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Freitag, 24. Februar 2017 - leicht bewölkt, 25°
Diesmal ist es ein Minibus vom Hotel Foya Branca, der uns in die Stadt mitnimmt. Der Fahrer macht gewiss gern ein Extrageschäft, zumal er uns den Taxitarif von 250 Escudos abnimmt. An der gleichen Strasse hinter dem Markt, wo die Aluguers nach São Pedro abfahren, stehen auch jene nach Baía das Gatas bereit. Wir besteigen einen etwas grösseren Bus mit 30 Sitzplätzen, auf dem ebenfalls „Aluguer" steht. Die Viertelstunde, bis genügend Fahrgäste zusammen sind, vergeht unterhaltsam mit dem Betrachten der Menschen und Aktivitäten um uns herum. Nach kurzer Fahrt ist plötzlich laute Technomusik zu hören. Sie kommt von schwarzen Boxen auf einem Pickup, hinter dem sich hunderte von Leuten durch die Strasse bewegen. Viele von ihnen, vor allem die Kinder, tragen phantasievolle Karnevalskostüme. Ach richtig, der Karneval! Den hätten wir fast vergessen, nachdem gestern, am Schmutzigen Donnerstag, in der Stadt absolut nichts davon zu sehen und zu hören war. Wir verlassen die Stadt, der Monte Verde kommt näher. Einige Kurven noch hinauf, dann steigen wir an einer Verzweigung aus. Mit uns verlässt den Bus eine junge Farbige mit Wuschelkopf. Sie erklärt sofort in amerikanischem Englisch, sie sei eine Touristin und wolle auf den Berg wandern. Ich zeige ihr unsere geplante Route auf der Karte, worauf sie darum bittet, uns begleiten zu dürfen. Dagegen haben wir natürlich nichts, und so steigen wir zu dritt den steilen Weg hinauf, unterbrochen von einem Strassenstück. Die junge Dame ist äusserst gesprächig und erzählt, ihre kapverdischen Vorfahren seien einst in die USA ausgewandert. Bei einem Besuch hätten ihr die Inseln so gut gefallen, dass sie sich nun entschlossen habe, sich hier niederzulassen. Wir stellen uns als Schweizer Touristen vor, und sie nennt uns ihren Namen, den wir uns nicht merken können, aber alle würden sie „Kay" nennen. Die Texanerin aus Dallas erweist sich als gut informiert über viele Länder, die sie schon bereist habe, und entspricht somit nicht dem Typ der ignoranten Amerikaner, die ihr Land für mindestens die halbe Welt halten.
Die Sicht über den Nordteil der Insel mit der Bucht von Mindelo wird immer prächtiger, wenn es auch leider sehr dunstig ist. Dann kommen auch das Dorf Baía de Gatas und die langen Strände im Osten in Sicht. Im oberen Teil ist der Weg streckenweise stark verwachsen; Margrit und Kay zerkratzen sich die Schienbeine, während meine durch die langen Hosen geschützt sind. Wir weichen auf die Terrassenfelder aus, wo es möglich ist. Kurz unter dem Gipfel, der mit einem hässlichen Wald von Antennen aller Art versehen ist, überholt uns ein Touristen-Minibus. Als er bald leer zurückkommt, hält ihn die etwas Crioulo sprechende Kay auf und erreicht, dass der Fahrer auf uns wartet, während wir ganz hinauf gehen, um die Aussicht zu bewundern. Kaum haben wir uns dort zu einer Rast niedergelassen, erscheint der Fahrer und bittet uns, sofort mitzukommen, weil er die andern Fahrgäste, die ein Stück weit die Strasse hinunterwanderten, bald wieder einsammeln müsse. Es ist ein französisches Paar, dem ich erkläre, wir drei hätten dem Fahrer auch was bezahlt (es waren 500 Escudos), damit sie nicht glauben, wir seien Profiteure. Da seine Tour Richtung Baía das Gatas geht, setzt er uns an der Verzweigung ab, wo wir mit Kay die Wanderung begannen. Nach einer guten Viertelstunde werden wir von einem Pickupfahrer nach Mindelo mitgenommen. Die sympathische Kay bekommt unsere E-Mail-Adresse, verbunden mit der Einladung, uns in der Schweiz zu besuchen, wenn sie mal nach Europa komme. Hinkend, denn meine rechte Achillessehne schmerzt plötzlich, folge ich Margrit zur Post, um die Ansichtskarten einzuwerfen - Briefkästen haben wir sonst nirgends gesehen. Dann besteigen wir ein Taxi nach Lazareto. Für die Fahrt zum Hafen bestelle ich den Fahrer gleich für morgen 13 Uhr zum Hotel.
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