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Unterwegs mit dem Schiff: Puerto Montt - Puerto Natales
Unser Plan, vorher noch für zwei Tage die Insel Chiloé zu besichtigen wurde bei unser Ankunft in Puerto Montt durch nicht mehr fahrende Busse durchkreuzt. Wir zogen in ein kleines Hostal in einem Künstlerviertel und stellten fest, dass es eigentlich nur ein Restaurant war, das wahrscheinlich zwei Zimmer über hatte und deshalb Hostal außen dran geschrieben hatte. Der Mann war aber sehr bemüht und versuchte und den Aufenthalt so schön wie möglich zu gestalten. Allerdings war das Zimmer eisekalt, so dass ich zusätzlich mit Schlafsack schlief. Am zweiten Tag, den wir auf Grund des Regens nur im Hostal und Ines im Bett verbrachten (die Fahrradtour hatte bei uns doch kleine Erkältungsspuren hinterlassen) hatte der Hostalmann sogar einen kleinen Heizofen organisiert, den wir nun immer in unsere Richtung und zu unserer Zimmertür drehten. Am Abend luden wir uns per Internet einen Film herunter und kuschelten uns zum `Fernsehen` ins Bett.
Heute war es endlich soweit, Einschiffung und Abfahrt gen Süden mit dem Navimag Schiff! Das Einchecken verlief etwas merkwürdig, denn man sollte bis spätestens 12:30 Uhr dort sein, konnte dann aber erst um 14:30 aufs Boot. Wir schauten uns bei Sonnenschein den kleinen Hafen und die zahlreichen Souvenirgeschäfte an. Die M/S Evangelista stand im Sonnenlicht im Hafen und wartete auch bereits auf die Abfahrt. In einem kleinen Laden mit getrockneten Früchten wollten wir eigentlich nur Mangos und Aprikosen kaufen, aber der nette Herr hinterm Tresen liess uns alles mögliche aus seinem Fundus probieren. Es gab getrocknete Kiwis, Cranberrys, erdbeeren und natürlich Nüsse. Er fand einfach kein Ende und wir mussten schon lachen als er immer wieder neues hinter seinem Tresen vorzauberte. Nach einer weiteren kurzen Wartezeit im Warteraum von Navimag wurden wir endlich in zwei Gruppen geteilt und es gab eine kurze Einweisung. Der „Animateur" oder auch „ Spaßmaster", so wie wir ihn nannten, versuchte besonders locker zu sein und etwas Spass in den bunt gemischten Haufen zu bringen. Als wir endlich zum Schiff gingen regnete es wieder und wir kletterten die Eisentreppen hinauf und suchten unsere Kabine. Wir bezogen eine 4er Innenkabine, das private Bad befand sich allerdings den Flur hinunter. Zum Glück war unser Zimmer nur mit einer weiteren Frau belegt, da der Raum doch ziemlich beengt war. Aber die Betten waren gemütlich und man konnte die Doppelstockbetten mit kleinen Gardinen zuziehen. Unsere Zimmergenossin kaum aus der Schweiz, wirkte etwas verstört und unbeholfen und verschlief fast die gesamte Reise. Wir liefen erstmal auf dem Deck herum, genossen die Sonne, erkundeten die Bar/ den Aufenthaltsraum und das Restaurant - mehr gab es auf dem Schiff fast nicht zu sehen. Nach der Ausfahrt aus Puerto Montt fand dann die Sicherheitseinweisung mit etwas Verspätung statt. Wir lernte dabei zwei niedliche Schwaben kennen (niedlich, weil die zwei einfach zu goldig waren, alles musste besporchen werden und bis eine Entscheidung getroffen war dauerte es manchmal einige Zeit und etwas hilflos wirkte sie manchmal auch) mit denen man sich gut unterhalten konnte. Nicht viel später und es wurde per Lautsprecher in den Essensraum zum Abendessen gebeten. Jeder suchte sich einen Tisch in der kleinen „Kantine" und stellte sich dann in eine lange Schlange mit Tablett, um das Essen entgegen zunehmen. Nicht immer ganz warm, aber in Ordnung und ausreichend. Nur der Menüaushang war immer etwas verwirrend, weil hier immer irgendwas durcheinander war freute man sich den einen Abend auf Spaghetti, gab es Fisch oder man fand den Brownie vom Frühstück erst am nächsten Morgen. Aber es gab immer eine Suppe, einen kleinen Salat, das Hauptgericht (Fleisch oder Fisch mit Kartoffeln oder Reis) und Nachtisch (Obst oder Pudding etc.) . Die Getränke, Wasser (kalt und heiß) und verdünnter Zuckersaft (Erdbeer und Orange) waren den ganzen Tag verfügbar, was jedoch eine Herausforderung war, denn es gab nur morgends und abends Becher. Und auch nur heißes Wasser, aber weder Kaffee oder Teebeutel. Also nahmen wir unsere eigenen Tassen oder die vom Frühstück mit. Zum Frühstück wurde man Punkt 8 per Lautsprecher geweckt, wenn man nicht schon vorher wach war und daran erinnert, dass es ab jetzt nur noch eine Stunde Frühstück gibt.
Die Reise war sehr entspannend und wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter. Es regnete auch ein paar Mal und wir hatten sogar ein bisschen Schnee bei Pt. Eden, aber auch viel Sonne und so waren das Wasser, die Schären und die dahinterliegenden Schneeberge fast immer gut zu sehen. d*** eingepackt, wegen dem Wind, watschelten wir wie Pinguine auf dem Deck umher, mal nach vorne, mal nach hinten je nach Wind und Aussicht. Ansonsten sassen wir oben in der Bar und lasen sortierten Fotos oder erzählten. Die zweite Nacht musste das Schiff einen äußeren Bogen um die Schären fahren und es begann etwas zu schaukeln. Die Essensausgabe verlief an diesem Abend etwas schneller und es machten viel Spaß an Deck versuchen die Balance zu halten oder die Treppen hinauf oder hinab zu steigen. Aber so schlimm war es auch wieder nicht. Man wurde leicht in den Schlaf geschaukelt und fuehlte sich wie in einer Hängematte. Ein Highlight war der Gletscher, an den wir bis ca. 10 Meter heranfuhren. Kurz nach Pt. Eden, hier kamen kleine Pendelschiffe und luden ein Paar Passagiere auf, kam nach Schnee und Regen wieder die Sonne heraus und der Gletscher kam in Sichtweite. Dieser lag erst im Nebel aber man konnte schon das klare Eisblau erkennen. Der erste schwimmende Eisblock war ein Highlight an Bord und da das Schiff immer weiter heranfuhr, hatte man eine herrliche Sicht auf die Struktur des Gletscher. Nadel an Nadel aufgereiht nebeneinander in blau und weiß. Und pünktlich, am nahesten Punkt kam die Sonne hinter den Schneebergen hervor und tauchte alles in ein herrliches Licht. Die kleinen Eisschollen trudelten um das Schiff herum und dann drehten wir auch schon wieder ab. Wir standen die ganze Zeit im Windschatten neben der Brücke und da ich durchs Fenster winkend fragte ob wir nicht hereinkommen dürfen, standen wir kurze Zeit später im Warmen und hatten eine Panoramasicht auf die Schären und die Navigationsgeräte.
So schön und entspannend die Reise war, so schnell war sie auch schon wieder vorbei. Zum Abschluss gab es nochmal einen Bingo und Tanzabend, an dem wir aber nur Karten spielten und zum Schluss leider noch dem angeheiterten „Animateur" begegneten, der uns natürlich noch mit auf die Tanzfläche zerrte um nicht endenwollende und schwindelerregende Merrenguedrehungen zu tanzen.
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