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Mittwoch, 22. Februar 2017 - bewölkt, sehr windig, 25°
Statt ein Taxi bestellen zu lassen, was etwas ins Geld geht, wenn man solche täglich benützt, begeben wir uns zur 300 Meter vom Hotel entfernten Flughafenstrasse. Statt uns dort die Füsse in den Bauch zu stehen, um auf ein Aluguer zu warten, marschieren wir der schnurgeraden Strasse entlang und machen Autostop - dies seit Jahrzehnten zum ersten Mal! Hier gibt es einigen Verkehr, aber zunächst will uns niemand mitnehmen. Die Pessimistin Margrit fürchtet schon, die ganzen 6 Kilometer nach Santo André laufen zu müssen, aber dann obsiegt mein Optimismus: Ein weisser Pickup hält an, dessen junger Fahrer genau dorthin will, wo unser Wanderweg beginnt, nämlich zur Kirche des Weilers Santo André, wo er anscheinend an der Renovation mitarbeitet. Ich versuche, mich ein bisschen mit ihm zu unterhalten, aber mangels Sprachkenntnissen kommt dabei nicht viel heraus. Am Luxushotel „Foya Branca" vorbei gelangen wir auf den breiten Strand, an dessen Ende es gemäss unserem tollen Wanderbuch „einige Meter" weit eine Felsrinne hinaufgeht und man „bald" zu einem luftigen Küstenpfad kommt. Unklarer geht's kaum mehr, aber nachdem wir an einer unerwähnten Verzweigung erst mal fehlgegangen sind, finden wir die Route - trotz Wanderbuch! Anfangs macht uns der starke Nordostpassat mal wieder zu schaffen, der das breite Flughafental namens Ribeira de São Pedro herunterweht (Wanderbuch: aus Nordwesten...). Mehrmals reisst er mir um ein Haar den (angebundenen) Hut vom Kopf, was mir Kraftwörter entlockt. Aber am felsigen Steilhang kurz danach sind wir etwas windgeschützt. Das ist auch nötig, denn die Wanderung wird immer mehr zum heiklen Abenteuer. Ein paar Mal warne ich Margrit, auf plötzliche Windböen gefasst zu sein, die uns an ausgesetzten Stellen aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Denn wir bewegen uns einem fast senkrechten Felshang entlang; ein Stolpern könnte fatale Auswirkungen haben! Graue, braune und schwarze Felspartien tauchen auf, meterdicke Lavabänder kreuzen den Weg. Meist ist der Weg breit genug oder durch niedrige Mauern begrenzt und somit sicher zu begehen, aber es gibt steile, rutschige Abschnitte, die grösste Vorsicht erfordern. Und dann ist plötzlich Schluss für uns: Auf mehreren Metern ist der Weg abgerutscht, und die noch übrige Passage ist nicht mehr als 20 oder 30 Zentimeter breit. Links der haltlose Abgrund, rechts eine Felswand ohne jede Sicherung in Form von Seilen oder Haken. Ich bin zwar wagemutig, aber nicht lebensmüde, von Margrit ganz zu schweigen, und so ist klar, dass wir umkehren müssen, ohne das Ziel, den Leuchtturm, gesehen zu haben. Er wäre, wie wir nachher vom Strand aus sehen, wohl gleich um die nächste Ecke gewesen.
Nach einer kurzen Rast im Windschutz der Hotelmauer wandern wir dem schönen Strand entlang in Richtung des Dorfes São Pedro. Wir sind nicht mehr weit vom Anfang der Flugpiste entfernt, als Margrit ruft: „Schau mal, da kommt ein Flugzeug!" Tatsächlich, eine zweimotorige weiss-grüne Turbopropmaschine der Fluggesellschaft Binter setzt zur Landung an. Es ist die erste, seit wir die Wanderung begannen. Rasch kommen wir dem Dorf näher. Nochmals ein Anflug, ein Tui-Jet, der fast über unsere Köpfe hinwegdonnert. Auf der Praça, dem zentralen Platz des Dorfes, warten wir auf einer Bank in einem der schattigen Pavillons auf ein Aluguer. Im windgeschütztesten Pavillon spielen ein halbes Dutzend Männer Karten. Bei uns führen zwei ältere Männer lautstark gestikulierend ein Gespräch, von dem ich „lingua", „Crioulo" und „Portugués" zu verstehen glaube. Einer kann etwas englisch und bestätigt, die Wichtigkeit von Sprachkenntnissen sei das Thema gewesen.
Nach kurzer Zeit rattert eine desolate Aluguer-Kiste heran, die uns als einzige Fahrgäste nach Lazareto zurückbringt. Vom Hotel aus spähen wir immer wieder nach Fährschiffen aus, die nach Santo Antão hinüberfahren. Soeben hat Margrit ein weisses Schiff mit der grossen seitlichen Aufschrift „ARMAS" entdeckt. Diese Reederei ist uns von den Kanaren bekannt. Unsere Überfahrt soll am Samstag stattfinden; die Abfahrtszeit ist noch unklar.
- comments
Christel Da habe ich jetzt auch wieder "geschwitzt". Passt bloss auf euch auf! Wir hatten heute Nachmittag auch grausame Sturmböen, es hat mich halbwegs weggefegt, so dass ich schnurstracks wieder nach Hause bin. Aber temperaturmässig kann ich mich jetzt auch nicht beklagen, wir haben etwa 16°, morgen wird's aber wieder kühler. Viel Glück bei euren weiteren Wanderungen! Liebe Grüsse Christel