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Sydney Teil IV- die letzten Tage in meiner Lieblingsstadt/ meinem Lieblingsland
Sydney, New South Wales
Die Abgabe des Campervans lief zum Glück problemlos ab und wir mussten nur noch mit Sack und Pack zu unserem alten Hostel zurück fahren. Birte hatte nun leider nur noch drei Tage bis zur ihrer Abreise. Samstag war wundervolles Wetter und wir sind durch Sydney geschlendert und haben uns abends nach alter Tradition etwas bei Domino´s Pizza bestellt - quasi direkt neben unserem Hostel. Bei Domino´s muss man immer einen Bestellnamen angeben und damals haben wir meist meinen verwendet, da Fiona am einfachsten war in einem englischsprachigen Land. Erstaunt musste ich dann einmal feststellen, dass auf der Anzeigetafel "Pheona" stand.. Dieses Mal hat es Birte erwischt und sie wurde zu Pirte. Abends waren wir mit einem Armenier aus unserem Hostel feiern, welcher leider leicht aufdringlich wurde und gerne gegrapscht hat. Per Facebook hat er mich hinterher noch mal angeschrieben, dass es sich um "kulturelle Missverständnisse" gehandelt habe - in Armenien ist es also üblich, die Frauen zu begrapschen? Interessant..
Sonntag haben wir uns abends noch mit einem alten Kumpel Stefan getroffen, den wir 2004 in unserem Hostel direkt nach unserer Ankunft kennen gelernt hatten, und der damals direkt nach Sydney ausgewandert ist. Er hatte für das Treffen die Lokalität gewählt: ein echt netter Club mit 95 % Männerquote - alle gutaussehend und leider alle schwul. Aber es war ein sehr netter Abend mit leckerem Apfelcidre Montag haben wir vom Bondi Beach aus noch einen Küstenwalk gestartet, da entlang der Küste gerade eine Kunstausstellung war (Sculptures by the sea) und Dienstag Morgen musste ich mich dann leider wieder von Birte verabschieden.
Eigentlich wollte ich für meine letzte Woche noch mal bei Adam einziehen, aber dieser war während unserer Fahrt entlang der Küste plötzlich verschwunden. Seine letzte SMS lautete, dass er den Stress nicht mehr aushalte (er wollte ja seinen Arbeitgeber wegen Diskriminierung verklagen) und er überlege in eine Psychiatrie einzuchecken. Ich hab das ganze nicht komplett ernst genommen, da ich niemanden kannte, der sich selbst freiwillig in eine Psychiatrie einweisen würde.. Und außerdem kannte ich Adam nur als immer fröhlichen Menschen. Nach dieser letzte SMS war sein Handy tagelang ausgeschaltet und ich konnte ihn gar nicht mehr erreichen, woraufhin ich mir natürlich Sorgen gemacht habe. Außerdem hatten Birte und ich Sachen bei ihm gehortet, die Birte noch vor ihrem Abflug brauchte. Irgendwann hab ich dann die Nummer seines Mitbewohners rausbekommen und diesen auch erreicht, sodass ich endlich mehr in Erfahrung bringen konnte und wir unsere Sachen abholen konnten. Adam ist von einem Tag auf den anderen - ohne selbst seinem Mitbewohner Bescheid zu geben - in eine Psychiatrie eingecheckt. Er saß vorher nur noch rund um die Uhr daran, Beweise gegen seinen Arbeitgeber zu sammeln und ist dadurch etwas depressiv geworden, war komplett gestresst und kam nicht voran mit seiner Klage.
Da ich bei ihm dann nicht mehr wohnen konnte/wollte, hatte mir Sara (die französische Couchsurferin, die auch bei Adam gewohnt hat) angeboten, die letzte Woche bei ihr im Haus zu wohnen. Sie war inzwischen in den sympathisch-verrückten Vorort Newtown gezogen und lebte zusammen mit drei Australiern in einem Haus. Es war etwas chaotisch bei ihnen, aber ich hab mich super mit allen verstanden und konnte mich oftmals an Livemusik erfreuen, da einer der Mitbewohner in einer Band spielt. Mit Sara war ich abends noch ein paar Mal unterwegs, war shoppen und wir haben öfters gefrühstückt in einen der unzähligen Cafés in Newtown. Außerdem hab ich mich noch mal mit Tina getroffen (die ich in Brisbane kennen gelernt hatte) und auch noch mal mit den Bekannten meiner Eltern (es wurde wieder feucht fröhlich). Das Wetter konnte ich in meiner letzten Woche auch noch ausnutzen und war öfters am Coogee Beach und habe alleine eine wundervolle 10 km Wanderung vom Manly Beach entlang der Küste unternommen.
Natürlich wollte ich auch Adam noch mal besuchen. Sara hätte Adam auch gerne besucht, wollte aber unter keinen Umständen in eine Psychiatrie, was ich auch gut nachvollziehen kann. Die Psychiatrie selber gehörte zu einem großen Krankenhaus und war aber ein allein stehendes Gebäude mit einem kleinen Außenbereich in der Mitte. Ich musste draußen klingeln und dann in einem Vorraum all meine Sachen einschließen. Danach wurde ich durch zwei weitere verschlossene Türen geführt und zu Adam gebracht. Ein bisschen mulmig war mir schon als ich plötzlich mit den Patienten eingeschlossen war. Es war natürlich alles sehr schlicht eingerichtet, die Fenster ließen sich wegen Selbstmordgefahr nicht öffnen und alles wirkte sehr trist. Ich glaube, ich würde depressiv werden, wenn ich mich dort länger aufhalten müsste.. Der kleine Außenbereich war der einzige Ort, an dem man sich etwas besser gefühlt hat. Adam wirkte zum Glück relativ normal (durch die Medikamente war er teilweise etwas abwesend) und es schien ihm wirklich zu helfen, sein Problem von außen zu betrachten, ohne irgendwelchen Zugang zu der Außenwelt (sein Handy und Laptop wurden beim Einchecken eingeschlossen). Außerdem brauchte er medizinische Beweise gegen seinen Arbeitgeber, welche er dadurch natürlich hatte. Aber wie man es als normaler Mensch dort aushält, kann ich nicht nachvollziehen (hätte er eine private Versicherung gehabt, hätte er in eine andere Psychiatrie, die einem Wellnesshotel ähnelt, einziehen können. So wäre das aber viel zu teuer geworden).
In der Psychiatrie hörte man zwischendurch immer ein Mädchen lautstark schreien, da sie ihre Medikamente nicht nehmen wollte. Woanders schlug jemand gegen die Wände und ein anderes Mädchen lief immer im Kreis - stundenlang. Nachts laufen sie auch alle durch die Gänge und können nicht schlafen. Allerdings waren dort keine wirklichen Schwerverbrecher untergebracht: ein Typ sah Geister, zwei andere hatten eine bipolare Störung, ein anderer war ein Drogendealer.. Ich hab Adam dort noch ein paar Mal besucht, ihm mal Kuchen oder etwas anderes Süßes mitgebracht, und irgendwann durfte er auch mal eine halbe Stunde nach draußen (natürlich bewacht). An meinem letzten Tag durfte er mit mir (plus Aufpasserin) Essen gehen. Ja, auch wenn man sich selbst dort einweist, wird man genauso bewacht wie allen anderen, und darf erst nach und nach mal wieder für eine gewisse Zeit nach draußen. Der Abschied vom ihm fiel mir dort dann umso schwerer, da ich ihm zum Schluss nur noch durch die kleine Glasscheibe an der Sicherheitstür zuwinken konnte. Ein paar Tränen sind auch geflossen. (Er ist dort übrigens nur 4 Wochen gewesen und hat inzwischen endlich einen Anwalt, der ihm bei seiner Klage hilft.)
Von Sara musste ich mich erst am nächsten Morgen verabschieden, nachdem wir noch einmal zusammen frühstücken waren. Der Abschied war genauso schwer.. Am Flughafen war ich total traurig, da mir Australien und vor allem Sydney (und natürlich meine neuen Freunde) noch mal wieder mehr ans Herz gewachsen sind. Zum Glück gibts in Sydney im Duty-free überall Alkohol zum Probieren, sodass ich mir erst mal einen Baileys geschnappt habe und dann irgendwie die Zeit bis zum Abflug totgeschlagen habe. Ja, mein Herz hängt sehr an diesem Land und es fühlte sich komisch an, als ich im Flieger nach ca. 4 Stunden das letzte Stück von Australien gesehen habe, und ungewiss war, wann ich dort wieder sein würde.. Ich werde auch mein zweites Mal dort nicht vergessen, Land und Leute sehr vermissen, und hoffentlich sehr bald wieder nach Australien reisen.
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