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Vergangenes Wochenende ist zufällig und glücklicherweise für Jonas, Moritz, Anna und mich zu einem ganz besonderen Erlebnis geworden. Anna hatte am Nachmittag mit einer Freundin telefoniert und ihr war eingefallen, dass diese ihr vor einiger Zeit mal viel über den Buddhismus erzählt hatte, da ihre Eltern diesen wohl praktizieren. Im Zuge dessen hatte sie vom bekannten Lehrer Lama Ole Nydahl gesprochen und erklärt, dass er eine ganz besondere Persönlichkeit sei, die man mal getroffen haben sollte, wenn man die Chance bekommt. Zufällig sind wir dann darauf gestoßen, dass er sich im Rahmen einer seiner zwei jährlichen Weltreisen zurzeit in Christchurch befand, und dass er am Abend einen Vortrag unweit unserer Unterkunft im buddhistischen Zentrum halten würde. Relativ spontan haben wir vier uns dann abends entschieden, diese Lesung zu besuchen, weil wir uns dafür interessieren. Und das war eine der besten Entscheidungen, die ich glaube ich seit langem getroffen habe.
Wir kamen kurz vor 20 Uhr abends im buddhistischen Zentrum an, nicht wissend, was uns erwartet und wer genau eigentlich Lama Ole Nydahl ist oder worum im Detail es im Buddhismus überhaupt geht, weil wir uns damit nur oberflächlich im Reli-Unterricht in der Schule mal beschäftigt hatten. Was uns auch nicht bewusst war, war die Tatsache, dass dort im Zentrum seit vergangenem Donnerstag ein Kurs mit etwa 100 Teilnehmern stattgefunden hatte. Mit anderen Worten, wir sind quasi in das Abendessen einer kleinen Gemeinschaft „reingeplatzt", die aus aller Welt kamen und schon seit Tagen zusammen dort waren. Entgegen dessen, was man mit dem Wissen vielleicht erwarten könnte, wurden wir aber gleich hereingebeten, und die Menschen haben sich offensichtlich so gefreut, dass wir da waren, und wir durften uns direkt dazusetzen, haben Tee bekommen und wir fühlten uns wirklich herzlich willkommen. Dann haben wir an besagter Lesung teilgenommen, in der Lama Ole über das sogenannte Mahamudra gesprochen hat. Dabei handelt es sich um einen Geisteszustand, in dem man einen „Aha"-Moment erlebt und einem alles klar und verständlich erscheint, ohne Einflüsse oder Störungen, und man erkennt, wie schön die Welt ist. In der Meditation versucht man, diesen Zustand zu erreichen, indem man seinen Geist und Verstand reinigt, von allem Negativen befreit, damit man ihn dann mit allem füllen kann, was man haben möchte. So weit reicht mittlerweile zumindest mein Verständnis. Lama Ole hat das Mahamudra anhand von 28 Richtlinien bzw. Weisheiten erklärt, und man konnte ihm zwischendurch Fragen stellen, und mit ihm diskutieren. Nach vier Stunden, die unglaublich schnell vergangen sind, hat Lama Ole dann in die Runde gefragt, wer denn „die Neuen" sind - das waren dann wohl wir. Wir wurden nach vorne gebeten und durften uns direkt vor ihm hinsetzen. Die Atmosphäre im Raum hat irgendwie schon verraten, dass das eine ganz besondere Situation war. Da saßen wir also, und einer der bekanntesten Lehrer der Welt erklärte uns den Baum mit den verschiedenen Buddhas und das Geschenk der buddhistischen Zuflucht. Daraufhin bekamen wir jeder unseren eigenen Namen, meiner lautet „All Good Liberitrice", und wir wurden von Lama Ole gesegnet. Wir hatten uns vorher schon mit einigen Leuten dort unterhalten, und viele kamen aus Deutschland, viele davon wiederum aus Kiel. In dem Moment, als wir da vorne saßen, rief jemand von hinten „They are from Kiel!", und Lama Ole lachte und sagte in einwandfreiem Deutsch: „Ach, dann hätten wir ja auch die ganze Zeit Deutsch reden können!", was dem Ganzen noch mal eine persönlichere Note gab. Dann kam die erste Meditation, die 16. Karmapa Meditation, die wir natürlich erstmal nur so verfolgt haben, weil wir völlig aufgeregt waren und erstmal alles um uns herum irgendwie aufnehmen mussten. Im Anschluss wurden wir von Michaela aus Laboe noch auf ein Bier eingeladen und haben uns lange mit ihr unterhalten. Wir erfuhren, dass an solchen Kursen wenn sie in Deutschland stattfinden oft um die 4000 (in Worten viertausend!) Menschen teilnehmen, und wenn der Lama dann Zuflucht gewährt, stellen sich etwa 100 Menschen dafür an, und alle Männer bekommen denselben Namen und alle Frauen auch. Das in Verbindung mit der Tatsache, wie gerührt und glücklich uns von allen gratuliert wurde, hat uns vor Augen geführt, was wir für ein Glück hatten und wie besonders der Abend war. Völlig erfüllt fuhren wir dann mitten in der Nacht zurück zum Campingplatz, wo Hannah und Alex natürlich längst schliefen, und hatten beschlossen, am nächsten Morgen zur Meditation wieder ins Zentrum zu fahren.
Gegen 10 Uhr kamen wir also am Sonntag wieder dort an, und alle haben sich so gefreut, dass wir wieder da waren, es war echt unglaublich. Astrid aus Graz leitete die Meditation morgens, und erklärte und vorher noch, was passieren würde, und saß hinterher mit uns noch lange am Tisch und hat unsere Fragen beantwortet und uns vieles erklärt. Nach und nach kamen alle Kursteilnehmer vom Vorabend wieder und alle begrüßten uns herzlich und sagten, wie schön es sei, dass wir wieder da waren. Wir unterhielten uns mit so vielen Menschen, und stellten fest, wie viele verschiedene Typen dort waren, aber sie hatten doch alle diese unglaublich positiv ansteckende Einstellung hatten. Viele haben uns auch umarmt als würden sie uns ewig kennen, und alle waren wie gesagt aufrichtig froh, uns wiederzusehen. Wir wurden dann zum Mittagessen eingeladen (und da es Steak, Spanferkel, Pommes, Kartoffelbrei und Rotkohl gab konnten wir, die wir normalerweise nur Nudeln und Reis essen, irgendwie schon schwer ablehnen) und haben dann nachmittags wieder an einer zweistündigen Lesung von Lama Ole teilgenommen. Diesmal hat er über den Grund und den Sinn von Meditation an sich gesprochen und im Anschluss haben alle unter seiner Leitung meditiert. Noch fällt es uns eher schwer, uns auf die Meditation zu konzentrieren, weil ich gerade bei mir persönlich merke, wie viele andere Gedanken und Einflüsse mich immer wieder ablenken. Aber das ist ja alles eine Sache der Übung! Zwischen der Meditation und dem Abendessen haben wir von vielen noch Unterschriften gesammelt und Kontaktdaten ausgetauscht. Von einem Ehepaar aus Bayern haben wir einfach 50 Dollar geschenkt bekommen, und uns direkt entschieden, das Geld dem Zentrum zu spenden. Daraufhin wurden wir eingeladen, zum Essen und der abendlichen Meditation zu bleiben. Es gab Gemüselasagne und Eis.. Wir haben uns dann noch jeder ein sogenanntes Mala gekauft (ob es so geschrieben wird weiß ich nicht - Ketten bzw. Armbänder, mit denen man während der Meditation zählt, wie oft man das jeweilige Mantra aufsagt), und die wurden abends noch von Lama Ole gesegnet, bevor alle Kursteilnehmer zusammen meditiert haben und jeder einzelne noch einmal gesegnet wurde. Im Endeffekt haben wir so den ganzen Sonntag im Zentrum verbracht, und die wunderbarsten Menschen getroffen, die uns in diesen knapp 30 Stunden unseres Lebens so viel gezeigt haben, und die uns mit ihrer Gastfreundlichkeit und Offenheit so sehr berührt haben, wie ihnen glaube ich gar nicht bewusst ist. Zu gehen fiel uns tatsächlich so schwer, als hätten wir deutlich mehr Zeit mit ihnen verbracht, aber es war von allen ein „Bis bald" und kein Abschied. Mir persönlich hat dieses Erlebnis mehr bedeutet, als ich in Worte fassen kann, und ich werde mich auf jeden Fall ab jetzt mehr mit dem Buddhismus auseinandersetzen, und wir wollen üben zu meditieren. Das Schöne daran ist, dass es ja keine Religion ist, sondern eine Lebenseinstellung, und dass es sich bei der Zuflucht um ein Geschenk, eine geöffnete Tür handelt, mit der keine Verpflichtungen kommen. Das Verrückte, was uns auch so fasziniert hat, ist einfach auch die Tatsache, dass Anna und ich uns am Samstagnachmittag noch lange über Dinge wie Hoffnung und Ängste unterhalten hatten, und Lama Ole uns abends in seiner Lesung irgendwie direkt aus der Seele gesprochen hat. Es war wirklich, als würde er vieles direkt zu uns und nur für uns sagen, ich kann das gar nicht beschreiben. Auf jeden Fall hilft alles, was wir jetzt gelernt haben, bei dieser Selbstfindung, die man auf einer Reise wie unserer momentan durchlebt, und ich bin dankbar, dass wir diese Chance und diesen Einblick bekommen haben.
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peter schröder hi all good liberitrice na da hat hendrick ja jetzt jemanden mit dem er sich über buddismus unterhalten kann.ist schon ein ding da trifft man leute aus dem hohen norden in neu Seeland..ole nydahl hört sich auch irgendwie skandinawisch an. auf deiner weiteren reise(auch der Selbstfindung)wünsche ich dir alles gute. aus grebin alles liebe dein opi
OmPa Wir sind ebenfalls beeindruckt - Danke für die ausführliche Beschreibung, und wir freuen uns mit Dir über das Erlebnis. Alles Gute weiterhin ! Deine OmPa
uta ja, der lama ole nydahl. der ist ganz ok - mir gefällt nur seine leichte Homophobie und Vielweiberei nicht so ganz - aber das muss jeder selbst wissen ;-) hendrick kann dir gerne eine meditationstechnik beibringen. er meditiert vipassana - einstiegt über anapana. da folgt man auch keinem Guru. toll, dass du gerade jetzt mit Spiritualität in Berührung gekommen bist!!! dicker kuss
Mette Da das ja nun mein erster Kontakt mit dem Buddhismus war kann ich über vieles halt noch nicht urteilen, und es gibt vieles, was ich noch lernen und verstehen will. Ich würde mich auf jeden Fall gerne irgendwann mal mit Hendrick zusammensetzen :)
uta süsse - hier kommen die versprochenen buchtipps: Beide von Tich Naht Than: - wie Siddharta zum buddha wurde (Einblick in den Buddhismus in romanform) - pflanze ein lächeln