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Der einzige Morgen, an dem wie ausschlafen konnten. In einem bequemen Hotelbett mit weissen, weichen Bettlaken, der heissen Dusche nur wenige Meter entfernt, das Frühstück auf Bestellung jeder Zeit. Selbst nach nur sechs Nächten im Zelt eine angenehme Abwechslung. Dabei sind die Zelte die absolute Luxusvariante zu meinen sonstigen Campingstandards. Safarizelte sind das. Hatte ich die vorher schon einmal beschrieben? Vielleicht als ich in Uganda war? Von der Form her sind das Igluzelte, von der Ausstattung und vom Material her eher wie die guten alten Hauszelte, mit Stehhöhe und dichter, robuster Zeltplane, safarigrün und theoretisch allen tropischen und subtropischen Wettererscheinungen gewachsen. Eine der ersten offiziellen Verantstaltungen auf der Tour war die Demonstration wie diese Zelte auf und, vor allen Dingen, wieder abgebaut und richtig verstaut werden. Mit Eisenstangen als Zeltstangen und einer Plane ale Regenschutz wird da hantiert. Bei Zenzo sah das natürlich alles ganz einfach aus und ich dachte mit meiner Zeltaufbauerfahrung dürfte das sicherlich kein Problem sein. Doch ich war froh, als Ineke und ich das beim ersten Mal einigermassen hinbekommen haben. Das waren schon Gewichte, die da zu stemmen waren. Auf die richtige Technik kommt es an.
Also, das Sonntagmorgengefühl passte und stimmte in Swakopmund - es war ein sehr entspannter Morgen und alle stiegen gut gelaunt in den Truck ein. Der Grund für die grosszügig späte Abfahrtszeit lag in der Nähe zu unserem nächsten Ziel. Spitzkoppe, 80 km nordöstlich von Swakopmund gelegen, ist eine Felsformation, die mitten in einer Ebene liegt und aus einem mehr oder weniger zerklüfteten Monolithen besteht. Wie auch Ayers Rock in Australien geht dieser riesengrosse Block Fels an einem Stück tief weiter in den Boden und ist oberflächlich stark abgrundet, durch schon ewig andauernde Erosionsprozesse geformt. Da sind wir wieder beim Vergleich mit Australien. Grosser, roter Felsen mitten im Nichts. Und wie schon im Vergleich mit dem Grand Canyon, war in diesem Nationalpark in Namibia nichts los. Ein paar versprengte Touristen, eine weitere Overlandtruck-Truppe auf der Zeltstelle neben uns, aber sonst niemand.
Die Hitze war gross an diesem Tag und in der Gruppe kam ein bisschen Unmut auf, weil vor Ort zunächst nichts zu tun war, ausser die Hitze auszusitzen. Dafür gab es allerdings eine besonders eindrucksvolle Stelle. Eine breite Felsspalte, die nicht nur Schatten und relative Kühle bot, sondern auch den Blick auf einen dicken Felsbrocken, der einfach eingeklemmt im Eingang der Spalte drei Meter über dem Boden hing. Ein genialer Spätnachmittags***zezufluchtsort. Dort sassen wir einige Stunden, haben uns gepflegt unterhalten und als die Temperaturen halbwegs erträglich waren, gab es einen kleinen guided walk mit Zenzo zu umliegenden Felsenhaufen, u.a. zu einer natürlichen Brücke und hoch hinauf auf unseren Hausfelsen. Von dort oben ging der Blick weit über die Ebene und hinüber zum Spitzkoppe Mountain. Da langsam die Sonne unterging, nahmen die Farben der Felsen eine immer intensivere orangefarbene Tönung an. Ein Traum in orange. Zum Abendessen gab es dann „Snoek", einen über dem Lagerfeuer in Alufolie gegarter Fisch, der einen sehr eigenen salzigen Geschmack hatte. Aber lecker.
Von Spitzkoppe ging es mehr oder weniger direkt zum Etosha Nationalpark. „Etosha" hatte ich vorher schon einmal gehört, ich glaube als „Etosha Pfanne" - manchmal hat man ja so Namen im Ohr. Auf dem Weg dorthin gab es einen Zwischenstopp, einen Besuch bei einem traditionellen Stamm, bei den Himba. So ähnlich wie die Herero.
Einerseits war es interessant die ursprünglichen Kleidungs- und Haartrachten der Menschen zu sehen. Die Frauen reiben sich mit feinem, roten Staub ein und umkleiden ihre Haare mit einer dicken Schicht roten Ton. Beides soll vor der intensiven Sonne schützen. Andererseits schwanken die Eindrücke dieser Besuche zwischen „Leute gucken, die komisch aussehen" und ihnen eine Möglichkeit geben ihr traditionelles Leben weiter zu leben und davon leben zu können. Immer weniger Stammesangehörige leben so wie ihre Vorfahren, aber viele möchten es durchaus noch. Doch wer einmal zu einer Schule gegangen ist und Alternativen zu diesem Lebensstil kennengelernt hat, entscheidet sich häufig für einen sogenannten modernen Lebensstil. Lustigerweise ist es wohl so, dass die faulen Jungs, die, die als Hirte nicht geeignet sind, von ihren Eltern auf die Schule geschickt werden. Wahrscheinlich sind sie als Schuljunge dann sehr fleissig. Bestimmt. Obwohl man so einiges über die Himba erfährt, ist es hauptsächlich ein Menschengucken und nur ein sehr oberflächlicher Besuch. Und dann fährt man zum nächsten Nationalpark und sich fast in ähnlichem Stil die wilden Tiere an. Allerdings, was die Tiere sich so denken, weiss man auch nicht.
Aber nun. Die Sache mit dem Tieregucken ist, man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Der Etosha Nationalpark ist zum Tieregucken da. Landschaftlich ist er eher theoretisch als tatsächlich interessant. Überwiegend flach mit einer grossen Salzpfanne im Norden. Jemand, der uns Tage zuvor begegnet war, berichtete, er habe EINE Giraffe gesehen, eine, nicht mehr und sonst nichts. Im Nachhinein betrachtet war das wohl eine Fehlinformation. Denn, wenn ich überlege, was und wen wir in den 2 Tagen im Nationalpark alles gesehen haben, müsste man hier die Augen fest verschlossen gehalten haben, um wirklich nichts anderes als eine einzige Giraffe gesehen zu haben. Zwar sollen die Tiere besonders früh morgens und nachmittags, wenn die Hitze erträglich ist, besonders aktiv sein, aber letztendlich lösen sie sich ja tagsüber nicht in Luft auf. Natürlich sind wir trotzdem an den beiden Morgenden im Park vor Sonnenaufgang auf der Piste gewesen. Bewondere Momente hatten wir mit Löwen, einem Nashorn, einem speziellem Elefanten und zwei schüchternen Geparden. Hier aber einfach mal eine unromantische Liste an „animal sightings": ohne Ende Giraffen, Springboks, Zebras, ausserdem Hyänen, eine Straussenfamilie, Gnus, eine Fledermausohrenfuchsfamilie, Kudus, Impalas, eine Monitorechse, Schakale, mehrere Honigdachse (?- honey badger) noch ein paar Vögel. Von wegen nur eine Giraffe.
Doch nun, das Löwenerlebnis. Zu den Big Five gehören sie. Gelernt habe ich inzwischen, dass die Big Five-Gruppe sich durch eine besondere Gefährlichkeit bei der Jagd auszeichnet. Wer einen Löwen, Leoparden, Nashorn, Büffel oder Elefanten jagt und nicht beim ersten Schuss erfolgreich ist, ist in sehr grosser Gefahr selber gejagt zu werden.
Auch wenn die Löwen nicht an allen Ecken und Enden zu sehen sind, hat man sie einmal entdeckt, sind sie sehr pflegeleicht bei der Beobchtung. Meist liegen sie gutgenährt in der Gegend herum und dann kann nichts und niemand sie stören. Wesentlich öfter als männliche Löwen haben wir Löwinnen gesehen. Deswegen war der Anblick des einen Löwen direkt am ersten Tag in Etosha etwas Besonderes.
Eigentlich waren wir zu spät. Es musste gerade eben erst passiert sein. Die Herde Zebras stand noch in der Nähe, einige Zebras starrten regungslos und sichtlich verstört in Richtung eines einzelstehenden Baumes. Zuvor hatten wir bereits eine Löwin gesehen, die gemessenen Schrittes und völlig gleichgültig ihrer Umgebung quer über die Strasse zu einem kleinen Wasserloch lief. Unter dem Baum lag, in ähnlicher Gelassenheit, ein Löwe, direkt neben ihm ein frisch gerissenes Zebra. Es muss wirklich erst Minuten zuvor geschehen sein. Die Löwin hatte gejagt, der Löwe passte nun auf die Beute auf. Erste, ebenfalls an der Beute interessierte Aasfresser, tauchten bereits auf. Ein Schakal umkreiste in sicherer Entfernung die Szenerie. Genauso entspannt wie die Löwin zum Wasserloch unterwegs gewesen war, machte sie sich nach nur ein paar Augenblicken auf den Rückweg zu Partner und Beute. Dass sie dabei in unmittelbarer Nähe dees Trucks die Straße überqueren musste, störte sie nicht.
Am nächsten Morgen jedoch fühlte sich jemand sehr von uns und von Junior, dem Truck gestört. Die Sonne war gerade aufgegangen, Zenzo hatte kurz zuvor für einen klassischen Sonne-steht-tief-und-blutrot-hinter-einem-afrikanischen-Baum-Moment angehalten und plötzlich stand ein paar Meter weiter ein großer, alter und sichtlich irritierter Elefant mitten auf der Strasse. Er war einer der ersten Elefanten, den wir von Nahem im Park gesehen haben, entsprechend groß war die Begeisterung, zunächst. Denn schnell stellte sich heraus, dass er überhaupt nicht begeistert war, uns zu sehen. Plötzlich begann er mit eindeutiger Angriffslust auf Junior los zu stürmen. Zenzo hat sofort den Rückwärtsgang eingeworfen und nichts wie weg. Ein paar Meter, ein paar Meter. Alle, die Sekunden vorher noch im Gang des Trucks zum Fotografieren standen, flogen kreuz und quer die Gegend. Georgie hat tatsächlich einen Teil des Geschehens gefilmt, aber im Film sieht es bei Weitem nicht so dramatisch aus, wie es in Wirklichkeit war. Der Elefant hat sich dann doch nicht direkt mit Junior angelegt, hat kurz vorher abgestoppt und Zenzo ist weiter nach hinten zurückgewichen.
Nach einem Moment der Beruhigung ist der Elefant nach links in Dickicht ausgewichen, wir langsam an ihm vorbei. Doch ganz war die Situation noch nicht entschärft. Zenzo hielt noch einmal an, um zu sehen, was der Elefant macht, und beinahe hätte er einen zweiten Angriff und diesmal von der Seite gestartet. Da ist Mama richtig böse geworden auf Zenzo und hat ihn sehr energisch dazu aufgefordert, jetzt doch endlich sich und uns aus der Gefahrenzone zu bewegen.
Nachher gab es dann heftige Diskussionen darüber, wie gefährlich die Situation tatsächlich war und was die Irritation des Elefanten ausgelöst haben mag. Normalerweise lassen sich Elefanten eben nicht durch die Jeeps und Trucks der Touristen stören. Die wissen, dass sie in Ruhe gelassen werden und dass sie im Zweifelsfalle einfach stärker sind. Zenzo meinte, er könnte daran liegen, dass sich der Elefant erst kürzlich einen Stosszahn abgebrochen und quasi noch Zahnschmerzen hatte. Schlimm wäre es gewesen, hätte er versucht, den Truck von der Seite umzustossen. Das wäre ihm wahrscheinlich gelungen. Frontal von vorne eher nicht. Ausserdem war das Ganze sicherlich eher ein Scheinangriff, als dass der Elefant wirklich alles gegeben hätte. Auf jeden Fall hatten wir für diesen Tag Aufregung genug und gehörigen neuen Respekt vor wilden Tieren im Allgemeinen und vor Elefanten im Besonderen gewonnen.
Vergleichsweise ungefährlich war das Gepardenerlebnis. Auch wenn sie nicht zu den Big Five gehören, ist es doch etwas Besonderes, sie zu sehen. Sie sind selten, gut getarnt und sehr scheu. Einmal schon hatten wir am Vortag den flüchtigen Schatten eines Geparden gesehen, aber er hatte sich so gut im Dickicht der Strauchsavanne versteckt, dass ausser Stephi keiner ein halbwegs vernünftiges Foto hat machen können. Am letzten Tag in Etosha nun, schon auf dem Weg zum Tor, haben wir sie entdeckt. Wieder Stephi, die einen sechsten Sinn für Geparden zu haben schien. An einem Wasserloch in ungefähr 60, 70 Meter Entfernung saßen sie. Leider war das Vergnügen, sie zu sehen, nur ganz kurz, denn durch den Lärm des Trucks und den Geräuschen an Board haben sie sich sehr getört gefühlt und schwupp, weg waren sie wieder in den Büschen verschwunden.
Aber so waren unsere zwei Tage im Etosha NP vollgepackt mit wilden Tieren und schönen Erlebnissen. Die heissen Stunden der Tage haben wir in den Lodges am Swimmingpool verbracht, die frühen Abendstunden an den lodgeeigenen Wasserlöchern. Die sind natürlich mit Absicht so angelegt, dass die Gäste bequem zum Fuss mal rüber gehen können, um zu schauen, wer und was sich da so tummelt. Und es war immer was los. Gruppen von Sprinboks, Zebras oder Oryxantilopen und das das einsame Spitzmaulnashorn am ersten Abend waren sehr beeindruckende Anblicke.
Von Etosha aus nach Windhoek, letzter Stopp in Namibia. Englisch ausgesprochen „Winnunck" - das älteste Gebäude dort und im Land ist die Christuskirche, die auch in jeder deutschen Kleinstadt stehen könnte. Ansonsten ist Windhoek eine moderne Grossßtadt, grossflächig, einige Hochhäuser, ein bisschen Kolonialarchitektur, ein bisschen deutsch, viel englisch. Wir waren nur kurz in der Innenstadt, um von dort zu unserer Unterkunft (Zimmerunterkunft wieder) an den Stadtrand zu fahren. Am nächsten Morgen sollte sich unsere Gruppenzusammenstellung erneut ändern. Ein nettes schweizer Pärchen kam dazu und eine Gruppe Engländer, die in Dubai zur Zeit leben und arbeiten, und nun gemeinsam Urlaub in Namibia machten. Dadurch veränderte sich die Gruppendynamik natürlich wieder sehr. Eigentlich waren es danach zwei getrennte Gruppen, wobei es für meinen Geschmack insgesamt zu viele Deutschsprächige waren.
Nächstes Land Botswana, über den Transkalahari Highway zu erreichen.
- comments
Joachim Hi Verena, geringfügige Sorgen plagten mich denn doch, weil ich soooooooooooolange nichts von dir gelesen hatte. Und da in Kapstadt ein mächtiges Feuer (lt Fernsehnachrichten) wütete, .... Vermutlich hast du Fotos gemacht, die du deinen Texten hinzufügen kannst. Wie lange wirst du benötigen, um die einzelnen Erlebnisse zu werten und zu würdigen? Ich habe deine Texte gespeichert und kann nachlesen, aber wie geht es dir mit dieser immensen Vielfalt und Buntheit an Informationen?Monika Endner befindet sich auf dem Weg der Besserung in einem Parksanatorium. Sie kann bereits rechts und links wieder kauen. Danke und Gott befohlen Joachim A.
Andreas Danke wieder einmal für deinen sehr interessanten Bericht, war wieder eine Freude an deinen Eindrücken teilhaben zu können. Weiterhin dir viel Spaß und eindrucksvolle Erlebnisse Andreas