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Im Bus sind wir die einzigen Europäer und erleben wohl eine richtige kambodschanische Fahrt. Über einen Fernseher wird lautstark Musik gespielt oder eine Show á la Stefan Raab gezeigt. Die Menschen schwatzen und lachen miteinander, auch wir werden ins Gespräch miteinbezogen obwohl wir kein Wort verstehen.
Wir fahren durch schöne grüne Landschaften, dazwischen immer wieder kleine Dörfer, viele Häuser stehen auf Pfähhlen, hier wird wohl zur Regenzeit vieles überschwemmt sein.
In Phnom Penh schauen wir uns gleich den Königspalast an. Dieser ist um einiges kleiner als jener in Bangkok, hat aber auch sehr schöne Gebäude mit vielen bunten Dächern. Leider ist es den Besuchern verboten einige der Gebäude zu betreten, oder zu fotografieren. Auch den wunderschönen Garten kann man nur vom Rand aus betrachten. Danach gehen wir richtung Fluss, hier kommen der Tonlé Sap und der Mekong zusammen. Eine Breite Promenade mit vielen Bäumen säumt das Ufer. Viele Häuser sind im französischen Stil gebaut, einige Straßen tragen den Namen Boulevard.
Setzt man sich in eines der schönen Cafés oder Restaurants ist man sofort wieder mit den Armen Menschen hier konfrontiert. Kinder oder alte Menschen kommen zum Tisch und versuchen sich ein paar Dollar zu verdienen. Überhaupt ist hier der Unterschied zwischen reich und arm manchmal haarsträubend, wenn man die schönen Villen und großen Luxusautos neben den einfachen Hütten sieht.
Am nächsten Tag besuchen wir das Tuol Seng Museum - die ehemalige Schule Tuol Seng wurde während der Khmer Rouge Zeit zu einem Gefängnis. Von 1975-1979 herrschte in Kambodscha ein Regime unter der Führung von Pol Pot, bekannt unter dem Namen Khmer Rouge. Alle Einflüsse aus dem Ausland, besonders dem Westen galten als schlecht, Bildung und Wissen wurden als gefährlich eingestuft. Sämtliche Verbindungen zu anderen Ländern wurden gekappt, die Infrastruktur zerstört. Die Menschen wurden gezwungen alle die gleiche Kleidung und den selben Haarschnitt zu tragen. Die Städte wurden komplett geräumt und alle Menschen auf idas Land vertrieben. Dort mussten sie unter strenger Kontrolle auf den Feldern für das Regime arbeiten. Kinder wurden in Camps zu Soldaten ausgebildet und in den Krieg geschickt. Im Tuol Seng Gefängnis wurden Menschen festgehalten, die gegen das Regime waren, Ausländer oder behinderte Menschen wurden dort eingesperrt, auch Menschen mit dem "falschen" Beruf z.b. Ingenieur oder Arzt wurden hierher gebracht. Viele überlebten die Folter oder harten Arbeitsmassnahmen dort nicht. Insgesamt kamen während der Khmer Rouge zeit über zwei Millionen Menschen ums Leben. Es ist kaum zu glauben, dass diese Zeit erst knapp 30 Jahre zurück liegt. Noch heute Leiden unzählige Menschen unter dem was sie damals erlebt haben. Das Museum ist ein trauriges Zeugnis jener Zeit, manche Besucher weinen angesichts dieser schrecklichen Bilder und Geschichten.
Bedrückt und traurig verlassen auch wir diesen Ort. Ein tuk tuk bringt uns in die Stadt, der Fahrer pfeift und singt fröhlich vor sich hin, unsere Stimmung bessert sich wieder. Der Verkehr ist dicht und auch hier scheint niemand die Straßenregeln genau zu nehmen. Es wird viel gehupt, was hier aber nichts anderes bedeutet als "Achtung ich komme!" Mitten im Kreisverkehr bleibt unser Fahrer stehen, damit wir das Independent Monument fotografieren können.
Nun schlendern wir wieder zur Uferpromenade und kommen eher zufällig am Wat ounalom vorbei. Hinter dem eigentlichen Tempel steht ein kleines Gebäude, ein alter Mann sitzt davor und deutet uns herein zu kommen. Er erklärt uns mit seien ganz geringen Eglischkenntnissen, dass hier eine Augenbraue des Buddha aufbewahrt wird. Wir werden aufgefordert ein Räucherstäbchen anzuzüden und in den Sand zu stecken, ein Brauch den wir schon oft beobachtet haben. Der Mann nimmt unsere Hände murmelt etwas in Khmer und benetzt sie mit Wasser.
Wir sehen dies als gutes Omen für unsere weitere Reise und machen uns auf den Weg zum Abendessen auf einer schönen Terrasse. Morgen verlassen wir Phnom Penh in Richtung Koh Kong, nahe der thailändischen Grenze.
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