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Weiterfahrt nach Hermanus
Nach 9 herrlichen Tagen in Knysna wird es für uns Zeit wieder zu neuen Destinationen aufzubrechen. Sonntags um 7Uhr fahren wir bei strömendem Regen los und nehmen die 460km lange Fahrt in Angriff, in der festen Überzeugung, dem schlechten Wetter bald entkommen zu sein. Aber Pustekuchen… der Regen verfolgt uns bis knapp vor Hermanus. Immerhin ist es da aber trocken, doch der ziemlich garstige Wind kombiniert mit der Meeresgischt macht einen Spaziergang durchs Städtchen ziemlich ungemütlich. Es ist bereits 13Uhr und der Hunger meldet sich langsam von der leicht ‚angesäuerten' Seite, insbesondere da wir heute mit Wehmut das leckere ‚Scrambled-Egg-Frühstück' ausgelassen haben um frühzeitig los zu fahren. Wir hüpfen also mal wieder als erstes in ein Restaurant. Anschliessend suchen wir unser Self-Catering-Wöhnigli im ‚Anchor's Rest' Guesthouse auf und richten uns im neuen Domizil für 3 Tage ein. Und wieder haben wir gut gewählt. Hermanus ist sehr touristisch, nicht zuletzt weil Hermanus sich ziemlich erfolgreich als ‚THE place to be' bezüglich Whale-Watching ‚vor der Haustür' vermarktet. Unsere Unterkunft liegt knapp 2km ausserhalb vom hektischen Zentrum, wenige Schritte vom Hafen entfernt. Wir machen einen ersten kurzen Spaziergang zum ‚New Harbour' da wir gelesen haben, dass es da gute Restaurants geben muss . Wir finden gleich ein tolles Lokal wo wir eine Reservation für Montagabend platzieren. Gleich nebenan liegt die Gecko-Bar. Da lässige Musik nach draussen dringt, entscheiden wir uns spontan einen Drink zu geniessen - Zeit haben wir ja. (Ehrlich, auch nach x Monaten müssen wir uns das immer wieder bewusst werden. Zuvor war die freie Zeit nicht immer ganz so ‚frei'. Man möchte gerne so in den Tag hinein leben, aber trotzdem gibt's da ja immer eine Pendenzenliste, was noch gemacht werden muss bevor die Arbeitswoche wieder beginnt - ist immer noch ungewohnt für uns, dass wir unter ‚Freizeit' wirklich absolut freie Zeit zur Verfügung haben).
In der Bar ist kein Tisch frei, so fragen wir ein Pärchen (beide ca. anfangs 60), ob wir uns zu ihnen setzen dürfen. Ich mein, so was kommt ja auch in der Schweiz vor. Nur ist die Antwort selten länger als ‚Ja ist noch frei' (oft nicht so freundlich, oft eher genervt, weil man den Tisch lieber für sich alleine hat). Nicht so in Südafrika. Die Menschen hier sind einfach anders. Sie sind sehr offen und interessieren sich für Andere. ‚Ja klar, setzt euch. Wo kommt ihr her?'… und schon sind wir wieder in ein spannendes Gespräch verwickelt. Aus dem ‚Kurz id Bar ine luege…' (kennen wir ja eigentlich langsam…) wurden gute zwei Stunden. Wir haben wieder viel über Land und Leute gelernt, viele Fragen zur Schweiz beantwortet (‚jaa einige der Kühe in der Schweiz dürfen immer noch Glocken um den Hals tragen' und ‚jaa, jaa, die Bimmeln dann immer ganz laut!').
Ziemlich ‚guter Laune' machen wir uns nach einer herzlichen Verabschiedung inkl. Visitenkarten-Übergabe, falls wir wiedermal nach Südafrika kommen, dann dem ‚Cliff Path' entlang in Richtung Hermanus-City, um ein schönes Lokal fürs Dinner zu finden. Wir landen in einer Seitengasse vor dem eigentlichen Touristen-Zentrum bei ‚Fabio's' - wohl einem der besten, gemütlichsten, authentischsten italienischen Restaurants ausserhalb Italien!! Aah… Italienische Musik, eingerichtet, als würde man direkt in Nonnas Küche sitzen. Umzingelt von Büchergestellen mit italienischen Kochbücher, guten Grappas und Fotos aus Italien. Herrliche Düfte umhüllen uns und machen uns fast wahnsinnig. Der Bauch knurrt im Takt mit den italienischen Liedern. Der Service ist exzellent, die Pizzas einfach göttlich. Der Wein zwar nicht aus Italien, doch haben wir unser Herz längst an den Südafrikanischen ‚Pinotage' verloren. Wir beenden den Fabios-Besuch mit einem herzhaften Tiramisù à la Nonna und machen uns lustig gemütlich auf den Heimweg. Wieder an einem neuen Ort - wieder ein toller, erster Tag erlebt. Das Leben ist so wunderbar!
Am nächsten Morgen entscheiden wir uns anstelle einer klassischen Wanderung für den ganzen ‚Cliff-Path Walk'. Die haben hier in Hermanus einen 10km langen Weg den Klippen entlang bis zur Grotto-Beach erstellt. Uuuh schön!! Und Cappuccino gibt's natürlich auch noch unterwegs. Wir geniessen den sonnigen Tag ohne allzu viel Programm (wobei ca. 18km walken ja auch nicht ‚Nichts' ist-oder?) und entscheiden uns dafür, am nächsten Tag nochmals eine Sea-Safari zu buchen um die Wale doch noch zu sehen. Die verschiedenen Tour-Unternehmen werben damit, den Walen auf höchstens 50m nahe zu kommen und die Tiere in keinster Weise zu stören. Leider mussten wir auf unserer Tour das Gegenteil erleben, was uns ziemlich traurig gemacht hat. Nebst unserem Boot sind plötzlich in ca. 70-100m Entfernung noch zwei weitere Boote von anderen Anbietern aufgetaucht. Die Wale (Southern Right Whales), die wir während dieser Zeit beobachtet haben, sind dadurch sichtlich irritiert und nervös geworden. Sie wollten das Revier verlassen, fühlten sich wohl aber eingeengt durch die vielen Boote. Da ist der Baby-Wal der einen Mutter hektisch unter unserem Boot verschwunden und wollte da auftauchen. Alex und ich dachten - jetzt kentern wir!! Unglaublich was so ein ‚kleiner' Wal für eine Kraft hat, unser Boot wog immerhin auch 20Tonnen. Er brachte unser Schiff ziemlich heftig ins w***en und muss sich dabei wohl an der Schiffsschraube verletzt haben. Plötzlich tauchte ‚der Kleine' neben dem Boot mit einer stark blutenden Wunde am Kopf auf. Er hat sich gewunden wie wild, wir waren nur froh, ist nicht noch seine Mutter (um die 60 Tonnen schwer, man stelle sich das mal vor) unter unserem Boot verschwunden. Das wär's dann wohl gewesen - weisse Haie hat es da ebenfalls zu genügend!! Wütend und aufgebracht haben dann Mutter und Kind das Weite gesucht und sich zum guten Glück von unserem Boot abgewendet.
Dieses Erlebnis hat uns schon sehr betroffen gemacht und uns gezeigt, dass man solche Touren einfach nicht buchen sollte. Die Natur braucht ihren Platz und selbst wenn man dieses Territorium zu respektieren versucht, man stört die Tiere in ihrem Revier. Wir hoffen, dass die Verletzung, die wirklich böse ausgesehen hat, nicht allzu schlimm ist. Fortan werden wir Wale nur noch vom Land aus bewundern.
Cape Town
Am nächsten Morgen packen wir unsere sieben Sachen mal wieder zusammen und brechen auf in Richtung Cape Town. Zweimal waren wir schon hier und die Stadt fasziniert uns immer wieder. Dazu kommt der wunderschöne Cape National Park, den wir noch nicht ‚erwandert' haben, ebenso waren wir noch nie auf dem Tafelberg.
Unterwegs kaufen wir noch Frühstück für die nächsten vier Tage ein und suchen anschliessend unsere neue ‚Self Catering' Unterkunft auf in der ‚Blackheath Road'. Naja schon nur dieser Strassenname… Als wir vor dem Haus standen, schauten wir uns so an und hatten das erste mal das Gefühl, nicht ganz das Richtige gebucht zu haben . Unsere Intuition hat uns nicht getäuscht, die Selbst-Verpfleger Unterkunft erwies sich als ein (schönes) Zimmer, welches gerade mal 25cm Platz rund ums Bett bietet. Self-catering war so zu verstehen, dass auf einem 15x15cm Höckerli 2 Müsli-Schüsseln mit Löffel standen. That's it. Keine Kitchenette, kein Kühlschrank. Wohin nun nur mit der gekauften Butter, den Joghurts, der Milch, dem O-Saft und den von Alex geliebten ‚Steri Stumpie's' (dazu später mehr)?
Unser Kämmerchen ist voll integriert in einem Privathaus. Unsere Zimmertür (aus Milchglas) lässt jedes Wort der Familie durchdringen, ganz abgesehen vom grellen Licht im Gang welches - sobald von mir ausgeschaltet, von der Hausdame wieder eingeschaltet wird - uns vom schlafen abhält. Wir entscheiden gemeinsam, dass wir am nächsten Tag das Weite suchen und uns anderweitig unterbringen für die restlichen drei Nächte.
Cape National Park
Am nächsten Morgen essen wir genussvoll und bequem in äusserst 'stilvoller Ambiente' auf dem Bett rasch unser Müsli (mit zimmerwarmer Milch) und machen uns schnellstmöglich auf den Weg in Richtung Cape National Park. Da wollen wir die Weite geniessen und eine schöne Wanderung machen. Angekommen, versuchen wir aus dem r.s.g.b.-chäreli zu steigen, doch der Wind (Cape Doctor genannt) bläst so stark, dass wir kaum die Tür öffnen können. Wir versuchen einen Moment lang unser Gleichgewicht zu halten, sehen aber rasch ein, dass Wandern hier am heutigen Tag schlicht unmöglich ist. Neben uns entdecken wir ein paar wilde Strausse. Gerne wollen wir ein Foto machen, doch wie immer, drehen uns die Viecher nur den Hintern zu. Aber wir haben dazu gelernt und wissen die Fauna zu täuschen. Einmal mit unserem r.s.g.b.c. richtig auf die Hupe drücken (Job Alex), alle drehen sich reflexartig um, und der Paparazzi (Job Andrea) drückt auf den Knopf… Yesss, und wir haben sie im Kasten .
Nach unserer Rückkehr suchen wir mittels Internet eine neue bezahlbare Unterkunft. Aufgrund unserer Last-Minute Anfrage stossen wir auf ein bezahlbares Schnäppchen, ein Boutique-Hotel namens ‚The Glen' (klar ohne Selfcatering-Option, aber mit etwas mehr Platz und Privacy, und gegen ein tolles, serviertes Frühstück haben wir grundsätzlich ja nichts einzuwenden). Wir packen unsere kleinen Taschen also im Eilverfahren wieder zusammen und fahren 4 Blocks weiter. Angekommen im ‚The Glen' kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein wunder, wunderschönes kleines Boutique-Hotel, zusammen gesetzt aus verschiedenen Häusern mit wunderschöner Einrichtung, toller Musik, viel Ambiente. Bereits an der Reception stellen wir fest: Huuuu, da arbeiten ja nur Männer… ganz ganz freundliche, lovely Männer…. Und die Gäste sind auch fast ausschliesslich Männer. Ja, da haben wir uns ein weiblich-anmutendes Männer-Nestchen ausgesucht. Ich stelle einfach sehr schnell klar dass Alex ‚my husband' ist und die Fronten sind geklärt. Wenn es nach mir ginge, würden wir nur noch in solchen Locations hausen. Style, Ambiente, Service und Küche auf allerhöchstem Niveau, wir fühlen uns wie ‚Könige' (Königinnen sind hier eh nicht so gerne gesehen ) und sind froh, haben wir uns umquartiert.
Table Mountain
Am nächsten morgen ist der Tafelberg endlich mal ohne Wolken und Nebel, wir packen die Chance und beschliessen rauf zu wandern. In sämtlichen Reiseführern wird immer darauf hingewiesen, dass die Wege sehr gefährlich sind, überall die Gefahr lauert überfallen zu werden und man sich leicht verlaufen kann, da die Wege schlecht beschrieben sind. Mit der nötigen Aufmerksamkeit und Vorsicht machen wir uns auf den Weg. Glücklicherweise stellen wir fest, dass nichts davon stimmt. Der Weg ist gut zu finden und es sind so viele Leute unterwegs nach oben, dass uns die Gefahr eines Überfalls sehr gering erscheint. Der Weg ist extrem steil und man klettert von Stein zu Stein hoch (nichts für lädierte Knie und/oder Hüften). Aber wir haben ja schon eine gewisse Kondition erwandert, so kommen wir nach 2 Stunden oben an. Im dicken Nebel und bei eisiger Biese. Wir beeilen uns - denn wir wissen, dass sie den Cablecar-Betrieb oftmals einstellen müssen, sobald der Wind zu stark wird. Wie es scheint, erreichen wir genau den letzten, fahrenden Cablecar. Uns wird mitgeteilt, dass nach uns der Betrieb eingestellt wird aufgrund des Windes. Keine Ahnung, was die anderen geschätzten 399 Touris, die mit der Bahn raufgefahren sind und lediglich in Sommer-Kleidchen und Flipflops bekleidet sind, bei eisigem Wind dort oben machen bis sie wieder runter fahren können… Nach unserem doch ziemlich toughen Aufstieg haben wir uns einen leckeren Lunch zurück im Hotel verdient, das zwischenzeitlich alltägliche Mittagsschläfchen von 1.5 Stunden lässt uns den Marsch in den Träumen nochmals Revue passieren.
Lion's Head
Aus unerklärlichen Gründen wachen wir ohne jeglichen Muskelkater in unseren flauschigen Königs-Betten auf. Der starke ‚Cape Doctor'-Wind bläst schon am frühen Morgen aussergewöhnlich stark, so wird nichts aus einem weiteren Besuch im Cape of Good Hope National Park. Nach dem Frühstück beschliessen wir auf den Lion's Head zu marschieren. Auch über den Lion's Head wird überall geschrieben, dass die Gefahr eines Überfalls in den Büschen lauert und man unbedingt vorsichtig sein muss. Klar, wir sind seit bald zwei Monaten in Afrika und haben unsere Sensoren jederzeit aktiviert und alarmbereit. Ein kleines bisschen Geld im Rucksack, sonst nur eine Flasche Wasser und den Fotoapparat drin. Wenn er geklaut wird ist halt Pech, aber schliesslich wollen wir die tolle Aussicht festhalten. Den Autoschlüssel haben wir in der Hosentasche. Auch auf diesem Weg nach oben können wir uns beim besten Willen nicht vorstellen, woher die Räubergeschichten von den häufigen Überfällen her kommen. Der Lion's Head-Trail macht den Anschein, ein einziger Fitness-Park der Cape Towner zu sein. Alles was Turnschuhe und knappe Fitness-Shorts besitzt, läuft da den Berg hoch. Wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, wie man bei diesem Fitness-Verkehr einsam überfallen werden kann. Der Wind zeigt sich für einmal von einer ganz witzigen Seite. Der Weg beginnt mit einem ziemlich steilen Strässchen. Es braucht überhaupt keine Anstrengung da hoch zu kommen, mit dem Rückenwind wird man fast wie auf einem Skilift hoch geschoben. Der Wind weht so heftig, dass wir trotz unseren ‚stattlichen Kilos' oft schauen müssen, dass wir nicht über die Hänge weggeblasen werden. Auf dem Rückweg den ziemlich steilen Weg nach unten kommen wir kaum voran, der Gegenwind zwingt uns fast in eine Kopf-voran-Flug-Position J. Vorsicht ist geboten, denn teils stoppt der Wind für 1 Sekunde und dabei fallen wir uns dann fast selbst vor die Füsse. Nach 1.45 Stunden sind wir wieder bei unserem r.s.g.b.c. und geniessen den restlichen Tag recht gemütlich in Cape Town.
… Und zum Schluss…
zurück zum 'Steri Stumpi'. Ihr lernt uns immer besser kennen. Viele von unseren Freunden und somit auch Blog-Leser wissen von meiner Vorliebe vom Glas kalter Milch oder kalter Schokolade abends. Dieses Ritual gehört einfach zu mir bevor ich zu Bett gehe. (Wenn ihr wüsstet, wo auf dieser Welt wir schon nach kalter Trink-Schokolade gesucht haben… in den hintersten Ecken von Thailand, Kambodscha und Bali). Nun auch Alex hat eine neue Vorliebe. Er trinkt sehr gerne Erdbeer-Milch als direkte Konkurrenz zu meiner ‚Schoggi'. Hat er übrigens auch in sämtlichen Ländern ausprobiert. Aber eine wirklich gute, schmackhafte Erdbeer-Milch scheint es hier in Südafrika zu geben. Und die heisst eben Steri Stumpi. S-T-E-R-I - S-T-U-M-P-I ….! Man stelle sich das mal vor… hihihi…. Also welcher Marketing-Branding-Spezialist ist denn auf diesen voll stu(m)piden Namen gekommen?
Weiter geht unsere Reise morgen nach Langebaan an der Westküste und anschliessend für (gefährliche) 6 Tage in die Winelands nach Paarl und Franschhoek, wo wir uns dann sicherlich mit viel Wehmut am 13. Dezember aus Südafrika verabschieden müssen.
Euch allen wünschen wir einen wunderbaren 2. Advent, geniesst die Vorweihnachtszeit und macht euch nicht verrückt im Jahresendstress und Konsumrausch!
Herzlichst,
Andrea und Alex
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Andrea&Jan Wir können es nur immer wieder schreiben, es ist ein Fest für Augen, Hirn und Lachmuskeln, Euren Blog zu lesen und Eure Reise zu verfolgen. Einfach herrlich und schon fast ein wenig verrückt :-) Wir vermissen Euch aber auch ganz doll schrecklich und deshalb ist es umso schöner, hin und wieder zu lesen, dass es Euch saugut geht und das Ihr so viele tolle Erlebnisse und Eurer freien Freizeit habt. Wir fiebern ganz ganz heftig dem 1. Januar 2012 entgegen!!! :-) Bleibt gesund und reist gut weiter und dann heim... Ganz liebe Grüsse und einen dicken Umarmungsknutscher von Andrea und Jan