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Man hab ich platte Füße. Und es hat sich mal wieder gezeigt, dass alleine reisen auch Vorteile hat.
Ich hab heute erstmal ausgeschlafen (also versucht wegzuhören als meine 5 Nachbarinnen alle ausgezogen sind heute früh ab 6am) und bin so später losgekommen als geplant.
Ich bin direkt zum Beehive gelaufen, um dort festzustellen, dass Plenum ist und ich entweder eine Stunde warten muss oder 4 Säle nicht ansehen kann. Hab mich schweren Herzens für die letzte Variante entschieden, sonst hätte ich heute gar nichts mehr geschafft. War trotzdem eine interessante Führung. Allerdings musste ich feststellen, dass ich wenig aufnahmefähig war. Einige Erklärungen sind so an mir vorbeigegangen, ich hab dann mehr geguckt. Spannend war, dass sie vor einigen Jahren das ganze Gebäude angehoben und vom Fundament getrennt haben. Dann wurde eine Konstruktion daruntergesetzt, die dem Gebäude bei Erdbeben ermöglicht, dass der Boden bis zu 20 oder 30cm verschoben werden kann, das Gebäude aber unbewegt stehen bleibt. Das ganze Gebäude steht nun also auf diesen 150 glaub ich Säulen gegen Erdbebenschäden und hat überall einen Spalt von ca. 3 cm zwischen Boden und Fundament. Sehr spannend. Außerdem haben sie sich hier vor einigen Jahren vom Westminster-Wahlsystem verabschiedet und haben nun keine 2 Häuser mehr, sondern bestreiten alle Politik in einem Haus. Deshalb ist eine Legislaturperiode nun auch nur noch 3 Jahre lang. Muss ich mich nochmal im Internet weiter schlau lesen, wie genau das läuft. Da hatte ich dann irgendwie gerade die Maoriverzierungen an den Wänden bewundert ;-) ich war übrigens mal wieder die einzige Nicht-Muttersprachlerin in der Tour. Die meisten waren Kiwis, Australier oder Amis und dann waren noch ein paar Briten dabei. Solche Touren macht der Standard-Tourist dann wohl eher nicht mehr.
Danach bin ich mit dem Cable-Car zum Zealandia hochgefahren. Allerdings war das für mich ein reines Transportmittel, während bergeweise Touristen Fotos und Videos in großer Menge gemacht haben. Aber die Bahn fährt gerade mal 3 Minuten einen geraden Berg hoch. Sie ist zwar schön altmodisch, aber spannender fand ich da die noch ältere Bahn in Budapest oder die futuristischen Stationen plus die wahnsinnig schöne Strecke in Innsbruck. Diese beiden Bahnen hatten auch den schöneren Blick.
Zealandia ist eine Wildlife Sanctuary. Sie haben ein ganzes Tal eingezäunt und ziehen dort seltene Tiere auf bzw. schaffen Lebensraum für seltene Arten. Das meiste sind nämlich Vögel, die da rein und raus können wie sie wollen. Es gibt nach oben hin keine Gitter und die Zäune unten sind gegen Eindringlinge wie Katzen, Ratten, Opossums und Mäuse, die sonst die dort angesiedelten Tiere vernichten würden. Ich muss ehrlich gesagt sagen, dass der Park nett ist, es ist ein riesiges Gelände und man wird sogar eingeladen, dort Wanderungen zu machen, denn es gibt Wege verschiedener Güte und Steigung für jede Art von Besuch. Und es sieht alles sehr natürlich aus. So, wie ich es zum Beispiel auch vom Abel Tasman oder Queen Charlotte kenne. Und das war für mich leider der Punkt, der mich etwas enttäuscht hat. Ich hatte gehofft, dass ich dort die Tiere, die ich in freier Wildbahn höre, aber nie sehe, endlich mal sehen kann und auch einige mehr, aber es war für mich am Ende wie eine Wanderung in der Gegend nur ohne Bergschuhe und hohen Berg. Zwar gab es ein paar erklärende Schilder, aber mehr Tiere hab ich nun nicht gefunden als sonst. Es lohnt sich also nicht, wenn man sonst schon in den Nationalparks unterwegs ist. Schade. Aber das ist eben der Unterschied zum Zoo.
Danach war ich nochmal im Te Papa. Dort gibt es eine Ausstellung zum Leiden der Kiwis im WWI, ganz toll gemacht, mit Figuren, die 2,4 Lebensgröße haben und von Weta Cave gemacht sind, die Specialeffektswerkstatt, die auch Requisiten und Figuren für große Filme wie - ihr wisst was jetzt kommt - LotR und Der Hobbit gemacht hat. Die Figuren sahen wirklich echt aus. Mit Bartstoppeln, dreckigen Fingernägeln, Schweißperlen, vernarbten Beinen, Haaren auf den Armen etc. Echt klasse. Und die Ausstellung war auch super. Leider war mir das Thema zu schwer für den sonnigen Nachmittag, so dass ich das Ganze nur im Schnelldurchlauf angesehen habe und dann wieder in die Abteilung über die Entwicklung Neuseelands gewechselt bin. Die hab ich immerhin noch fertig geschafft bevor ich wieder rausgefegt wurde. Ich und gute Museen... :-D
Der Botanische Garten muss noch eine Weile auf mich warten. Zwar soll er im Frühling besonders schön sein, aber meine Füße wollten einfach nicht mehr laufen und ich war einfach müde. Also war ich im Irish Pub zum Essen und hab mir das Pub Quiz angesehen. Ein bisschen englische Kultur tut gut. Die Geografiesektion hätte ich ganz gut gekonnt: fast nur Fragen aus Europa und der Rest bezog sich oft auf Orte, in denen ich hier schon war oder die ich zumindest mal näher angelesen hab im Guide während meiner Planung. Der Rest war sehr Kiwi-lastig.
Nun liege ich frischgeduscht im Bett, meine Sachen für morgen sind gepackt und mir fallen gleich die Augen zu. Fotos lade ich euch morgen hoch.
Heute in einer Woche bin ich schon in Sydney!!! Es ist Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Was immer so lange hin war, rückt nun in beängstigende Nähe: ich muss hier tatsächlich bald wieder weg :-( und das kann und will ich mir nicht vorstellen. Ich hab mich so an das Land und das Reisen gewöhnt, es könnte ewig so weitergehen. Alle paar Tage was anderes sehen. Die letzte Reise war per Fähre, morgen fliege ich. Ihr werdet es mir kaum glauben, aber mir fehlen meine Busfahrten gerade. Es ist so schön, hier durch die Landschaft geschaukelt zu werden. Zum Träumen schön und ich will einfach nicht, dass diese Reise endet!!!
Das Land hat etwas mit mir gemacht, das mir total neu ist. Bisher fand ich die Landschaft im Urlaub irgendwann langweilig und eintönig und hab mich auf die nächste Stadt gefreut. Genauso hab ich hier ja auch die Zeit in Napier und Wellington, Christchurch und Auckland eingeplant. Doch hier ist es völlig anders. Hier tut mir jeder Tag, den ich nicht draußen in der Natur sein kann, fast körperlich weh. Ich fühl mich in der Stadt schnell gelangweilt und die Städte bieten mir nicht genug, was mich gefangen nimmt. Die Hostels sind groß und unpersönlich und die Leute wechseln ständig. Das werde ich bei meiner nächsten Reise hierher auf jeden Fall anders machen. Die große Frage ist nur: gilt das nur für Neuseeland oder ändert sich gerade grundlegend mein Fokus wenn ich verreise? Und welche Konsequenzen wird das für meine Heimkehr und mein Leben zuhause haben? Schließlich lebe ich in einer Großstadt, mittendrin. Neulich dachte ich schon, ich brauche jetzt unbedingt ein Auto, damit ich schnell und flexibel raus komme aus Hamburg und rein in die Natur. Aber das Geld, einen Teil davon, was das die letzten Jahre gekostet hätte, wenn ein Auto zuhause rumstehen würde, hab ich jetzt in diese Reise gesteckt. Das ist also noch nicht die passende Lösung für mich. Ich weiß noch nicht, was an dieser Stelle werden wird. Aber da kommt vermutlich sowieso noch einiges an häuslicher Nachbereitung auf mich zu. Es gibt einiges, was ich sicher mitnehme aus diesen Wochen. Und für jeden Gedanken und jede Überlegung, für jedes Überdenken der bekannten Muster, das in mir aufkommt, bin ich dankbar. Wenn so eine Reise einen kalt lässt, weckt einen nichts mehr auf. Mehr kann und möchte ich dazu an dieser Stelle nicht dazu sagen. Ich weiß auch selbst noch nicht, was die Reise wirklich mit mir gemacht hat. Das werde ich vermutlich erst wissen, wenn ich wieder zuhause bin. Tick tack, ich bin doch noch gar nicht soweit :-(((
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Micha Ein sehr ausführlicher Blog. Vielen Dank!