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Mittwoch, 28. Februar 2018 - bewölkt, 24°
Nachtrag zu gestern Abend: Um halb sechs Uhr stellt sich die fidele Naomi mit alten Zeitungen und einem Feuerzeug ein. Sie werde Feuer für uns machen, damit wir nicht frieren müssten. In der Tat ist es ein bisschen kühl in dem nicht isolierten Haus. Sie habe ihrem Mann zugeschaut beim Feuermachen, erklärt sie, und stellt drei der Brettabschnitte als umgekehrtes U in den Ofen, darunter stopft sie zerknüllte Zeitungen. Ich habe einige Zweifel, dass man auf solche Weise ein Feuer in Gang bringt, und wirklich: Die Bretter fangen zwar ein bisschen Feuer, aber die Flammen gehen immer wieder aus. Schliesslich kündet Naomi lachend an, sie werde ihren Mann Craig vorbeischicken, der schaffe es dann schon. Als sie weg ist, stopfe ich das restliche Papier hinein, und nun brennt das Holz tatsächlich, wenn auch nur auf kleiner Flamme. Kurz darauf steht Craig mit einem weiteren Stapel Zeitungen vor der Tür. Ein gut aussehender junger Typ, dessen Kiwi-Englisch wir aber viel weniger gut verstehen als jenes seiner Frau. Seine weiteren Bemühungen sind von Erfolg gekrönt, wenn sich auch ein etwas scharfer Geruch bemerkbar macht und plötzlich ein schrilles Gepiepse losgeht: Der Feueralarm! In allen Räumen hängen Rauchmelder an der Decke. Einer hat wohl auf den schwachen Rauch reagiert, der von der frischen schwarzen Ofenfarbe ausströmt, mit der der Ofen bei der Hausrenovation vor drei Monaten angestrichen wurde. Der Alarm wiederholt sich mehrmals, Margrit erschrickt jedes Mal furchtbar. Craig entschuldigt sich immer von neuem. Er habe „mud in the face". Das bedeute, es sei ihm peinlich, sagt er auf meine Frage. Nun stinkt es zwar im Haus, obwohl wir alle Fenster und die Haustür öffnen, aber es wird gemütlich warm. Craig verabschiedet sich unter tausend Entschuldigungen.
Heute scheint trotz vieler Schlieren am Himmel endlich wieder die Sonne, und es wird so warm, dass wir nicht heizen müssen - Margrit hat es mir sowieso verboten! Leider steckt der Taranaki weiterhin unter dicken Wolkenbergen; wir haben wenig Hoffnung, dass wir ihn zu sehen bekommen. An eine Wanderung an seinen Abhängen ist überhaupt nicht zu denken. Als beste Alternative erscheint mir eine Rundfahrt um den Berg. Wir durchqueren die Stadt in Richtung Westen und folgen in einigem Abstand der Küste. Als einzige Attraktion unterwegs bietet sich das West Cape Lighthouse an, der Leuchtturm am westlichsten Punkt der Nordinsel. Der hohe weisse Turm steht mitten im Farmland 300 Meter von der Küste entfernt. Ich fotografiere ihn mit dem Vulkan im Hintergrund, oder was davon unter den von Nordosten herüberquellenden Wolken zu sehen ist. Zweites Ziel ist das Städtchen Opunake, wo wir auf dem Walkway den kleinen See umrunden und nach dem Mittagspicknick die Runde zur Flussmündung und zum breiten Hauptstrand machen. Drei Personen sind am Baden; da gerade Ebbe ist, mussten sie mindestens zweihundert Meter durch eine Art Watt hinausmarschieren, um in der Brandung schwimmen zu können. Beim See gibt es „Freedom Camping", hier sogar für Zelte und Fahrzeuge, die nicht „self-contained" sind. Nach dem Ort verlassen wir die Küste und fahren südlich am Vulkan vorbei nach Stratford. In diesem netten kleinen Städtchen übernachteten wir vor drei Jahren mit dem Mietcamper beim Victoria Park. Wir machen dort kurz einen WC-Halt und frischen Erinnerungen auf. Was für prächtige Sicht hatten wir damals zum Vulkan, der sich jetzt hartnäckig versteckt. Vielleicht findet er ja, wir hätten bei den andern Besuchen sehr viel Wetterglück gehabt und brauchten es nicht noch ein viertes Mal...
Um 15.45 Uhr sind wir zurück in Bell Block. Die zweite Hälfte des „Fried Rice with Chicken" vom Takeaway in Hamilton bildet unser Abendessen.
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