehen sind. Die Natur bleibt somit 100% intakt und man kann diese beobachten. In dem dass man mindestens 1 Meter über Terrain läuft, wirkt das Ganze ein bisschen surreal, wie in einem 4D Film.
Die Wetterprognose war nicht so gut und da es langsam wieder nach Bangkok bzw. Bali geht und das Wetter in Süden bei Lijiang schöner sein sollte, hab' ich mich verabschiedet. Eine Chinesin, welche Anzeichen von Kopfweh oder ähnliches aufwies, vermutlich wegen der grossen Höhenunterschiede oder einfach wegen dem schlechten Wetter, ist auch nach Shangri-La zurück. Während der 9 Stunden langen Busfahrt konnte ich diesen Beitrag über meiner zweiten China-Etappe erstellen, den anderen Beitrag auf Italienisch über den Chinesen ergänzen (siehe hier: http://blogs.statravel.at/davides-round-the-world-trip/blog/china/shangri-la/2015-04-03%2012:01:32) und die Diplomarbeit-Vorgaben eines Freundes studieren. Jetzt befinde ich mich auf einem Hügel 200-300 Meter über Lijiang und geniesse die Sonne, den Wind und die Aussicht sowie das Verfassen dieser Erinnerungen und Beschreibungen. Morgen geht es mit dem Nachtzug nach Kunming und dann zum Flughafen: Auf Wiedersehen China!
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