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Irgendwo hinter Stockholm rattere ich mit meinem Nachtzug dahin. Zwar hatte auch dieser Zug Verspätung, wir haben auf einen Nachtzug aus Duved gewartet, das liegt Richtung Trondheim, aber mein Zug war pünktlich da und so konnte ich in aller Ruhe mein Bett im Dreierabteil mit Waschbecken beziehen und sogar kurz duschen bevor der Zug abfuhr. Eigentlich kam nur ein Rinnsal, Haare waschen oder komplett einseifen wäre definitiv problematisch geworden, aber um den Schweiß und Dreck des Tages abzuwaschen und sich etwas zu erfrischen hat es total gereicht. Und nun liege ich frisch gewaschen und in meiner bequemen Sporthose im Bett und lasse mich gleich in den Schlaf ruckeln. So kann eine Nachtzugfahrt sehr gerne aussehen :-)
Stockholm war so traumhaft, vielleicht auch, weil ich einfach keine Erwartungen oder Vorstellungen hatte. Die Stadt wanderte ganz spontan mit auf den Reiseplan, weil der Nachtzug von Hamburg direkt hin fährt (theoretisch), und weil ich dachte, man könnte mit ihr nichts falsch machen. Weit gefehlt und total unterschätzt! Ich mag das Flair, das viele Wasser, das viele Grün, deren entspannte Lebenseinstellung, ich glaub, ich wiederhole mich.
Heute früh hab ich im Hostel endlich ein Fahrrad erwischt. Wer ein ordentliches Fahrrad besitzt, kann dieses nur Krücke nennen. Es fuhr sich sehr anstrengend und ich hab deutlich mehr geschwitzt als wenn ich gelaufen wäre. Weil es keine Schaltung hatte, weil es sich schwerfällig treten ließ, weil der Rahmen schwer war, der Sattel nicht ganz in meine Höhe zu setzen war, kurzum, kein Vergnügen und ich freue mich schon sehr auf mein Rad zuhause. Einen Teil hab ich sogar mal geschoben, denn bergauf konnte man mit dem Ding einfach nicht fahren. Und Stockholm ist bergiger als ich dachte. Trotzdem hab ich natürlich deutlich schneller weite Strecken zurücklegen können als zu Fuß. Und meine Platten Füße wurden auch so noch genügend beansprucht.
Als Erstes habe ich mich morgens um meine Rückerstattung für die Hinfahrt gekümmert. Einen Schalter am Hauptbahnhof der Hauptstadt hat die Bundesbahn nicht, man muss anrufen. Ging auch sehr schnell. Und der nette Mann bot mir direkt an, den vollen Ticketpreis zurück zu erstatten. Sehr toll und es ging völlig unbürokratisch und schnell.
Dann bin ich auf die Insel Djurgården gefahren, die quasi die Vergnügungsmeile von Stockholm beherbergt. Es gibt diverse Museen, einen Freizeitpark mit Achterbahnen direkt am Wasser, einen Zirkus und eine Art Freilichtmuseum mit angegliedertem Zoo. Und ganz viel Park. Eigentlich wollte ich mir den Park auch noch erradeln, aber das Rad hat mich nicht dazu motiviert gepaart mit wieder mal 25-26 Grad, heute aber eher schwül, und außerdem hab ich zu viel Zeit mit ABBA verbracht. Von 10:30-14:30 Uhr hab ich nämlich das ABBA Museum in mir aufgesogen. Es gibt dort viele interaktive Dinge, mit ABBA zusammen auf der Bühne singen, eine Kopfhörerdisko rein mit ABBA bestückt und vieles mehr und natürlich ganz viel Hintergrundinformationen, Kostüme, Schallplatten, Preise, Fotos und Videos. Ich hab also im Tonstudio von ABBA gesungen, mich mit Avataren zusammen auf die Bühne gestellt und gesungen und zusammen mit Fremden zu den größten Hits getanzt. Mit anderen Worten: der Vormittag war sehr sehr kurzweilig. Und ich hab auch direkt ein neues Ziel mitgebracht: ich „muss“ mal wieder nach London zu ABBA Voyage. Das muss ganz toll sein. Hab ein Making Off und ein paar Sekunden der Show gesehen. Und da ich deren Musik so liebe, wäre der Abend eine große Party!
Von ABBA aus bin ich in die Innenstadt geradelt, war ein bisschen bummeln und hab um 18 Uhr dann endlich mal eine Pause im Café gemacht. Meine Fika war heute definitiv zu spät. Fika ist die institutionalisierte Pause am Nachmittag. Mit Kaffee, gern auch Gebäck und noch lieber in Gesellschaft. Bei der Arbeit, mit Familie oder Freunden, gern auch draußen, wird da einfach mal innegehalten. Finde ich toll. Kann man übernehmen. Tut sicher gut.
Im Anschluss bin ich nochmal zur Gamla Stan, der Altstadt, gefahren, hab mein Rad geparkt und bin durch die engen Gassen geschlendert. Beim Abendessen, es gab Graved Lachs, kam ich mit meinen Tischnachbarn ins Gespräch. Amerikaner, die ab morgen eine Ostseekreuzfahrt mit NCL machen. Genau mein Fachgebiet. Ich hab mich gefreut. Sie fragten, ob ich Hamburg als Ausflug von Kiel aus empfehlen kann. Die Antwort war leicht :-D
Auf dem Weg zum Hostel hat es tatsächlich geregnet. Nicht viel und nicht lange, aber kurz Niederschlag. Wieder viel zu früh und nachdem ich zigmal am Tag den aktuellen Stand abgerufen hatte stand ich um 22:15 Uhr am Bahnhof. Stellte sich raus, mein Zug hat Verspätung. Und die wurde immer mehr. Aber, hier fing meine heutige Geschichte ja an, diesmal war’s nicht so schlimm.
Ich werd jetzt ein paar Stunden schlafen und morgen früh lad ich die Fotos von heute hoch. Die der letzten Tage sind übrigens schon hochgeladen.
Gute Nacht aus Schweden, im Moment in der Nähe von Stjärnhov.
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Wolf Ploog War ja ein erlebnisreicher Tag. Gefällt mir. LG aus Hamburg