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Ich schlafe heute mitten im Dartmoor in YHA. Googlet mal Postbridge. Das ist wirklich mitten im Moor. Und soooo schön gelegen.
Als ich heute früh die Stadtgrenze erreichte und das Schild „Welcome to the Dartmoor“ auftauchte, musste ich einfach breit grinsen. Ich war früher etwa einmal monatlich mit der Chaplency zum Wandern hier. Die hatte Tagestouren organisiert und einen 16-Sitzer, mit dem es jeden Monat woanders ins Moor ging. Ich hab’s schon damals total geliebt. Die Landschaft ist so einmalig. Ja, nicht ganz, ähnliche Landschaften bin ich auch in Neuseeland durchfahren. Aber sie ist nicht typisch deutsch und nichts, was man sieht und gleich wieder ignoriert, weil es so bekannt ist. Hier guckt man sich einfach nicht schnell satt. Ich zumindest nicht. Ich musste daher zwischendurch auch direkt einfach mal für die ersten Fotos anhalten. Eigentlich wollte ich meinen Koffer im Hostel lassen und dort nach einem Routentipp fragen, aber das Hostel hatte zu. Also zurück zur Tourist Info, die zum Glück direkt im selben Ort (= ca 10 Häuser) ist. Dort wurde mir zu einer gut ausgeschilderten Route von etwa 8km geraten. Viel ist von vielen Regen nämlich total aufgeweicht und kaum oder gar nicht zu begehen und da ich allein unterwegs bin und keinen Kompass habe (eigentlich ein Must-Have hier im Moor), war es mir wichtig, einen Weg zu wählen, auf dem ich mich gut zurecht finde. 2 der historischen Spots hab ich leider irgendwie verfehlt. Aber die Reste einer Siedlung aus der Bronzezeit hab ich gefunden und oben am Gipfel - jeder Gipfel heißt hier „Tor“ und es gibt unzählige davon und die meisten sind mit ihren riesigen Steinböcken nicht zu verfehlen, hab ich bei einem heißen Tee trotz des kalten Windes lange auf den Steinen gesessen und die Landschaft genossen. In so einem Moment würde ich gern mit jemandem teilen, was ich sehe und vielleicht auf etwas gestoßen werden, was ich selbst übersehe, andererseits hat schweigend die Landschaft zu genießen auch etwas ganz Beruhigendes. Immerhin hab ich ein paar Fotos mittlerer Qualität bekommen.
Als ich weiter lief und an einem Bronzehausfundament gerade Fotos machte, guckte mich aus der Wiese dahinter ein Dackel an. Bin total erschrocken und dass er außer Gucken nichts machte, war irgendwie auch gruselig. Ich hab geguckt und gerufen. Nirgendwo ein Lebenszeichen von einem Menschen. Hatte fast erwartet, dass einer im Gebüsch vom Klo kommt oder sogar verunfallt irgendwo liegt. Aber nichts. Nirgendwo die Spur eines Menschen. Nur der Dackel und ich. Er machte keine Anstalten, sich zu bewegen und ließ sich einfach anfassen ohne auch nur einen Ton zu machen. Ich trug ihn auf den Weg, hoffend, dass er losläuft Richtung zuhause, aber nichts. Er saß da nur. Ich hab nicht lange überlegt, ihn am dreckigen Bauch am Bach etwas gewaschen, ihm Wasser angeboten, das wollte er nicht, und dann hochgehoben und getragen. Der Gute war wohlgenährt. Und mein Weg war noch ca 80 Minuten lang :-( immer wieder hielt ich an und setzte ihn ab. Lockte und scheuchte ihn in der Hoffnung, dass es sich in irgendeine Richtung in ganz setzt oder mir wenigstens selbstständig folgt. Nichts. Also weitertragen. Schweres Tier. Und er gab keinen Ton von sich, zeigte keine Abwehr. Nach einer Weile kam mir aus dem Tal eine Frau entgegen. Das sei der Hund einer Freundin, sie würden seit Stunden suchen. Er hätte vor einem Pony Angst bekommen und sei weggerannt. Dass dieser Hund rennt, kann ich mir absolut nicht vorstellen. Auf mich wirkte es eher als hätte man ihn so ausgesetzt, dass andere Touristen ihn finden. Denn eine Marke hatte er an keinem seiner Halsbänder und das ist doch normal, damit man die Halter ausfindig machen kann, oder nicht? Stattdessen trug er so nen Daumenmantel für Hunde. Meinen Verdacht hab ich für mich behalten. Immerhin hatte die Frau ne Leine dabei. Aber auch sie musste ihn tragen. Laufen konnte oder wollte er par tout nicht. Ich musste so an Hape Kerkeling denken, der beim Pilgern auch einen Hund gefunden hatte und hatte schon kurz mit mir besprochen, dass ich mir keinen Hund zulegen werde, egal wie friedlich das Tier auch sein mag :-D
Die Nummer mit dem Hund hatte mich Zeit und Kraft gekostet und so war ich am Ende froh, die kleine Route zu haben. Die letzten 45 Minuten führten auch über sehr nasse und matschige Wiesen, so dass ich nur langsam voran kam und als Highlight zum Schluss kam ich an den 2 Brücken des Ortes heraus. Die eine ist eine Steinplattenbrücke aus dem Mittelalter und die andere ist um 1780 erbaut worden und trägt bis heute einspurig den Autoverkehr.
Im Hostel hab ich heute Waschtag gemacht und genieße gerade, das 4er-Zimmer ganz für mich zu haben. Vor dem Fenster grasen Schafe und Pferde. Richtig idyllisch hier. Ich komme sehr gern wieder.
Morgen geht’s nach Cornwall. Als Erstes steht das Project Eden auf dem Zettel. Kennt ihr nicht? Doch. Googelt mal Project Eden und James Bond ;-)
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