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Das mit dem Nachtzug hat prima geklappt. Von 1 bis 4 hab ich auch recht fest geschlafen, danach dann noch 2 Stunden immer wieder ein bisschen. Aber es hat gereicht an Energie, ganz erstaunlich. Nur bin ich jetzt totmüde. Muss das hier morgen schreiben. Mir fallen ständig die Augen zu.
Neuer Tag, neues Glück. Hab heute etwas länger geschlafen, schließlich ist nicht mehr viel auf der Need-To-See-Liste. Schon Meike Winnemuth sagte ja, dass Kopenhagen nicht viele Sehenswürdigkeiten hat und dass man hier schnell anfangen könnte, einfach zu leben. So wird’s gemacht. Will heute noch den zweiten Teil meiner Radtour machen und baden. Und ansonsten? Gucken wir mal.
Ich hab gestern Nachmittag eingecheckt und da ich mit den Essensoptionen nicht zufrieden war, sprach mich nicht an, weil nicht typisch dänisch oder war im Verhältnis viel zu teuer, hab ich mir im Supermarkt Brot, Butter, Marmelade und Käse gekauft, Tee hab ich eh mit, und hier in der Hostelküche Zutritt für 20 Kronen gekauft und ein frühes Abendessen gemacht. Dasselbe gibts dann auch zum Frühstück. Und fertig. So geh ich dann entspannt heute essen und evtl. morgen auch nochmal, aber die Kosten sind etwas niedriger. Nicht, dass ich es nicht bezahlen könnte, aber ich finde es einfach zu viel. Und: wozu hat das Hostel eine Küche? Für die Radtour am Abend hatte ich dann noch eine Rhabarber-Schorle und Nektarinen.
Erstmal hab ich den Ausblick vom Christiansborg-Turm genossen. Es war total leer, zT war ich allein oben, netterweise kostenlos, und dank des tollen Wetters konnte man bis Malmö gucken, die Øresund-Brücke sehen und all die Gebäude und Türme von Kopenhagen, die tagsüber auf meiner Bootstour schon erklärt wurden. Ach, die Bootstour! Mist, ist sollte besser morgens anfangen…
Aaaaaalso: Um 8:00 Uhr morgens war ich schon am Hostel. Im Zug hatte ich noch schnell einmal kalt geduscht zur Erfrischung. Der Rinnsal reichte mir nicht für richtig viel Seife, aber so ging es auch. Check-In war erst ab nachmittags. Daher hab ich mir eine ruhige Ecke gesucht, mein Gepäck umgepackt, mit was Frisches angezogen, den großen Rucksack eingeschlossen und mir ein Fahrrad gemietet. Mit dem Rad, viel besser als das in Stockholm, höher, Gangschaltung, größere Räder, bin ich innerhalb von 10 Minuten am Nyhaven gewesen. Dort hab ich direkt ein Ticket für die nächsten Hafenrundfahrt um 10:30 Uhr gebucht und bin dann eine Stunde in der Morgensonne durch den Hafen und die Kanäle kutschiert worden. Es war richtig schön. Irgendwie kleiner und gemütlicher als Stockholm, aber ob es schöner ist oder nicht, weiß ich noch nicht. Die alten bunten Häuser im Vergleich zu den modernen Bauten sind auf jeden Fall sehr interessant und auch hier gibts überall Wasser. Gefühlt wohnt jeder hier direkt mit Blick aufs Wasser, das ist schon schön.
Die Oper hat übrigens Maersk himself gesponsert (das Headquarter von Maersk haben wir natürlich auch gesehen) weil die Kopenhagenern nicht wussten, aus welchem Topf sie all das Geld nehmen sollen. Das Ergebnis kann auch sehen lassen. Überhaupt sind die Neubauten, auch der Wohnhäuser, einfallsreich und abwechslungsreich. Nicht so langweilige Klötze wie wir sie in Hamburg in der Hafencity und in der Neuen Mitte Altona vorfinden. Das ist wirklich ideenlose Architektur. Die sollten mal hier gucken kommen. Ja, Reisen bildet wirklich ;-)
Das Highlight an Ideenreichtum ist für mich die Müllverbrennungsanlage, auf der außerdem eine Skipiste platziert wurde. Besser gehts nicht.
An der Militärbasis am Wasser wird bis heute 1x morgens und 1x abends eine Kanone abgefeuert, wobei man sich zugunsten der in der Nähe arbeitenden und lebenden Menschen dafür entschieden hat, die nicht zum Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu machen wie früher, sondern der Sonnenaufgang wurde auf 8:00 Uhr festgesetzt :-D Sehr pragmatisch.
Wusstet ihr, dass der größte Kirchdom Nordeuropas in Kopenhagen steht? Die Marmorkirche, wohl ein finanzielles Desaster ihrer Zeit, sieht von außen aus wie der Petersdom in klein. Sehr hübsch.
Noch ein paar Fun Facts für euch:
1) Im Parlament Dänemarks sitzen 40% Frauen.
2) die dänische Königin feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Thronjubiläum, genau wie der schwedische König. Fand ich lustig.
3) die Häuser wurden früher bunt gestrichen, um den Briefträger zu helfen, da es keine Hausnummern gab. Ich hab nie darüber nachgedacht, warum sie bunt sind, aber die Erklärung leuchtet ein.
Nach der Rundfahrt bin ich mit meinem Rad weiter über Schloß Amalienborg (ein kurzer Fotostopp hat mir genügt) zur kleinen Meerjungfrau geradelt. Spannend: man kommt direkt an das Schloss ran, in dem die Königin wohnt. Die Briten sind da deutlich abgeschotteter…
An der kleinen Meerjungfrau war großer Menschenauflauf. Ja, sie ist ganz süß, kleiner als ich dachte, vielleicht wie ein 12-jähriges Mädchen, aber ich finde den Hype überzogen. Wieder mal.
Meine große Begeisterung für Kreuzfahrten früher bekam dann wenige Minuten später einen dicken Dämpfer. Ich saß friedlich auf der Bank mit Blick aufs Meer als die Schiffe einfielen. Genauer, 2 Radtouren und 2 Bustouren von TUI und 1 Bustour von AIDA. Das war mir echt zu viel. Und mir fiel auf, dass Kreuzfahrten für mich inzwischen eher keine Option mehr sind. Ja, ich wollte immer mal fahren. Aber immer nur einen Tag bzw. ein paar Stunden in einem schönen Ort? Fände ich nicht befriedigend. Immer nur schnell ein Foto machen und dann weiter? Würde mich stressen. Immer nur dort sein wo es vor lauter Touristen brummt und nicht das echte Leben mitbekommen? Würde mich aufregen.
Ja, irgendwann werde ich sicher nochmal so eine Reise machen, schließlich hab ich es studiert. Aber eher nicht jetzt und eher an Orten, an die ich mich alleine nie trauen würde. Dänemark inmitten all derer, die kein Englisch können, würde ich nicht packen. Echt nicht. Dafür bin ich allein zu weit gereist und hab zu viel gesehen und erlebt.
Apropos erlebt: mir schrieb gestern ein Bekannter, Malmö sei so toll. Als ich sagte, dass ich nur durchfahre kam ein „oh, wie schade“. Hab darüber irgendwie nachdenken müssen und dann wusste ich, was mich daran störte. Ich finde es nicht schade, Malmö nicht zu sehen. Ich finde es fantastisch, was ich alles sehe und erlebe und dass ich mir all diese Reisen schenke. Wie soll ich da schade finden, etwas nicht zu sehen, wenn ich währenddessen so viel Schönes erlebe. Nein, nichts ist hier schade. Einzig Dauerregen würde das Erlebnis an manchen Tagen etwas schmälern, weil vieles in Regen einfach nicht so toll aussieht. Nicht, weil ich nass werde. Dafür bin ich bestens ausgestattet. Aber hier ist es weiterhin warm. Viel wärmer als ich erwartet hatte. Petrus und Karma schenken mir wochenlanges Reisen ohne viel Regen. Vielen Dank. Ich bin mir sicher, irgendwo sitzt eine Hermes-Tussi entweder bei schönstem Wetter mit Bergen von Arbeit drinnen oder sie hat einen Urlaub mit Ausflügen, die nicht klappen, miesem Essen und unbrauchbarem Wetter (zu heiss ist ja auch schwierig). Ich bin mir ganz sicher, die Gerechtigkeit siegt am Ende immer :-)))
Nach der kleinen Meerjungfrau bin ich jedenfalls noch etwas weiter am Wasser lang geradelt und dann quer durch die Innenstadt zurück zum Hostel. Unterwegs gabs einen sehr leckeren frischen Obstsaft mit Schatten, Klimaanlage und Klo. Hach, ist es sommerlich hier :-))) und Radfahren ist einfach meine präferierte Art der Fortbewegung. Man tut was für dich, sieht viel, schont die Füße, kann jederzeit halten und kommt schiebend sogar durch jede Fußgängerzone.
Überall in der Stadt waren gestern Jugendliche mit blau-weißen Schirmmützen unterwegs. Hab gegoogelt. Die Mützen der Abiturienten. Sie feierten in Parks, Cafés, gemieteten Limousinen und Bussen und am Wasser. Vermutlich hatten die gestern ihren letzten Tag, die Notenvergabe oder so. War schön zu sehen.
So, nun sind wir wieder am Anfang. Bei meiner abendlichen Radtour. Ich mochte den Weitblick vom Turm aus, die Stille dort oben auf das Treiben dort unten. Dass ich im Norden um 20:00 Uhr noch in TShirt und Shorts bei Wind dort stehen könnte, hatte ich nicht gedacht. Ich hab den nordischen Sommer echt unterschätzt. Vielleicht auch die Länder als solche. Wäre zumindest einen Versuch wert, doch mal in Skandinavien Urlaub zu machen. Mal sehen. Es ist noch viel Zeit für viele Urlaube in den nächsten Jahren. Ich bin gespannt, was kommt und welche Überraschungen und Erkenntnisse die nächsten sein werden. Und nun aber Tee austrinken, zahne putzen und wieder ab aufs Rad, das Wasser wartet auf mich :-)
PS: Fotos von gestern folgen. Ich will jetzt echt los. Es ist schon 10:35 Uhr.
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Wolf Ploog Toller Bericht mit vielen interessanten Einblicken in Deine Persönlichkeit. Danke dafür und weiterhin eine schöne Zeit. LG