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Äthiopien-Abschlussbericht
Am Flughafen. Toiletten mit Toilettenpapier, aber ohne Seife. WiFi theoretisch (gutes) verfügbar, wenn ich ein Passwort hätte. Irgendwie hätte ich Lust nach Australien zu fliegen. Wahrscheinlich wegen der vielen Eukalyptusbäume, die ich in den vergangenen Wochen gesehen habe. Dabei hätte ich jetzt eigentlich im Bus Richtung kenyanische Grenze sitzen sollen oder auf einen Flug nach Nairobi warten sollen. Stattdessen fliege ich erstmal nach Dubai für eine Nacht. Da gibt es vestimmt WiFi für umsonst. Tschuldigung, wenn ich gerade ein bisschen Internet-fixiert bin, aber nach über einer Woche ohne merke ich die Abhängigkeit leider etwas. Ich würde gerne Bilder auf meine Dropbox hochladen, Texte und Bilder auf den Blog, Skypen und einfach mal gucken, was im Rest der Welt so los ist. In Dubai geht das bestimmt alles. Ach so, und warum fliege ich da nun wirklich hin. Meine Reisepläne haben sich etwas geändert. Zum einen weil ich festgestellt habe, dass südlich von Tanzania gerade Regenzeit herrscht. Okay, hätte ich vielleicht vorher mal genau hingucken sollen. Aber da ich besonders gerne nach Äthiopien wollte, habe ich mich an der besten Reisezeit für diese Region orientiert. Zum anderen habe ich gemischte und insgesamt nicht gute Geschichten übê die aktuelle Situation in Kenya gehört. Anfang Dezember ist es wohl noch zu Anschlägen gekommen und ich will es einfach nicht herausfordern. Wozu auch? So mache ich halt keine Safari für hunderte, ach was tausende von Dollar, und fahre stattdessen in ein Land, dass ich ursprünglich höchstens im Hinterkopf, aber nicht so richtig auf dem Schirm hatte:
Uganda - sicher, leicht zu bereisen, touristisch inzwischen sehr erschlossen, relativ klein und es hat wirklich einiges zu bieten: angefangen bei Gorillas, man kann wandern in den Bergen, sich am Viktoriasee an den Strand legen, den Weissen Nil ansehen, die Murchinson Falls besichtigen und vielleicht noch einen Ausflug nach Ruanda machen. Und aus dem Grund flieg ich jetzt erwtmal nach Dubai. Das ist irgendwie die andere Richtung, ich weiss. Aber, nachdem ich meine Pläne geändert habe und nun nicht mehr auf dem Landweg nach Südafrika komme, muss ich ja anders den Weg finden. Deswegen fliege ich heute mit Emirates über Dubai nach Entebbe und in etwa einem Monat von Entebbe über Dubai nach Kapstadt; mit zweimal je einer Übernachtung am dortigen Flughafen. Das hört sich nur theoretisch unlogisch an. Ich weiss auch, zwischendurch auf einem anderen Kontinent bin. So gekommen ist das, weil erstens Emirates den günstigsten Flug angboten hat, zweitens das eine sehr gute Fluggesellschaft ist und drittens ich so sehr vernünftige Abflug- und Ankunftzeiten habe. Nachts um eins anzukommen oder morgens um fünf zu fliegen macht keinen Spass. Und das südliche Afrika rolle ich dann von unten auf.
Also verabschiede ich mich heute auf dem Luftweg nach vier Wochen von Äthiopien. Und wie fand ich es jetzt hier? Die Transportwege manchmal anstrengend, die Unterkünfte oft grenzwertig, die technische Infrastruktur verbesserungswürdig, die Menschen sehr unterschiedlich von sehr, sehr liebenswürdig bis extrem nervend, die Landschaften beeindruckend und das Essen stellenweise gewöhnungsbedürftig. In einem anderen Land wäre natürlich vieles einfacher gewesen. Vier Tage wandern - man läuft einfach los. In einen Vulkankrater schauen - man fährt einfach hin. Irgendwo hinkommen - man setzt sich einfach in den Zug. Aber das Anstrengende macht es manchmal auch besser. Man hat das Gefühl, mehr dafür getan zu haben. Und das ist ja nicht alles. Was so schnell kein anderes Land zu bieten hat sind Kamelkaravanen in einer Salzwüste, Felsenkirchen, gestreifte Berge, grellbunte Märkte und Paviane mit einer Löwenmähne.
Zuvor bin ich in keinem Land gewesen, dass so arm ist. Zwar hat Äthiopien wirtschaftliche Wachstumsraten von 7 bis 9%, wie verrückt werden Strassen und Flugplätze gebaut und doch lebt ein Grossteil der Bevölkerung weit weg von diesen Inseln des Fortschritts. Auf dem Land, in den Dörfern leben die Menschen in Stroh- oder Lehmhütten. Sie halten Ziegen, Schafe, Kühe oder Kamele, bauen mühsam Getreide an. Die gesamte Landschaft ist auf vorindustriellem Stand. Teilweise bedingt durch das Relief, die Terrassenfelder in den Bergen würden ja gar keine landwirtschaftlichen Maschinen zulassen, teilweise bedingt durch das Klima und die winzige Grösse der einzelnen Felder. Egal wo und wie ich gewohnt habe, die nächste Wellblechhütte war immer direkt nebenan. Das ist kein Anblick, an den man sich wirklich gewöhnt oder an dem man vorbei gucken kann.
Auch wenn sich einiges jetzt etwas grübe anhört, ist Äthiopien ein Land, das sich unbedingt lohnt zu bereisen. Es ist einzigartig mit einer Mischung aus Landschaft, Kultur und Geschichte, die Afrika so schnell sonst nicht zu bieten hat. Hatte ich erzählt, dass ich letzte Woche Lucy gesehen habe, unsere Vorfahrin? Etwas Sorge machen dagegen die vielen Chinesen, die sich gerade mit mir am Gate 3 zum Flug nach Dubai versammeln. Die wollen nichts Gutes für das Land. Umsonst geben sie nicht die milliardenschweren Kredite, mit denen zur Zeit die Metro in Addis, die neuen Strassen und die Bahnverbindung nach Djibouti gebaut wird.
Meine Reiseempfehlung für Äthiopien:
- Kurzer Aufenthalt in Addis
- Gonder besichtigen
- Wandern in den Simien Mountains
- Kurzer Stopp in Aksum
- Vielleicht Besuch der Felsenkirchen von Tigray (da war ich nicht)
- Fahrt in die Danakil-Senke
- Die Kirchen in Lalibela besuchen
- Harar entdecken
- Am besten Flug mit Ethiopean Airlines, dann sind alle Inlandsflüge um 50% ermässigt!!! und man spart sich einige lange Busfahrten.
- Viel Desinfektionsmittel, ein eigenes Moskitonetz und eine Taschenlampe mitnehmen.
So, nun freue mich auf meinen Flug gleich. Hoffentlich wird ein guter Film gezeigt und das Essen ist lecker. Nach Dubai sind es vier und zurück morgen fünf Stunden; ja, ich weiss, es ist Quatsch.
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