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Dienstag, 28. Februar 2017 - wechselnd bewölkt, 25°
Da es ausser dem weiten Küstenweg über Fontainhas nach Cruzinha da Garça und einem gefährlichen Steilaufstieg von Ponta do Sol aus keine weiteren Wandermöglichkeiten gibt, ist von nun an morgens erst mal die kurze Fahrt nach Ribeira Grande auf dem Programm. Dort steigen wir in ein Aluguer nach Coculi und Boca de Coruja um. Etwa 6 Kilometer weit geht es in der grünen Talsohle leicht bergan. Stellenweise wurde die Strasse in der letzten Regenzeit weggerissen und noch nicht repariert; kaum vorstellbar, dass sich hier manchmal solche Wassermassen zutal wälzen. Das Tal ist überall bewohnt, und die unteren Hänge werden mit Zuckerrohr, Bananen, Papaya und verschiedenem Gemüse bepflanzt. Der Fahrer bringt uns genau zum Anfangspunkt unseres Weges. Wir durchqueren das breite, trockene Flussbett und folgen blauen Markierungen (oh Wunder, es gibt tatsächlich mal solche) zwischen Häusern steil den Hang hinauf. Bald haben wir eindrückliche Sicht über die schöne Tallandschaft, über der sich hohe, zackige Gipfel erheben. Die grauen, strohgedeckten Häuschen des Hotels „Pedracin" liegen unter uns. Unser Ziel haben wir gesehen: Ein kleiner Sattel mit 510 Metern Höhe. Wir beginnen bei 160 Metern, also müssen 350 Meter überwunden werden. Das klingt nach wenig, aber da der Weg bald steiniger wird und an vielen Stellen beschädigt ist, brauchen wir anderthalb Stunden für den Aufstieg. Der ursprünglich breite, meist gepflasterte Weg ist spektakulär angelegt. In vielen Serpentinen windet er sich der furchigen Bergflanke entlang. Wo der Weg abgerutscht ist, wird die Stelle einige Meter weit umgangen. Das ist manchmal durchaus lebensgefährlich, vor allem auf dem Rückweg ist äusserste Vorsicht vonnöten. Viel wird offensichtlich nicht getan, um diese Wege zu unterhalten. Zwei Büsche wurden zurückgeschnitten, mehr an Wegunterhalt können wir nicht erkennen. Vom Sattel bietet sich ein atemberaubender Tiefblick in das Tal „Chã de Agua", den „Wassergrund". In der Karte sind in der grünen Talsohle einige Häuser verzeichnet; sehen können wir sie nicht. Den Sattel erreichen wir um 12.30 Uhr. Ein Apfel, eine Orange und ein paar kleine Mehlfeigen stillen den Hunger nur ungenügend; Margrit bedauert, dass wir nicht mehr Wegzehrung dabei haben. Wieder sind wir spät aufgebrochen, dann kam die umständliche Anfahrt, so dass wir die Tour erst um 11 Uhr beginnen konnten. Das Schlafkäppchen ist halt leider kaum vor acht Uhr aus dem Bett zu trommeln. Nach dem schwierigen Abstieg, den wir zum Glück heil bewältigen, fragen wir im winzigen Laden von Boca de Coruja nach Bananen. Reife habe er nicht, sagt der Händler, nur grasgrüne. Schwer verständlich, denn im Tal sind die Bananenstauden nicht selten. Wir kaufen Brötchen, und bald nimmt uns ein Aluguer nach Ribeira Grande mit; auf gleiche Weise erreichen wir Ponta do Sol. Im Ort laufen ein paar Kinder und Erwachsene in Karnevalskostümen herum, und gegen Abend dringen rhythmische Klänge zu uns herauf. Was da vor sich geht, ist von hier oben nicht zu erkennen. Schade, dass wir so hoch am Hang wohnen, denn um nochmals hinunter zu gehen und dem Spektakel beizuwohnen, sind wir zu erschöpft.
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