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Ich bin dann also noch mal wieder aufgebrochen in Richtung Brisbane. Vorab hatte ich mir in Newcastle einen Couchsurfer rausgesucht - insgesamt haben mir drei Leute ihre Couch angeboten. Couchsurfing ist in Australien wirklich ein guter Weg um Geld zu sparen - hatte ich schon erwaehnt, wie teuer OZ geworden ist? 2004/2005 war der Euro noch um einiges staerker und 1 AUD waren ca. 0,60 Euro - bei meiner Ankunft nun waren 1 AUD = 0,86 Euro (inzwischen "nur" noch bei 0,80 Euro)! Eine Kugel Eis kostet z.B. 4 AUD (= 3,20 Euro), ein Six Pack Bier mindestens 15 AUD (12 Euro), ein Kilo Tomaten 9 AUD (7,20 Euro).. Dazu kommt, dass die Lebenserhaltungskosten in Australien die letzten Jahren um 40 % angestiegen sind (das Gehalt allerdings auch). Haette ich erst jetzt Work & Travel gemacht, haette ich echt viel Geld verdienen koennen und es ansparen sollen fuer zu Hause. Dafuer gibt es dann wiederum Dinge, die gar nichts kosten: es gibt in den Innenstaedten gratis Busse, die im inneren Stadtkern verkehren, gratis Faehren in Brisbane, gratis Stadtfuehrungen, ueberall - selbst im botanischem Garten - WiFi, an jeder Ecke Wasserspender, sowie freies Internet in den Reiseagenturen und in der Buecherei. Zudem hab ich von einer Australierin eine Wochenkarte fuer Bus/Bahn/Faehre geschenkt bekommen (einfach so an der Haltestelle), im Bus nach Newcastle wurde mir ein Kuchen geschenkt und mein Handyanbieter hat mir 50 AUD geschenkt, da ich zwei Mal innerhalb von 2 Monaten Guthaben aufgeladen habe. Man koennte also ein wunderbares Leben haben, wenn man dort lebt und arbeitet .
Aber zurueck zu meinem Trip: mein erster Stopp war Newcastle und dort habe ich mich fuer einen Franzosen als Gastgeber entschieden (jeder Couchsurfer bekommt Referenzen von seinen Gaesten: positiv, negativ oder neutral) und ich habe immer nach den vorherigen Referenzen entschieden. Der Franzose hiess Pierre Alain, war 34 und studiert in Newcastle. Ich wurde von ihm am Bus abgeholt und er hat mir Newcastle gezeigt: eine wirkliche kleine Kuestenstadt, aber direkt am Strand tummelten sich eine Gruppe von Delfinen, die mit den Surfern die Wellen gesurft haben - total klasse. Danach sind wir mir seinem 4WD die Kueste hoch gefahren zu diversen Straenden, die wirklich schoen waren, und zu einem Tierpark, in dem man Koalas und Kaengurus fuettern konnte. Bezahlen durfte ich nichts, da ihm seinen Eltern noch immer alles finanzieren und er offenbar mit 34 noch nie gearbeitet hat..
Je mehr ich mich mit ihm unterhalten habe, desto mehr habe ich gemerkt, dass er sehr einsam ist, kaum Freunde hat und eigentlich ein totaler Nerd ist: er hat inzwischen 8 Abschluesse, davon 4 Master (seine Mutter hat ihm gesagt, dass er mehr Frauen bekommt, wenn er viel studiert), er trauert noch immer seiner Liebe hinterher, die er mit 18 kennen gelernt hat, die aber inzwischen verheiratet ist (weil seine Mutter die Beziehung nicht wollte) und er kennt so gut wie niemanden in Newcastle, da er eigentlich nur studiert. Er wohnt in einer Appartmentanlage und hat nur ein winziges Zimmer mit einem Bett und einer Couch, die Waende zieren Fotos von seinen Abschluessen und zwei Bioposter: eins von den inneren Organen, das andere vom maennlichen Urinaltrakt. Ausserdem Poster von giftigen Tieren in Australien, denn vor denen hat er besonders Angst: Er hat gegen jedes giftige Tier eine Abwehr entwickelt: ein "Shark Pot" (sendet elektromagnetische Wellen aus und haelt Haie fern), etwas gegen Schlangen, was man auf den Boden stellt etc. Nur fuer Krokodile gab es nichts und da hat er sich als ehemaliger Physiker (inzwischen studiert er Jura) ueberlegt, dass er einen ultra starken Laser braucht, mit dem er die Tiere zur Not anstrahlen (erblinden lassen?) kann. Besagten Laser hat er bestellt und brauchte eine Einfuhrgenehmigung nach OZ und er muesste die Batterien und den Laser eigentlich in zwei verschiedenen Raeumen aufbewahren. Da er aber nur einen Raum hat, sind die Batterien in einem Kuechenschrank aufgewahrt und der Laser in einem anderen- jeweils mit fuenf Schloessern gesichtert. Diesen Laser musste er mir natuerlich vorfuehren, wozu ich aber erst eine Spezialbrille aufsetzen musste.. So sass ich also mit einer Laserbrille im Wohnzimmer eines Nerds, mir gegenueber der maennliche Urinaltrakt, und so langsam kam mir das Ganze sehr surreal vor..
Na ja, an kochen war bei ihm auch nicht zu denken (ich haette ja kein Problem gehabt, fuer ihn zu kochen, aber er war auf Diaet) und ich hatte zum Glueck noch etwas Toast. Einen Tisch gab es auch nicht und einen Toaster hatte er igendwo auf seinem Balkon, auf dem sich Vorratskisten stapelten. Auf der Suche nach einem Toaster kamen lauter Wasserpistolen und allermoeglicher Krimskrams zum Vorschein.. Es wurde aber noch besser, als er mit seinen Verschwoerungstheorien anfing: erst hat er ueber 9/11 geredet, dann ging es weiter ueber die bevorstehende Weltherrschaft der Freimaurer etc. Er hat mir 4 Stunden lang Youtube Videos gezeigt und wollte mich davon ueberzeugen, dass die Freimaurer demnaechst die Weltherrschaft uebernehmen und dass 9/11 geplant war etc. ("C'mon Fiona, u have to believe me" "Uuhm nope.."). Zum Glueck konnte ich ihn irgendwann davon ueberzeugen, dass ich muede bin und keine Lust mehr habe auf seine Youtube Videos.. Na ja, ich war zum Glueck nur eine Nacht bei ihm (und hab auf seiner 1,30 m Couch geschlafen).
Mein naechster Stopp war Port Macquarie - eine niedliche Hafenstadt rund 400 km noerdlich von Sydney. Dort bin ich bei einem australischen Paerchen (Mark und Deanne) in meinem Alter untergekommen und wurde von Marc abgeholt. Er hat mir Port Macquarie noch ein wenig gezeigt und abends haben wir mit seiner Freundin zusammen gekocht, ewig lange uebers Reisen geredet und danach noch fern gesehen. Es fuehlte sich an, als waere ich einfach einen Abend bei Freunden. Dort hatte ich auch wieder ein gemuetliches Zimmer fuer mich alleine. Witzigerweise "kannte" Marc Adam, da er bei ihm die Woche darauf couchsurfen wollte und ihn somit auch ueber Couchsurfing gefunden hatte. Am naechsten Tag habe ich mir noch das Koala Hospital angeschaut. Dort kommen verletzte Koalas hin und werden wieder aufgepaeppelt; sehr traurig die armen Koalas so zu sehen, aber den meisten kann geholfen werden und sie koennen irgendwann zurueck in die Wildnis. Deanne hat mich netterweise noch zum Bus gebracht und fuer mich ging es per Bus weiter nach Coffs Habour.
Coffs Habour ist eine Kuestenstadt umgeben von Bergen und beliebtes Ziel fuer Fruit Picker. Dort habe ich mal wieder eine Nacht in einem Hostel verbracht, das ueberfuellt war mit deutschen Erntearbeitern. Das Hostel hatte ziemlich viele Gratisaktivitaeten, wie Kanu fahren, Surfen, Stand up Paddling etc. Ausserdem gibt es in Coffs Habour die guenstigsten Touren, um Wale zu beobachten (nur 20 AUD, in Perth sollte es 80 kosten, auf Tasmanien bis zu 120 AUD..). Daher habe ich dort eine Tour gebucht, nur leider war das Wetter ziemlich schlecht. Es war ein kleines Boot und daher nicht zu ueberfuellt. Wir haben nur einen Wal gesehen und dieser hat uns ein wenig verarscht und ist immer in riesigen Kreisen weggeschwommen (man muss mit dem Boot auch einen gewissen Abstand halten). Leider ist er nicht aus dem Wasser gesprungen, aber er ist zwei Mal direkt neben unserem kleinen Boot aufgetaucht und das war schon einmalig, so etwas zu erleben. Erst dann wird einem die Groesse dieser Tiere erst richtig bewusst. Leider hatte ich meine Kamera so schnell nicht einsatzbereit und meine Fotos sind daher leider weniger beeindruckend. Nach der Tour habe ich mir noch Coffs Habour und den botanischen Garten angeschaut. Ich war fast alleine auf dem Spaziergang und habe mal wieder interessante und wunderschoene Voegel entdeckt. Die Voegel in Australien sind sowieso immer sehr zutraulich und neugierig und kommen direkt zu einem. Am fruehen Abend bin ich dann wieder in den Bus gestiegen und kam um 1 Uhr nachts in Brisbane an, wo ich von Hannes per Fahrrad abgeholt wurde.
- comments
rosi huu,das war eine gruselige couchsurver geschichte
Fio ja, er war ein wenig komisch, aber ich habe mich nicht unsicher gefuehlt oder so - er hat sich hinterher auch noch mehrfach per sms entschuldigt, dass er mich so lange mit den Verschwoerungstheorien genervt hat.
A wow, sehr aufregende Story. Das kann ja kaum noch getoppt werden!