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Freitag, 3. März 2017 - wechselnd bewölkt, 25°
Nochmals lassen wir uns per Aluguer im „Tal des grossen Flusses" an die fast gleiche Stelle wie gestern bringen. Rechts hängt ein Weiler namens Tanque am Hang, durch den eine Pflasterstrasse einige Kurven weit hinaufführt. Mit seinen vielen unverputzten grauen Häusern ist es kein schöner Ort. Nach dem letzten Haus beginnt sofort ein sehr steiler, schlechter und oft gefährlicher Weg, der diese Bezeichnung bald kaum mehr verdient. Staubige, rutschige Stellen wechseln ab mit steinigen und felsigen Partien, die uns bald ermüden. Die Aussicht talaufwärts und abwärts lohnt jedoch die Mühe. Nach einer knappen Stunde nähern wir uns einigen Felszacken, zwischen die der Pfad hineinführt. Nach einiger Kraxelei stehen wir vor einer etwa 6 Meter langen, schmalen, sehr steilen Rinne, die wir nicht zu erklimmen wagen. Die Vorstellung, hier wieder hinunter zu müssen, nagelt uns fest. Zerknirscht müssen wir die Wanderung auf 250 Metern abbrechen, einem Drittel der Gesamthöhe. Diese Tour ist auf der Karte d*** rot eingetragen, weshalb wir annahmen, der Weg sei zwar steil, aber in gutem Zustand. In Wahrheit ist er äusserst mühsam zu begehen und oft durch Gestrüpp überwachsen; offenbar wird er kaum oder gar nicht unterhalten. Wir fragen uns, wofür die Regierung die 220 Escudos Touristensteuer verwendet, die wir pro Person und Nacht entrichten.
Mit grosser Vorsicht schaffen wir den Abstieg ohne Zwischenfälle. Da wir nun schon um die Mittagszeit zurück in Ribeira Grande sind, finden sich in der Markthalle noch etwas Gemüse und endlich mal eine Papaya. Nachher entdecken wir in der „Padaria" sogar Haferflocken. Der Laden hat auch Edamer und Ziegenkäse, und in einer Gefriertruhe das übliche Fleisch- und Fischsammelsurium. Überleben als Selbstkocher ist somit möglich, wenn man seine Ansprüche bescheiden hält.
Statt auf den Felsen in luftiger Höhe findet unser Picknick auf einer Sitzbank vor der Kirche statt. Das ist ganz unterhaltsam, denn in der Gasse herrscht emsiges Treiben. Alte und junge Menschen gehen ihren Geschäften nach, jüngere Schüler in hellblauen Kitteln, ältere in grünen Röcken oder Hosen und weisslich-grünen Hemden oder Blusen machen sich auf den Heimweg. Eine sehr kleine Alte in weissem, blumenverziertem Rock überquert barfuss den Platz. Ein junger Mann schiebt einen Invaliden in einem Rollstuhl daher; auf dem Kopfsteinpflaster bekommt der Behinderte eine Ganzkörpermassage. Ein Liebespaar, das wir schon mehrmals beobachtet haben, schäkert an einer Ecke. Den Mann erkennen wir an dem mit einem Schal befestigten breitrandigen Strohhut wieder. Dauernd fahren Aluguers vorbei auf der Suche nach Fahrgästen. Privatautos sind kaum zu sehen; ein eigenes Fahrzeug können sich nur die wenigsten leisten. Als wir zur Abfahrtsstelle der Aluguers nach Ponta do Sol aufbrechen, spricht uns ein Fahrer an, und wir können gleich hier einsteigen und die übliche Gassenrunde mitfahren, bevor das Sammeltaxi den Ort verlässt.
Falls sich Blogleser fragen, warum wir so schwierige Touren unternehmen: Von Ponta do Sol aus ist es etwas kompliziert, zu den Startpunkten der populäreren, auf den Höhen beginnenden Touren zu gelangen. Deshalb wählen wir erst mal nähere Möglichkeiten, die sich leider manchmal als Flop erweisen. Ab Samstag, wenn wir in Ribeira Grande wohnen, wird sich das ändern.
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Heini Seit einigen Tagen vermisse ich Kommentare. Ich hoffe, es liest noch jemand mit.