Also mit Superlativen soll man ja sparsam umgehen, aber ich bin heute quer durch die größte zusammenhängende Kuhwiese der Welt gefahren.

Unvorstellbar diese unendlichen Grasflächen rechts und links der Straße.

Wenn man aussteigt und sich mitten auf die Straße stellt, was sehr gut geht, weil hier nur ca alle 20 Minuten mal irgendein Kfz entlangkommt, kann man eine 360 Grad Drehung machen und sieht nur Grasland bis zum Horizont und blauen Himmel darüber.

Der erste Streckenabschnitt heute morgen von Cloncurry nach Mount Isa war eher untypisch hügelig und mit gewundener Strasse durch eine wunderschöne abwechslungsreiche Waldgegend mit roten Felsen.

Mount Isa ist eine echte Minenstadt mit einem riesigen Kupferschmelzwerk und vielen Minenbetrieben in der Umgebung. Schön ist zwar anders, aber die Dimensionen der Bergwerkstürme und der Kupferhütte sind beeindruckend.

Nach einem FW beim ortsansässigen Mäckes folgte ich dem Overlanders Highway weiter Richtung Camooweal kurz vor der Landesgrenze in die Northern Territorys.

Während ich in Mount Isa noch für 1,43 $ je Liter tanken konnte, stieg der Spritpreis hier in Camooweal schon auf 1,95 $.

Merke: Je outbäckiger die Gegend umso exquisiter die Treibstoffpreise !

Nach meiner bisher längsten Freilandetappe von 297 Kilometern, also wirklich ohne dazwischenliegende Orten oder Tankstellen, bin ich dann für heute abschließend gegen 15:30 in Barklys Homestead gelandet. Ein Roadhouse im klassischen Sinn bestehd aus Tankstelle, Pub, Restaurant, LKW Abstellplatz und Campingplatz mit zusätzlichem Motelbetrieb.

Darüberhinaus auch gleichzeitig noch eine selbständige Cattle-Station mit ein paar Tausen Rindern drumherum.

Das Ganze ist adrett aufgezogen und die Preise sind reell.

Sogar mein iPhone zeigt vollen Providerempfang an und das "in the middle of nowhere".

Nach einem leckeren Abendessen wollte ich mir dann an der Theke noch ein XXXX Gold ordern, als mich ein älterer Herr, so um die 60-65, fragte warum ich den das "banana-bender beer" z.deutsch Bananenbieger-Bier der Queensländer trinken würde ?

Hier in den Northern Territorys tränke man doch das vieeeel bessere NT Draft.

Nach einer kurzen Vorstellung meiner Herkunft und meines damit schon genetisch verankerten Reinheitsgebots, sowie der damit verbundenen Sachkenntnis in Hopfen&Malz- Angelegenheiten ließ ich mich aber hier auf gar keine Diskussionen ein und lobte das australische Bier insgesamt als ziemlich nah dran am Bier-Ideal.

Dieser nette Herr war übrigens mit noch drei weiteren Rentern per Cessna
unterwegs. Die Jungs waren früher Mineningenieure aus Western Australia und als Altersprivileg durfte sich der jüngste von Ihnen, der die Pilotenlizenz besaß, aus dem Flugzeugpark des ehemaligen Arbeitgebers bedienen.
Gegen Kostenbeteiligung versteht sich.

Die Maschine steht übrigens auf dem Gras-Rollfeld von Barkly Homestead, das ich eben noch vergessen hatte aufzuzählen.

Vier Rentner in einer Cessna auf Rundreise durch Australien trifft man hier mitten im Nirgendwo frotzelnd an der Theke. Respekt !

Einem deutschen Camperpärchen, das altersmäßig auch schon nach Ruhestand aussah und sich auf schwäbisch über das viel zu fette Essen und die fehlende Salatsoße mokierte, habe ich mich wie üblich nicht als Landsmann zu erkennen gegeben.

Ausserdem waren meine frittierten Shrimps mit Aioli zwar auch fett, aber GÖTTLICH.

Auf dem Weg im Dunklen zurück zum Bullie bemerkte ich tausende von Grillen,
die hier überall rumhüpfen und zirpen.

Einige Aussies gehen nach dem Pubbesuch sogar barfuß im Dunklen da durch. ( Das wäre doch wieder mal eine Prüfung für das Dschungelcamp ...)

Da ist mir das Knirschen unter meiner Stiefelsohle aber irgendwie lieber.

3D Wahnsinns-Sternenhimmel,
XXXX Gold (Ich bleibe dabei !)
und tausendfaches Grillengezirpe.

Stichwort: good night fellows

Gerd