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Bom dia!
Am 9. Dezember 2015 startete mein Südamerika-Abenteuer, am Tag nachdem ich das Weihnachtsessen meines Arbeitgebers VSG im Zoo Zürich organisiert hatte. Es war somit ein toller Abschluss meines Arbeitsjahres.
Mit der Air France flog ich nach Rio de Janeiro, in die heisse Metropole des Sambas! In Paris wechselte ich in ein grösseres Flugzeug. Vor mir wurde für die nächsten 11.5 Stunden ein Baby einquartiert, und in meinem Nacken sass ein Bube, der die nächsten Stunden regelmässig stark hustete. Als mentale Kompensation hatte ich das Glück, dass meine beiden Nebensitze frei blieben - herrliche Beinfreiheit!
Während des Abendessens, das gegen 0.30 Uhr ! serviert wurde, genoss ich den passenden Film „Hector". Der Film handelt - wie verwunderlich - von Hector, der sich auf eine Weltreise begibt, um das Glück zu finden. Die Kernaussagen waren: 1. Sich mit anderen Personen vergleichen verdirbt einem die Freude. 2. Das Glück ist seiner Berufung zu folgen. 3. Die Angst ist ein Hindernis fürs Glücklichsein. 4. Glücklich sein heisst, sich lebendig zu fühlen. 5. Zuhören können fördert das Wohlbefinden. 6. Getroffene Entscheidungen nicht anzweifeln bzw. bedauern. 7. Viele Leute sehen ihr Glück in der Zukunft und übersehen die aktuellen Glücksmomente. 8. Jeder kann glücklich sein unabhängig von Reichtum, d.h. er muss das finden, was ihn glücklich macht!
Mit diesen Weisheiten in meinem Handgepäck, die ich zu umsetzen gedenkte, landete ich in Rio. Es war ein sehr inspirierender Film, der nicht nur in meinen Träumen seine Fortsetzung finden sollte.
Nach meinem kurzweiligen Flug sollte also zunächst Brasilien für spannende Erlebnisse sorgen. Nun ja, diese begannen bereits beim Gepäckförderband. Mein Rucksack hatte den Anschlussflug verpasst, grr! Als mir mitgeteilt wurde, ich könne für 100 Euro auf Kosten von Air France shoppen gehen, hellte sich meine Miene auf. In Anbetracht, dass ich keinen grossen Rucksack zu tragen hatte, nahm ich statt einem Taxi den Bus, in welchem ich einschlief. 20 Sekunden bevor ich aussteigen musste, erwachte ich! Als ich im Hostel eintraf, wurde mir mitgeteilt, dass kein Zimmer auf meinen Namen reserviert ist! Nach dem ersten Schock stellte sich heraus, dass ich im falschen Hostel stand! Das Richtige, mit dem witzigen Namen Cabanacopa, war gleich nebenan . Ich hatte das einzige Zimmer mit Bad und WC gebucht, welches das Hostel als Suite anbot. Ich hatte ja keinen Luxus erwartet, aber die effiziente Gestaltung des zwei Quadratmeter grossen Badezimmers hinterliessen bei mir einen Wow-Effekt. Das Lavabo war so nahe vom WC, dass man die Beine, leicht schräg, unter das Lavabo stellen konnte, und somit gleichzeitig die Zähne putzen konnte. Ausserdem war der Duschkopf sozusagen oberhalb des Klos, dass man somit auch noch in der gleichen Zeit duschen konnte. Solch eine effiziente Raumgestaltung hatte ich noch nie gesehen! Ok, sie birgt auch einige Nachteile, speziell, wenn man keine Ausbildung zum Schlangenmenschen im Zirkus genossen hat . Das Zimmer war übrigens auch von einem Spartaner eingerichtet worden - Etagenbett und ein abschliessbarer Kasten in glänzendem Rostbraun. Ich musste meine Suite mit niemandem teilen, abgesehen von einer Mücke. Wegen ihr und der Zimmergestaltung wollte ich aber aus der Mücke keinen Elefanten machen, der hätte nämlich definitiv keinen Platz im Zimmer gefunden.
Statt Beachfeeling hiess es nach Ankunft an der Copacabana, das Wichtigste einzukaufen und sich an die Temperatur von über 30 Grad zu gewöhnen. Am Ende des Tages war ich nicht nur um Unterwäsche reicher, sondern auch um ein T-Shirt und Shorts, wollte ich doch die Cariocas, die Bezeichnung für die Einwohner Rios, nicht auf Abstand halten ;-) Das Gepäck traf dann wie angekündigt am folgenden Tag im Hostel ein - ein tolles Wiedersehen mit meinem Mammut(Rucksack)! Leider hatte es wie bereits bei meinem letzten Flug meine Rucksackregenhülle nicht bis an den Zielort geschafft . Auch damals traf mein Rucksack mit einem Tag Verspätung ein.
Für den 11. Dezember stand somit nichts mehr im Wege für die Erkundung Rio de Janeiros, die den Namen den unwissenden Portugiesen zu verdanken hat. Rio de Janeiro heisst nämlich Januarfluß, obwohl Rio gar keinen Fluss besitzt, sondern nur eine eindrückliche Bucht. Meine gebuchte Tour führte mich in den Tijuca-Nationalpark, auf den Corcovado-Berg mit der Christus-Statue, zur herrlich bemalten Treppe im Quartier Lapa und schlussendlich zum süssen Wahrzeichens Rios, dem Zuckerhut, nachdem wir an verschiedenen Stränden wie dem von Ipanema vorbeigefahren waren. In der schweizerischen Luftseilbahn lernte ich einen ca. 60 jährigen … Schweizer kennen, mit dem für einen Helvetier adäquaten Namen ‚Peter Käsermann', zumal er aus dem Berner Oberland stammt. Er lebt seit vielen Jahren in Australien, nachdem er in seinen aufregenden Jugendjahren diverse Länder bewohnt und für drei Weltausstellungen gearbeitet hatte. Mit ihm genoss ich das Abendessen und lauschte seinen spannenden Geschichten.
Genauso gerne hörte ich meinem Tourguide zu, der ein sehr enthusiastischer Mann ist und einer der ersten war, der meine Frage nach dem Lebensglück beantwortete. Obwohl er eine sehr schlimme Kindheit erlebte, ist er ein glücklicher Carioca. Als Kind war er in einer Favela adoptiert, von seinen Stiefeltern aber täglich geschlagen worden. Bereits mit zwölf Jahren musste er seinen Lebensunterhalt selber verdienen! In seiner spärlichen Freizeit lernte er autodidaktisch fünf Sprachen und beherrscht diese auf eine eindrückliche Weise. Zudem bildete er sich mittels Bücher weiter, wobei ihn v.a. die Philosophie faszinierte. Sein Credo ist, dass jeder das Beste aus seinem Leben machen kann, seien die Voraussetzungen noch so schlecht! Er haderte nicht mit seinem Schicksal, sondern nahm es in die Hand und wurde ein fabelhafter Rio-Tourguide. Seine positive Sichtweise des Lebens war ansteckend. Mal schauen, wie lange ich kontaminiert bleibe . Auf jeden Fall sind genau solche Begegnungen sehr reizvoll.
Am folgenden Tag sollte ich Fabio Crescenzi treffen, einen Freund meiner guten Freundin Franziska Erbsland, der Schweiz-Italiener ist und während seiner unzähligen Reisen in Rio hängen geblieben ist - ein echter Lebenskünstler! Treffpunkt war um 13.30h bei der Metrostation Gloria, nur war unklar wo genau. Ich hatte somit Fabio um einen klareren Treffpunkt gebeten, doch keine Antwort auf meine Messenger-Nachricht erhalten, da das Internet meines Hostels ausgerechnet an diesem Morgen nicht funktionierte. Mein Anruf auf sein Handy wurde mit der Nachricht ‚Diese Rufnummer ist ungültig' abgewiesen - arghh! Als um 14h noch immer kein Mann, der dem Foto von Fabios Facebook-Profil glich, mir über den Weg lief, fand ich unseren Treffpunkt alles andere als gloriös. Also versuchte ich mich mein Glück am Geldautomaten - nein, es ist kein Verschreiber und sollte wirklich nicht Spielautomaten heissen. Die letzten drei Geldautomaten hatten mir das Geld verweigert! Hier jedoch, welch nette Überraschung, spukte der Automat 800 Reais aus, also nicht ganz 200 Franken, und kaum hatte ich das Geld verstaut, lächelte mich ein Mann an und fragte in breitestem Baselditsch ‚Bisch du dr Laurent?'. Ende gut, alles gut! So kam es doch noch zu einem ‚gloriösen' Treffen ;-) Wie ich dann später erfuhr, hatte er mir via Messenger geantwortet, und sein Handy war ihm kurz zuvor durch das Fenster eines Buses aus der Hand gerissen worden!
Seit einigen Jahren schlägt er sich als Lehrer für die Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch durch. Spanisch und Portugiesisch werden vielleicht seine nächsten Unterrichtssprachen, da er auch diese Sprachen fliessend spricht. Wir verstanden uns blendend - auf vier Sprachen ;-) Nach einer kleiner Führung lud ich Fabio zu einigen Bier ein, die er alle, sobald sie leer waren, unter den Tisch stellte, damit wir nicht über den Tisch gezogen wurden . In Brasilien verrechnen die Kellner nämlich gerne mehr Biere als getrunken wurden.
Dass ich ein Hostel einem Hotel vorzogen hatte, war die richtige Entscheidung. Ich lernte viele Leute kennen wie bspw. drei brasilianische Schwestern, die mich in den Ausgang im Quartier Lapa und an den Copacabana-Strand mitnahmen, sich bestens um mich sorgten und mir den Lebensstil vor Ort näher brachten.
Spannend war zu erfahren wie zwei Amerikaner meines Hostels ihren Lebensunterhalt verdienen. Einer verkauft Konzerttickets zu einem höheren Preis und der andere selbst produzierte Band-T-Shirts vor den Konzerthallen des amerikanischen Kontinents und manchmal sogar ausserhalb. In Schweden waren sie noch nie, dafür schon mal hinter schwedischen Gardinen!
Zu Rio gehören auch die unzähligen Favelas. Nachdem ich bereits in Südafrika ein Township und in „Israel" das besetzte Westjordanland/Palästinenser Gebiet (Hebron, Bethlem etc.) erkundet hatte, wollte ich auch das Leben in einer Favela kennenlernen. Die organisierte Tour führte mich in die Favela Rocinha, die vor einigen Jahren befriedet worden war. Die Drogendealer seien weg, ich könne überall Fotos schiessen, hiess es. Nun, ich hatte wohl Glück, dass nicht zurückgeschossen wurde, als plötzlich zwei Teenager mit Maschinengewehren auftauchten!! Die Drogendealer sind also noch nicht alle verschwunden! Die Tour empfand ich nicht nur wegen dieses Erlebnisses als aufregend.
Die ersten vier Tage in Rio, bevor meine Tour startete, waren intensiv und mit wenig Schlaf gesegnet, dafür aber auch sehr eindrücklich - ich habe sie in vollen Zügen genossen.
Von Rio wird dann meine G Adventure Tour von 17 Tagen mich zu den Iguassu Wasserfällen und weiter nach Uruguay und schlussendlich nach Buenos Aires führen - wird bestimmt genauso unvergesslich.
Caliente saludos de Brasiiiiil
Don Lorenzo alias Laurent
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Mad Wunderbare Schilderungen ;-) !