Profile
Blog
Photos
Videos
Montag, 20. Februar 2017 - sonnig, 25°
Unser Flug nach Mindelo auf der Insel São Vicente geht erst um acht Uhr abends. Wir haben somit Zeit für eine weitere kurze Wanderung. Dafür bietet sich der kleine Berg mit den Fernmeldemasten an, der sich südlich unseres Stadtviertels Cumbem erhebt. Ein paar trostlos graue Strassen bringen uns an den Fuss des Hügels, dann folgt ein steiler Pfad den mit vielen Agaven bestandenen Hang hinauf. In einem Stall am Weg steht eine einsame Kuh, daneben in einem Verschlag langweilen sich ein paar Schafe und Ziegen. Ein Heufuder kommt uns entgegen, vorne guckt ein Esel heraus; sein Eigentümer folgt dahinter. Wir erreichen eine luftige Krete und haben plötzlich Sicht ins Tal von Telhal, wo wir gestern wanderten. Bei blauem Himmel ist der Anblick wesentlich klarer und schöner. Vor allem die Felsenberge hinter dem Tal, bis hin zum Pico do António, dem mit 1394 Metern höchsten Berg der Insel, kommen prächtig zur Geltung.
Von der Wohnung aus gehe ich allein in die Stadt, um Brot und eine Gurke zu kaufen. Solche sind, da schälbar, nebst Karotten unser Standardsalat. Heute ist das Zentrum viel ruhiger als am Samstag; in der Markthalle bieten nur wenige Frauen ihre Gartenerzeugnisse feil. Um uns am Nachmittag die Zeit zu vertreiben, machen wir einen weiteren Rundgang, bevor wir unser Gepäck bereitmachen. Gegen 17 Uhr ist es so weit, ein Taxi zu finden, das uns zum Flughafen bringt. Auf der Bühne auf dem zentralen Platz spielt eine weisse Band vor zahlreichen begeistert applaudierenden Zuhörern Jazzklänge. Ich führe das Taxi zu unserer Unterkunft, und wir nehmen kurzen Abschied von der jungen Frau, die uns vor drei Tagen empfangen hat und inzwischen kaum in Erscheinung getreten ist.
Auch heute gab es kein fliessendes Wasser. Auf den Balkonen hängt dennoch eine ganze Menge Wäsche zum Trocknen. Woher die Leute im Haus dafür das Wasser hernahmen, bleibt uns ein Rätsel.
Der Taxifahrer kann keine Fremdsprachen, deshalb wird es eine schweigsame Fahrt. Dafür gibt das Auto umso mehr Rattertöne von sich, so dass wir fürchten, es könnte in einer der vielen Kurven ein Rad verlieren. Zum Glück gibt es überall Leitplanken. Diese alten Toyotas sehen äusserlich meist tadellos aus, sind aber furchtbare Klapperkisten.
Wieder mal sind wir viel zu früh am Flughafen. Ein älteres Paar sieht schweizerisch brav aus, und ihre roten Pässe bestätigen die Vermutung. Endlich mal wieder Landsleute, mit denen wir reden können, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Mit dem Austauschen von Reiseerlebnissen vergeht die Zeit bis zum Einsteigen schneller. Gut 45 Minuten Nachtflug nach Mindelo. Sergio, unser nächster Gastgeber, hat uns ein Taxi geschickt. Der Fahrer weiss genau, wo er uns hinbringen muss: In einer Häuserreihe irgendwo eine Tür, die aufgeht, als wir halten. Sergio ist nicht Italiener, wie der Name vermuten liesse, sondern ein weisser Kapverdianer, der gut englisch spricht. Seine dunkelhäutige, hübsche Frau scheint schüchtern und sagt kaum ein Wort. Leider ist unser Zimmer extrem klein; kaum wissen wir, wohin mit dem Gepäck. Diese Unterkunft buchte ich notgedrungen, weil ein Gastgeber annullierte und ich keine andere erschwingliche Stadtwohnung finden konnte. Sergio zeigt uns die Küche. Es ist seine private, wo er gerade am Kochen ist. Es stinkt intensiv nach Fisch. Wir sind nicht gerade glücklich über diese Umstände. Es geht gegen 22 Uhr, für uns ist also Bettzeit. Das Wohnproblem verschieben wir auf morgen.
- comments