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Dienstag, 21. Februar 2017 - sonnig, 25°
Selbst zubereitetes Frühstück in Sergios moderner, aber etwas schmuddeliger Küche, die immer noch penetrant nach Fisch riecht. Das süsse, mehrfarbige junge Kätzchen der Familie leistet uns zu Margrits Entzücken zudringliche Gesellschaft. Das Tierchen ist aber nicht Grund genug, hier zu bleiben, denn diese Wohnsituation ist uns nicht angenehm. Ich suche im Internet nach Alternativen, aber die erschwinglichen Wohnungen in Mindelo sind alle ausgebucht. Der Grund dafür ist mir nicht klar, denn die Insel scheint trotz der spitzen Felsenberge in der Umgebung der Stadt nicht überaus attraktiv zu sein. Fündig werde ich nur im drei Kilometer entfernten Stranddorf Lazareto, in einem Aparthotel-Neubau. Ich buche gleich über Airbnb für die restlichen vier Tage. Dann erkläre ich Sergio unseren Entschluss, wofür er Verständnis hat und bereit zu einer Rückerstattung ist, bevor ich danach frage. Er bestellt uns ein Taxi, mit dem wir uns zum Supermarkt „Fragata" im Zentrum bringen lassen, dann zum Hotel „Las Rochas". Dieses gehört zur Sorte moderner 08/15-Unterkünfte, die wir sonst immer meiden. Der Massentourismus scheint auch hier unaufhaltsam einzuziehen. Die kleine Wohnung, eine von 72, ist von der sterotypen weissen Sauberkeit und Nüchternheit. Der Balkon (rechts, oben und unten 30 identische) bietet seitliche Meersicht und zur Insel Santo Antão. Hinter der hässlichen Neubausiedlung ragen bräunliche, felsige Berge auf. Wir gewinnen nicht den Eindruck, dass hier viele Gäste anwesend sind. Aber wir haben unsere Ruhe und vor allem ein eigenes Bad und eine eigene Küchenzeile, die sogar befriedigend ausgestattet ist. Den etwas höheren Preis nehmen wir gern in Kauf.
Nach dem Nachmittagstee machen wir einen kleinen Ausflug über das Ödland in Richtung der westlichen Berge. Wir stossen auf eine Piste mit Lastwagenspuren, die uns in ein Gebiet mit alten und noch ausgebeuteten Sandgruben führt. Die fast natürlich aussehenden Grubenwände bestehen aus einer Vorstufe von Sandstein. Stellenweise sind sie durch den ständigen Passatwind zu skurrilen Formen erodiert. Von der Anhöhe haben wir im Abendlicht prächtige Sicht über die Bucht nach Mindelo und zum steil aufragenden Monte Verde, den mit 750 Metern höchsten Berg der Insel. In der Bucht, wo eine kleine Felseninsel mit Leuchttürmchen aufragt, liegen einige Frachtschiffe. So ist der zweite Eindruck der Insel ganz reizvoll. Ich kann den Internetkommentar eines Besuchers, dies sei die hässlichste Insel, die er je gesehen habe, nicht nachvollziehen. An der Rezeption erkundigen wir uns nach dem kleinen Lebensmittelgeschäft, von dem Sergio sprach. Der winzige Laden führt zu unserer Freude alles, was wir im „Fragata" nicht bekamen oder zu kaufen vergessen haben: Zwiebeln, Schwarzteebeutel, Rahm und sogar Erdbeerkonfitüre!
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