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Melbourne bis Sydney - Strände, Natur & eine Nacht im Trailerpark mit Ex-Gefangenen
Eden, New South Wales
Im Campervan zu fahren war natürlich ganz anders als in unserem süßen Kleinwagen auf Tasmanien.. Zum Glück mussten wir nicht durch Melbournes Innenstadt fahren, denn dort herrschen noch einmal andere Verkehrsregeln als im ganzen Land. Wenn man rechts abbiegen möchte, muss man sich ganz links einordnen, dort warten, und erst als letzter fahren. Man fährt also auf der linken Seite und warte am äußersten linken Rand um letztendlich nach rechts zu kommen . Alles klar? Ziemlich verwirrend, wenn man eh schon auf der falschen Seite fährt. Raus aus Melbourne ging es auf einer 8-spurigen Autobahn plus Fahrradfahrer am linken Rand. Ja, Fahrradfahrer dürfen hier die Autobahnen benutzen, was bei Autobahnein- und Ausfahrten teilweise recht gefährlich wirkt. Weiterhin gibt es in Australien zum Teil "HOW lanes" (High-occupancy vehicle lane) - extra Fahrstreifen für Fahrzeuge mit mindestens 2 Insassen, was zur Bildung von Fahrgemeinschaften führen soll (aber noch nicht so ganz umgesetzt wird).
Unser erster Stopp war Phillip Island, welche bekannt ist für ihre Zwergpinguine, die man früh morgens und abends beobachten kann. Wir haben allerdings keine zu Gesicht bekommen, da wir nur tagsüber die Insel erkundet haben. Die Insel bietet tolle Strände und beeindruckende Küsten; nur leider war es etwas zu kalt und windig. Übernachtet haben wir in einen kleinen Kaff namens Foster, welches in der Nähe des Wilsons Promontory National Park liegt, den wir am nächsten Tag besuchen wollten. Der Campingplatz hatte auch einen überdachten Pool, in dem wir abends noch schwimmen waren, und eine überdachte Campingküche, in der wir kochen und uns aufwärmen konnte. (Unser Van hatte leider nur eine kleine Kochplatte und es war einfach zu kalt um draußen zu sitzen.) Unser Van bot auch recht wenig Platz, sodass wir abends und morgens immer komplett umräumen mussten und unser Bett auf- und abbauen mussten. Chaotisch sah der Wagen schon direkt am ersten Tag aus, und wir haben ihn irgendwann nur noch liebevoll als unseren Müllwagen bezeichnet, weil man einfach keine vernünftige Ordnung halten konnte durch den Platzmangel .
Dienstag haben wir dann den Wilsons Promontory NP besucht und dort eine Wanderung und einen langen Strandspaziergang unternommen. Der Park war landschaftlich wirklich schön und einen Besuch wert. Auf der Rückfahrt haben wir sogar unseren ersten lebendigen Wombat gesehen. Er sah allerdings bei näherer Betrachtung auch schon ein wenig lädiert aus. Wir sind dann noch weitergefahren bis nach Lakes Entrance und haben dort auf einem Campingplatz übernachtet. Nachdem die Besitzerin unseren Van gesehen hat, meinte sie nur "You both must be veeeery good friends". Das stimmt, denn in dem Van hatte man wirklich keine Privatsphäre mehr . Am Mittwoch hatten wir richtig gutes Wetter und sind direkt in Lakes Entrance an den Ninety Mile Beach gegangen - ein Strand, der sich von Lakes Entrance 90 Meilen lang nach Südwesten erstreckt. Unsere Ruhe wurde dort nur von einer Gruppe männlicher Australier gestört, die uns natürlich direkt auf ein Bier einladen wollten, auf uns aber nicht sehr einladend wirkten... Nach unserem entspannenden Sonnenbad, haben wir noch vor unserem Van gemütlich gegessen und sind dann noch weiter bis nach Eden gefahren, wodurch wir schon wieder die Grenze zwischen Victoria und New South Wales überschritten hatten. Der Campingplatz in Eden war recht schwer zu finden und wir standen letztendlich fast alleine auf einer recht großen Rasenfläche. Unser Van hatte sogar einen DVD-Player (einfach nur ein Bildschirm mit der Möglichkeit DVDs zu gucken) und wir durften uns anfangs eine DVD ausleihen, die wir auf unserer Fahrt immer wieder mit anderen Backpackern tauschen konnten. Ausgerechnet hier haben wir uns abends dazu entschieden den Thriller anzuschauen, und er war gruseliger als gedacht, sodass der Weg zur Toilette ein wenig spannend und unheimlich wurde
.
Am Donnerstag wurden wir leider durch ein Gewitter und Regen geweckt, sodass wir keine große Lust zum Aufstehen hatten, da man bei Regen noch schlechter mit dem Umpacken unserer Sachen klar kam. Beim Frühstück wurden wir dann noch von einem aufdringlichen Magpie ("Flötenvogel") gestört, der sehr scharf auf unser Essen war, sodass wir letztendlich flüchten mussten. Leider attackieren diese Vögel sehr gerne unangekündigt die Kopfregion, und in Canberra werden deswegen sogar spezielle Fahrradhelme getragen.. Nachdem wir aufgebrochen waren, wurde das Wetter zum Glück wieder besser, je weiter wir nach Norden gefahren sind, und wir konnten noch ein paar Stopps in niedlichen Küstenorten, wie Pambula oder Narooma, und Stränden einlegen. Übernachtet haben wir im Ort Moruya, welcher direkt an einer Flussmündung liegt. Unser Campingplatz war umgeben von endlosen Wiesen und Kühen. Hier gab es sogar einen Aufenthaltsraum mit TV, aber leider wurde dieser um 22 Uhr geschlossen. Am nächsten Tag hatte uns leider auch hier der Regen wieder eingeholt, sodass wir spontan entschlossen haben, so weit wie möglich nach Sydney zurück zu fahren, um den Campervan samstags zeitnah abzugeben.
Auf dem Weg in Richtung Sydney haben wir noch in ein paar Küstenorten, wie Batemans Bay oder Jervis Bay, einen Zwischenstopp eingelegt. Unsere gesamte Strecke hat uns oft durchs Gebirge geführt und unser Van kam meist nicht so schnell in die Gänge. Oftmals waren nur 100 km/h erlaubt und wir mussten bergrunter immer Anlauf nehmen, sodass wir auf 120 km/beschleunigt haben, damit wir bergauf wenigstens mit 80 km/h fahren konnten . Überholvorgänge waren dementsprechend mühsam und teils langwierig.
Wir hatten einen Campingführer dabei mit einer bestimmten Campingplatzkette, bei der wir durch unsere Autovermietung Rabatt bekommen konnten. In diesem stand nur leider kein Campingplatz in der Umgebung in Sydney dabei bzw. nur ganz im Norden und wir mussten den Campingvan im Süden abgeben. Zunächst haben wir noch in den kleinen Küstenorten gesucht, sind aber nicht fündig geworden, und haben daher einfach in unserem Navi nach nahegelegenen Campingplätzen gesucht und haben uns zum nächst besten führen lassen. Dort angekommen kam ein Möchtegern Cowboy an unseren Van, der auf den ersten Blick recht unsympathisch wirkte. Beim Befahren des Campingplatzes wurde uns klar, dass sich hierhin seit Ewigkeiten kein Tourist mehr verirrt hatte, und der Campingplatz eigentlich nur noch ein Trailerpark war. Die Bewohner starrten uns dementsprechend mit großen Augen an und uns wurde ein wenig mulmig. In meinem inneren Auge liefen schon ein Film ab, wie die Bewohner nachts alle besoffen über den Platz laufen und rumgröhlen. Einen richtigen Stellplatz gab es auch nicht, es war eher der Parkplatz eines Bewohners. Kurz nachdem wir uns ein wenig einrichten wollten, kam eine Bewohnerin auf uns zu, leicht angetrunken, und begrüßte uns. Außerdem warnte sie uns vor dem Besitzer, dem Cowboy. Er habe schon öfters "was bei Frauen versucht" und niemand traut sich was zu sagen, aus Angst vom Platz zu fliegen. Außerdem besaufe er sich abends gerne im Pub. Wir sollten nur noch zu zweit rumlaufen und falls was wäre, sei sie immer für uns da...
Das waren ja wunderbare Neuigkeiten und Birte und ich wussten nicht so recht, wo uns unsere Navi da hineingeführt hatte. Leider hatten wir schon bezahlt - unverschämt teuer - und daher haben wir uns dafür entschieden, diese eine Nacht dort irgendwie zu überstehen. Also sind wir überall nur noch zu zweit unterwegs gewesen und haben die Verriegelung immer doppelt und dreifach überprüft. Einen Fluchtplan haben wir uns auch zurecht gelegt, und daher zum ersten Mal vorne den Fahrersitz nicht mit unseren Sachen beladen (da sonst kein Platz war) und ihn freigelassen, sodass wir aus unserem Bett nach vorne springen und losfahren konnten. In meinen Gedanken hab ich mir schon ausgemalt, wie einer von uns sich am Bett festklammert, während der andere mit quietschenden Reifen über den Cowboy brettert und dann vom Campingplatz rast.. Da wir kein scharfes Messer zur Verteidigung hatten, haben wir mein Haarspray und Birtes Feuerzeug griffbereit gelegt um dem Cowboy zur Not damit abzuwehren. Als wir abends im Dunkeln im Bett lagen, hab ich jeden Moment damit gerechnet, dass es gleich klopft und der Cowboy besoffen vor unserem Van steht. Die Nacht war allerdings sehr ruhig und wir sind extra früh aufgestanden um dort nicht noch länger verweilen zu müssen. Im Nachhinein hab ich mal im Internet ein paar wenige Bewertungen gelesen, die ich euch natürlich nicht vorenthalten will "A close friend was sent here for crisis accommodation, a bit seedy, she found it scary, (...)." "everything bad no service drunk people people fighting and owner doesnt care if u complain you get told f.... off" "We have
cheap housing for rent in the caravan park with ex prisoners being
moved back into society".
Sehr schön, dass unser Navi uns mit Ex-Gefangenen untergebracht hat... Aber wer glaubt, dass sei mein Höhepunkt mit kuriosen Gestalten gewesen - nein, in meiner letzten Woche in Sydney war ich noch in der Psychiatrie...
- comments
rosi sehr abenteuerlich ,ihr ward ganz schön mutig.bin gespnnt auf den nächsten bericht!