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Am Donnerstag, 16. August 2018 noch Stakeholder im Geschäft, war ich bereits am nachfolgenden Tag Steakholder am Flughafen Zürich, wo ich von meinen Eltern zum Mittagessen eingeladen wurde. Die nächste Mahlzeit wurde mir im geräuscharmen Airbus 380 der Emirates Airline serviert. Dort gönnte ich mir den französichen Film «Die Sch’tis in Paris», gefolgt vom deutschen «Vielmachglas» - beides empfehlenswerte Streifen. Gestreift waren auch die Hosen einer italienischen Passagierin, genauer gesagt im Zebralook. Ihr Machobegleiter trug Hosen im Armee-/Rangerdesign. Schöner kann man das Bild des Jägers und der Beute nicht veranschaulichen.
Nach vier Stunden Aufenthalt in Dubai sollte die Boeing 777 um 4 Uhr morgens abheben, doch ein Passagier hatte ein medizinisches Problem, was den Start um eine Stunde hinauszögerte. Ich wollte unbedingt das Frühstück nicht verpassen. Als ich kurz die Augen schloss, muss dies wohl mehr als fünf Minuten gewesen sein, denn als ich das linke Auge kurz im Schlitzaugenstil öffnete, erhaschte ich gerade noch einen Blick auf das Tablett meines spanischen Sitznachbars, wie es abgeräumt wurde.
Der Spanier tat mir irgendwie dennoch leid, füllte er seinen Sitz nach vorne wie auch auf die Seite vollends aus. Den Klapptisch hätte er nicht zu öffnen gebraucht, sein Bauch bot genügend Abstellfläche. Als sein Sitznachbar hatte ich eingepfercht zwischen ihm und Fenster auch Selbstmitleid. Es gibt Filme, die man besser nicht in Flugzeugen schaut, da sie Flugzeugabstürze oder -entführungen beinhalten. Genauso ungeschickt war meine Wahl «15.17h to Paris», der das reale Attentat im Zug Brüssel – Paris zeigt und mit den echten Helden als Filmschauspieler gedreht wurde.
Gesund und müde kam ich um 16 Uhr am Samstag, 18. August in Jakarta an, wohin auch diverse Spitzensportler reisten und am Flughafen herzlich willkommen geheissen wurden. Diese standen bereits drei Stunden später im Rampenlicht, an der Eröffnungsfeier zu den «Asian Games 2018». Leider konnte ich diese nur am Fernsehen mitverfolgen, da mir weder die Delegation aus Bahrain noch die Volunteers der Asian Games mitteilen konnten, wie man zu Tickets kommt.
So verpasste ich zumindest nicht den um 18h angesetzten Infoabend meiner G Adventure Tour. Gebucht hatte ich eine dreiwöchige Indonesien-Tour von Jakarta (Java) nach Bali, Lombok und den Gili Inseln. Am Vorabend meiner Abreise wurde ich informiert, dass die Tour wegen der mehreren schweren Erdbeben in Lombok und Gilis mit über 500 Toten in den letzten drei Wochen angepasst wurde. Die neue Route erhielt ich wenige Stunden vor meinem Abflug. Die Tour endet eine Woche früher auf Bali, was nicht ideal ist, habe ich doch mit meinem australischen Kollegen Kameron unsere gemeinsame Woche auf die ursprüngliche Tour abgestimmt. Selbstverständlich kann ich aber die Entscheidung von G Adventures nachvollziehen. Ich will wohl eine spannende, bewegte Zeit während meiner Ferien erleben, doch auf die Bewegungen von Erdbeben kann ich verzichten!
Meine Tour umfasst neu zwei einwöchige Etappen - 1. Von Jakarta nach Sanur auf Bali; 2. Bali-Rundreise. Die erste Woche wird vom sympathischen, 25-jährigem Indonesier Yefta geleitet. Meine Reisefreunde sind ein englisches Päarchen (Hope, 24Jahre und Dan, 25 Jahre), ein deutsches Ehepaar (Katja, 37 Jahre, und Alex, 39 Jahre) und die 45-jährige Japanerin Yoko (ohne Klaas), die bereits seit 27 Jahren in den USA wohnt.
In Asien gibt es weniger Sitzungen als in Europa. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass viele WC’s Stehtoiletten sind. Die Oberschenkel werden dadurch gut trainiert und das Zielen geübt – in Zügen und Booten sind solche WC’s jedoch echt Sch…! Acht Stunden dauerte unsere Zugfahrt nach Yogyakarta von Bandung aus, dem ersten Stopp nach Jakarta, wo wir die traditionelle indonesische Angklung Orchester-Show bewundern durften und im Swiss-Bel Hotel nächtigten! :-)
Dank guter Gespräche und Spiele auf meinem Tablett mit Yoko sowie ein wenig dösen verging die Reise wie im Fluge, ähm ... ich meine im Zuge. ;-) Nach weiteren zwei Stunden in einem Kleinbus, in dem wir ‘mad’ wurden – wegen des lustigen Kartenspiels «Mad» - erreichten wir unser Ziel, das Bergdorf Nglanggeran, wo wir auf verschiedene Gastfamilien aufgeteilt wurden. Während der Nacht rumorte es recht! Nein, kein Erdbeben war die Ursache, sondern mein Bauch! Den Weg Zimmer -> Gemeinschafts-WC kannte ich bald wie im Schlaf! Zum Glück war dort ein Sitz-WC, ansonsten hätte ich schon während der Nacht für die Wanderung am Morgen Forfait wegen übersäuerter Oberschenkel geben müssen. So hatte ich noch immer meine englische Tourfreundin (Hope). ;-)
Nach dem Frühstück musste ich mich aber entscheiden. Die Vorstellung auf der zweistündigen Wanderung irgendwo plötzlich ein Reisfeld düngen zu müssen, schreckte mich schlussendlich ab. Von meiner Unterkunft sah ich, wie die Gruppenmitglieder zum Startpunkt der Wanderung liefen. «Hier kommt Alex» meinte ich zu sehen, aber nein, auch er gehört wie ich zu den «Toten Hosen»!
Folglich blieb ich in der lokalen Familie und unterhielt mich mit der Hausherrin. Sie erklärte mir, dass es in ihrem Haus «thirty ants» gibt. Ich war erstaunt, dass sie die genaue Anzahl Ameisen kannte! Weiter berichtete sie mir, dass es nach der Wanderung bei ihr «snake» zu essen gibt! Mein Magen fühlte sich bei diesem Ausblick nicht besser! Später realisierte ich, dass sie «dirty ants» und «snack» meinte!
Das Mittagessen war fein, auch wenn es warm besser geschmeckt hätte. Mein Magen beruhigte sich ebenfalls, auch wenn er mich regelmässig an meinen Arbeitgeber (Verband der Schweizerischen GASINDUSTRIE) erinnerte. Am Nachmittag ging ich das Risiko ein, entfernte mich vom stillen Örtchen und begab mich mit den anderen Gruppenmitgliedern (weiterhin ohne Alex) auf einen stillen Hügel mit eindrücklichem Weitblick. Anschliessend besuchten wir noch einen kleinen Schokoladenproduktionsbetrieb.
Per Kleinbus gelangten wir nach Yogyakarta, wo wir am ersten Tag den Hindutempel Prambanan erkundeten und am folgenden Tag das berühmte und grösste Hindu-Heiligtum in der Welt, Borobudur, entdeckten, das pyramidenförmig auf einem Hügel errichtet wurde. Unzählige Buddhas sind auf diesem aufgestellt, und je höher man die Pyramide erklimmt, desto näher kommt man dem Himmel und somit dem ewigen Leben.
Am Morgen des 22. August besuchten wir die Feierlichkeiten des muslimischen Opferfestes. Die Kühe und Schafe, die uns an diesem Tag begneten, waren dem Himmel schon sehr nahe. Zu nahe war auch ich, als ich sah, wie die Tiere geschlachtet werden – kein schöner Anblick!
Nach dem Abendessen überraschte uns unser balinesischer CEO (Chief Experience Officer) Yefta mit einem Aberglauben-Spiel im Zentrum Yogyakartas. Dabei hatte hatte man gar keinen Blick mehr. Mit verbundenen Augen muss man versuchen zwischen zwei Bäumen durchzugehen - Distanz zu den Bäumen ca. 80 Meter und zwischen den Bäumen ca. 10 Meter. Es war sehr lustig zu sehen, wie die Leute vom rechten Weg abkamen und sie sich somit auf die Erfüllung ihres Wunsches noch gedulden müssen. Nun stellst du dir bestimmt die Frage, wie es mir erging. Ich startete als Letzter und hatte die anderen genau beobachtet, wie sie alle scheiterten. Fast alle hatten einen Linksdrang, also achtete ich darauf, eher nach rechts zu gehen. Resultat: ich endete als Rechtsradikaler! ;-)
Bevor wir den Zug nach Malang bestiegen, gönnte ich mir eine 10-minütige mechanische Massage auf einem Stuhl im Bahnhof Yogyakartas. Es war ein Mix von Wohlbehagen und Folter und mein wechselnder Gesichtsausdruck amüsierte die Herumstehenden. Danach standen wiederum acht Stunden Kühlschrank an. Beim besten Willen verstehe ich nicht, warum der Zug so stark runtergekühlt werden muss! Mit gefrorenen Fingern tippte ich diesen Blog und fragte mich, ob Indonesier nur Jacken für Zugfahrten kaufen. Den muslimischen Frauen kommt ihr Kopftuch zugute, verliert man ja via Kopf am meisten Wärme. Froren alle? Nein, ein Passagier widersetzte sich den arktischen Temperaturen und sass relaxt im T-Shirt, in Shorts und Flipflops auf seinem Sitz. Die spinnen die Briten!
Falls ich also wieder auftauen sollte, werde ich voraussichtlich einen weiteren Reisebericht schreiben.
Bis dahin aber – Sampai nanti, Laurent
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