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Da wir heute das 40km entfernte schwimmende Fischerdorf im Tonle Sap See besichtigen wollen und den Touristenmassen zuvor kommen wollten, holt John uns schon um 7 Uhr im Guesthouse ab.
Wir entscheiden uns für das etwas weiter von Siam Reap entfernte Dorf. Die Fahrt dortin ist zwar länger, es wird jedoch deutlich seltener von großen Touristengruppen besucht. Das nahe an Siam Reap gelegene Dorf ist zudem nicht mehr authentisch und nur noch für Touristen.
Es ist sau kalt im offenen Tuk Tuk. Der Fahrtwind bläßt uns unangenehm ins Gesicht. Die Nacht und der Morgen ist frischer als die Tage zuvor.
Die ersten Kilometer fahren wir noch auf guter Aspaltstrasse, dann biegen wir in eine kleine holprige zwar noch asphaltierte Straße ab, die aber mit Schlaglöcher übersähte ist. Diese wird wenige Kilometer später zu einer holprigen Staubpiste. Mundschutz wäre heute gut gewesen. Wir halten uns ein Hemd und Tuch vor den Mund.
Überall brannten große Feuer, die alles in Nebel hüllen. Hier in Kambodscha wird auf dem Land noch fast ausschließlich mit Holz gekocht und geheizt. Strom gibt es hier noch nicht überall. Ganz anders als in Laos, wo schon fast jedes Dorf auch in der entlegensten Provinz an das Stromnetz angeschlossen wurde. Überhaupt scheint Kambodscha ein viel ärmeres Land zu sein als Laos. Es nimmt zwar durch den Tourismus gewaltige Summen ein, diese versickern aber größtenteils im Korruptionssumpf. Das Land liegt auf der Korruptionsliste auf Platz drei weltweit.
Wenige, vor allem in der über 30 Jahre an der Macht befindlichen Regierung sind super reich. Eine Opposition gibt es zwar, die hat aber nichts zu sagen und auch keinen Einblick was die regierende Partei macht. Auch gibt es fr sie keine Möglichkeit ein Gesetz einzubringen. Die Justiz, das Militär, alle wichtige Posten werden von drei bis vier Personen besetzt und kontrolliert.
Das Volk hat fast keine Bildung und somit berufliche Chance. Die besseren Schulen sind nur den wohlhabenden vorbehalten. Die weiterführenden Schule kostet pro Kind und Monat 25$. Zuviel für die meisten. Die einzige Hoffnung des Landes ist das boomende Siam Reap und der dortige Tourismus. Doch auch hier fließt das meiste Geld, vor allem der Pauschaltouristen in die Tasche weniger ohnehin reicher Kambodschaner.
Nach einer Stunde holpriger Tuk Tuk Fahrt erreichen wir ordentlich durchgerüttelt und eingestaubt ein kleines Holzhäuschen. Hier kann man das Bootticket erwerben. Wir sind die ersten. Hurra! Müssen aber noch 10min warten, bis das Tickethäuschen öffnet. Wenig später trifft ein erster Minvan mit Chinesen ein. Nur 10, noch keiner der riesigen Reisebusse. Das Bootticket kostet 25$ pro Person. Darin inbegriffen ist neben der Fahrt durch das schwimmende Dorf eine Fahrt durch den Mangrovenwald mit einem kleinen Paddelboot.
Nach weiteren staubigen und holprigen 15 Minuten erreichen wir den kleinen Hafen. Hier liegen geschätzt 100 Boote und warten auf Touristen. Kurz bevor wir ankommen werden wir von einem ersten vorbei bretternden Reisebus überholt und richtig eingestaubt, Danke! Da aber noch eine Pinkelpause eingelegt werden muss, fährt unser Boot doch schneller aus dem Hafen.
Mit einem privat exklusiv von uns gecharterten kleinen Fischerboot gehts weiter.
John begleitet uns als local Guide. Da die Fischer und die Leute im Dorf kein Englisch sprechen eine super Sache. Für uns wäre es alleine schwer gewesen uns zu verständigen. John erklärt uns zudem viel über die lebensweise der Menschen auf dem See, in den Dörfern. Das Dorf ist super interessant. Die Menschen (meist Fischer) leben in hohen Stelzenhäusern. Es sieht irre aus, jetzt wo das Wasser im See gesunken ist ragen die gewagten Holzkonstruktionen 10 bis 15 Meter in die Höhe. Treppen führen in die Stockwerke, diese sind in der Regenzeit unter Wasser. Dann lebt die Famile nur im obersten Stockwerk.
Die meisten Häuser sind nur mit dem Boot zu erreichen.
Alles befindet sich auf Stelzen. Das Krankenhaus, die Schule, der Kindergarten, das Gemeindehaus oder der Tempel. Ein spannender Anblick an diesen einfachen weit aus dem Wasser heraus ragenden Häusern vorbei zu fahren.
Die Menschen hier leben noch recht ursprünglich und sehr, sehr einfach. Fast ausschließlich vom Fischfang. Noch gibt es in diesem gewaltigen See genügend Fische. Wie das in Zukunft aussieht ist ungewiss der Tonle Sap See und der Mekong sind eine Schicksalsgemeinschaft. Da der Tonle Sap See mit dem Mekong verbunden ist werden sich auch auf diesen See, die Tiere und Menschen die chinesischen Staudammprojekte auswirken. Wird dem Mekong das Wasser abgedreht, so läuft der See aus.
Man kann auf der Fahrt den Menschen beim Fischen oder Wäsche waschen zusehen. Die Kinder beim baden beobachten. Wir erreichen nach einiger Zeit ein schwimmende Holzplattform. Hier warten bereits Frauen aus dem Dorf auf kleinen Holzbötchen auf uns und die vielen noch kommenden Touristen. Wir steigen in eines dieser kleinen wackligen Boote und werden von einer Frau mit einem Paddel geschickt durch den wunderschönen Mangrovenwald gelenkt. Er erinnert ein wenig an den Spreewald. Wir waren die einzigen und konnten die Ruhe und die Natur genießen. Das Vogelgezwitscher das ruhige plätschern. Wärend wir fast lautlos an den Bäumen vorbei treiben. Einige Stunden später tummeln sich hier vermutlich dutzende Boote mit schreienden und brüllenden Touristen. Die magische Stimmung kann man dann wohl so nicht mehr genießen.
Das frühe Aufstehen wurde belohnt. Eva erwirbt noch 20 Stifte und 20 Schulhefte von einer Verkäuferin die im Mangrovenwald auf die Kundschaft wartete, "natürlich ganz zufällig". Das ist Schulmaterial für die Kinder in der Dorfschule. Als wir wieder zurück auf der Plattform sind trinken wir erst mal eine Kokosnuss. Dann bringt uns drei das Boot in das Dorf. Wir laufen wir mit John zusammen etwas herum. Der Dorfplatz ist um diese Jahreszeit trocken. Wir besuchen auch die Dorfschule. Die Kinder haben gerade Unterricht. Die Tür ist aber offen, damit die Touristen zuschauen können. Dann ertönt plötzlich der Pausengong und 40 Kinder rennen aus dem Klassenzimmer zum spielen auf den Hof. Wie bei uns in Deutschland. Da die Klasse groß ist und wir nur 20 Hefte und Stifte haben gibt Eva die an die Lehrerin zum verteilen.
Es war wirklich ein interessanter lohnenswerter Ausflug und da wir fast die einzigen Touristen im Dorf waren auch echt schön.
Ohne John, der alles organisiert hat hätten wir den Trip über einen Reiseveranstalter buchen müssen. Das hätte 70$ pro Person gekostet. Dann wären wir mit einem großen Reisebus mit 40-50 anderen unterwegs gewesen. So waren wir individuell mit 35$ pro Person unterwegs. Zudem finden wir, ist es besser John verdient die 20$ für sein Tuk Tuk als ein Reiseveranstalter.
Bereits am frühen Nachmittag sind wir wieder im Mom's Guesthouse und relaxen den restlichen Tag am Pool.
Am Abend laufen wir zur 10min entfernten Pub Street. Ein Abenteuer, als Fußgänger hat man in der Stadt echt Probleme. Wege am Rand sind zugeparkt, oder mit Müll belagert. Man muss immer wieder auf die Straße ausweichen. Auch das überqueren der breiten Strassen ist ein Abenteuer. Zwischen dutzenden Rollern und Tuk Tuks musste man sich durchmogeln. Ampeln oder Fußgängerstreifen gibt es nicht. In der Pub Street gibt es eine vielzahl guter Restaurants. Mit dem legendär billigen Draft Bier (Fassbier) ein großes Glass 50 Cent. Das Bier aus der Flasche kostet hingegen 2,5$. Auf dem Handwerksmarkt gingen wir danach noch shoppen.
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