Profile
Blog
Photos
Videos
Nach Mexiko, Guatemala, Honduras und Nicaragua ist Costa Rica das fuenfte Land Mittelamerikas, in dem ich zwar keine Visitenkarte abgebe, aber doch meinen Reisepass vorzeige. Es erwartet mich der frischgebackene Ehemann meiner Cousine, Eduardo, der mich mit offenen Armen bei sich aufnimmt und spaeter zum Flughafen bringt, von wo aus die Heimreise beginnt.
Dieser Blogeintrag muss leider auf ein paar Details verzichten, da mir meine Notitzen abhanden gekommen sind. Dennoch versuche ich gerne ein wenig nachzuholen.
Von Semuc Champey ging es ueber Stock und Stein durch das Gebirge nach Rio Dulce. Ohne eine grosse Portion Vertrauen sollte man den Minibus besser verlassen, denn der Abgrund ist spuerbar, er waere zum Greifen nahe. In Rio Dulce treffe ich alte Segler, die sich im vor Wirbelstuermen sicheren Hafen einen schoenen Lebensabend machen - es gibt ordentlich Seemansgarn fuer jedes bestellte Bier. Gratis sind die netten Erklaerungen des Wassertaxifahrers auf dem Weg nach Livingston vorbei an Mangroven, verlassenen Haeusern mit Seegelboot in der Einfahrt und hohen Felsen bis zur Muendung in die Karibik. Im abgelegenen Livingston hat sich ein Kolonie der Garifuna niedergelassen. Es ist ein geteiltes Stadtbild mit den spanischstaemmigen Einwohnern auf der einen und den aus der Karibik stammenden auf der anderen. Die Garifuna verbringen ihr Leben auf der Strasse. Es wird getrommelt, gegessen, geschnattert und getanzt. Dabei lassen auch die aeltesten Damen gekonnt ihre Hueften rotieren wie ein Brummkreisel. Und wenn sie nicht tanzen, dann sitzen die staemmigen Frauen mit ihren langen karierten Gewaendern wie eine Big Mama am Strassenrand und plaudern eifrig und lautstark mit jedem Interessierten.
Mit Lisa aus der Schweiz fahre ich weiter bis nach Managua, wo die Strassen keine Namen haben - ganz so wie im U2-Song. Mit Boetchen, Minibus, Privatwagen, Bus und Taxi kommen wir zum Zwischenstop in Tegucigalpa an. Im Norwesten Honduras hatte sich die Reise durch ein Ueberflutungsgebiet verlaengert. Auf Strassen steht zwanzig Zentimeter hoch Wasser, Motoren saufen ab, Schlammlawinen muessen von der Landstrasse gefegt werden. Die einheimischen Gaffer stehen klitschnass am Strassenrand und beobachten das Geschehen. Am Wet-T-Shirt-Contest nimmt die ganze Bevoelkerung teil. Von Managua, wo es auch in der Nacht noch dreissig Grad hat komme ich ueber eine Faehre von Rivas zur Insel Ometepe im Nicaraguasee. Die geologische Besonderheit der Insel besteht in der Tatsache, dass zwei Vulkane die Erde ueber das Wasser erheben. Mit den einheimischen Jungs spiele ich am Strand Fussball, die Kanadier interessieren sich brennend fuer Maexle -spielen es mit unglaubliche Quote- und der Fisch ist exzellent zubereitet. Am Besten laesst sich das Eiland mit dem Rad erkunden. Der kurze Aufenthalt in Nicaragua ist sehr intensiv.
In Costa Rica erlebe ich eine andere Art von Urlaub. Es ist herzlicher Familienbesuch statt anonymem Rucksacktourismus. Ich lerne Eltern, Schwestern, Cousins, Neffen und Nichten kennen. Onkel und Tante gewaehren mir Unterschlupf an der Pazifikkueste, an der auch der Nationalpark Manuel Antonio liegt. Felsen spielen sich hier am Ufer auf und grenzen einzelne Straende voneinander ab. Bei ihrer Besteigung offenbaren sich verwunschene Ausblicke, auch weil die Anzahl der Sonnenanbeter angenehm gering ist. Voegel veranstalten ein Konzert, die Kapuzineraeffchen gehen am Strand auf Diebestour bevor die Waschbaeren kommen und das Faultier ... nun ja, es ist ja auch ziemlich warm hier. Costa Rica ist deutlich weniger indigen als Mexiko oder erst Guatemala. Die Menschen kleiden sich wie US-Amerikaner, die Preise sind europaeisch oder teurer und die Maedels haben ein westliches Gesicht. Auch in Costa Rica erlebe ich eine intensive Zeit und beschliesse wieder hinfahren zu wollen.
Auf dem Flug Richtung Cancun ueber Mexiko-Stadt bekomme ich ein paar Erinnerungen praesentiert. Entlang der Pazifikueste erblicke ich durch das wolkenfreie Wetter Vulkane, die ich auf dem Weg richtung Sueden schon passiert hatte, mit erfuerchtigem Antlitz. Sie wirken so klein aus dem Flugzeug. Von ihrem Fuss erschienen sie zwar begehbar, aber unzerreissbar massiv und unbesiegbar.
Unbesiegbar bin ich leider nicht. Ich kann mich sogar selbst schlagen... Fuer jeden Leser von Euch hatte ich eine Postkarte mit dem wunderschoenen blauen Schmetterling von Costa Rica in Hochglanz signiert, aber leider in der selben Tuete wie die Notitzen aufbewahrt. Fuehlt Euch dennoch herzlich froehlich gegruesst und geht doch auch mal wieder raus. Es darf dabei natuerlich das Steinhuder Meer, die Schwaebische Alb oder das Kloster Alpirsbach sein. Eines stelle ich bei dieser Abenteuerreise einmal mehr fest. Egal, wie weit man faehrt, die Welt ist zu gross um alles zu sehen, und es sind doch die kleinen Dinge im Leben ;)
- comments