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Am nächsten Tag sind Elise und ich bereits am Vormittag zum Wat Suan Dok aufgebrochen, wo wir an einem Meditationskurs teilnehmen wollten. Bereits die Einführung in die buddhistische Meditation war sehr interessant. Der Kursleiter oder Master, ein 30-jähriger Mönch aus Mynamar, hatte einen sehr guten Sinn für Humor und die Bilder die er verwendete waren sehr anschaulich. Zum Beispiel hat er den menschlichen Körper mit einem Auto verglichen. Und unseren Geist mit den Bremsen. Seine Schlussfolgerung: Ohne Bremsen haben wir keine Kontrolle über unser Leben. Daher müssen wir unseren Geist trainieren. Wir können nicht die Vergangenheit oder die Zukunft beeinflussen, nur die Gegenwart. Darum ist es wichtig, dass wir im Moment sind. Und die Meditation hilft uns dabei voll im Moment zu sein.
Mir hat auch gut gefallen, dass er uns dazu aufgefordert hat dem Meister nicht zu glauben, sondern immer zu überprüfen ob die Lehre auch für uns stimmt.
Tagesablauf
Der Aufenthalt in San Sai hat uns einen kleinen Einblick in das Leben buddhistischer Mönche gewährt. Um 5:00 wurden wir vom Gong geweckt, nach den morgendlichen Chants (=Chorälen) und der Meditation, haben wir uns mit kleinen Reisschalen in einer Reihe aufgestellt, um den Mönchen Almosen anzubieten. Die Mönche sind mit ihren runden Behältnissen die Reihe entlang gegangen und wir haben ihnen alle einen kleinen Patzen Reis in ihre Schalen gegeben. Das Almosen Sammeln ist auch heute noch Bestandteil des Mönchslebens. Mönche bitten nicht, die Bevölkerung bietet die Gaben von sich aus an. Unser Master hat uns erklärt, dass im Buddhismus der der gibt glücklicher ist als der der nimmt. (Also geben ist seliger als nehmen.) Wenn man früh genug aufsteht, kann man die Mönche beim Almosen Sammeln beobachten. Nicht nur in Thailand. Bei meiner Ankunft früh morgens in der laotischen Hauptstadt Vientiane, hab ich gegen 6 Uhr Früh Menschen gesehen, die sich auf den Gehsteig gekniet haben, um den Mönchen die verschiedensten Gerichte anzubieten und im Gegenzug den Segen der Mönche entgegenzunehmen.
Ich hab's interessant gefunden im Buddhismus Elemente zu finden, die ich aus anderen institutionellen Kontexten kenne. (Wobei der Buddhismus älter ist, als die meisten anderen Institutionen. Also dürfte es eher umgekehrt sein, mit dem Entlehnen von Elementen...)
Vor dem Essen, dass nicht zum Genuss sondern rein zum Erhalt der körperlichen Gesundheit eingenommen wird, wird zum Beispiel dankgesagt. Hat mich stark an röm. kath. Gebete erinnert. Auch die Chants, bei denen wir den Mönchen Silben nachgesprochen/gesungen haben, haben mich an Gebete erinnert, auch wenn unser Master hervorgehoben hat, dass es sich bei Chants keinesfalls um Gebete handelt.
Beim Meditieren, speziell bei der gehenden Meditation, hat uns der Master beinahe militärsche (Marsch-)Befehle gegeben. Hat für mich interessanterweise ganz gut funktioniert. Was das wohl über mich aussagt?
Wir haben hauptsächlich die sitzende und gehende Meditation geübt. Die liegende verlockt einfach zu sehr zum Einschlafen. Und das ist ja nun wirklich nicht Zweck der Übung. :)
Also zur Meditationstechnik gibt's eigentlich nicht wirklich viel zu sagen. Wichtig ist immer mit dem Gedanken bei der Atmung und beim Gehen bei der Bewegung zu sein. In der Vipassana Meditation geht es auch zu meinem Glück nicht darum 'an nichts' zu denken. Sondern bewusst wahrzunehmen und die Gedanken, wenn sie zu wandern beginnen, immer wieder zum Körper, zur Atmung zurück zu bringen. Und mein Geist wandert! Mann-o! Ich hab, was man wohl um Fachjargon als 'Monkey Mind' bezeichnet. Meine Gedanken springen völlig unkontrolliert von Ast zu Ast. ;) Ziel ist nicht, nicht abzuschweifen, sondern das Üben nicht aufzugeben.
Beim Sitzen (im Schneidersitz) hat mir geholfen, dass die Beine wehtun. Damit bin ich immer wieder zu meinem Körper zurückgekehrt wenn meine Gedanken sich mal wieder zu einem anderen Ast geschwungen hatten. Wir sollten den Schmerz wahrnehmen aber nicht versuchen etwas zu verändern, sondern einfach den Gedanken an den Schmerz wieder loslassen. Alles ist unbeständig. Nix is fix quasi. Beim Sitzen konzentriert man sich ansonsten einfach auf das ein- und ausatmen. Es hilft wenn man gleichzeitig mit dem Einatmen das Wort 'ein' denkt und mit dem Ausatmen 'aus'. Beim Gehen denkt man beim Anheben des rechten Fußes gleichzeitig: 'right', beim nach vorne bewegen 'move' und beim Aufsetzen 'touch'. Durch diese Aufschlüsselung des Prozesses und das gleichzeitige Denken an die Worte hat der Geist eine Beschäftigung. Und man nimmt die Bewegung bewusst wahr. Dazu passend der Name des Seminars: 'Mindfulness Training'. Natürlich erfordert es Konzentration und Training. Also sie Theorie hab ich. Sollte wohl mal wieder üben...
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