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Am ersten Tag der Lares-Trek genannten Wanderung habe ich mich der Herausforderung gestellt, waehrend der etwa achtstuendigen Andenerkundung nicht zu sprechen und auch die Hand-/Fusssprache nur im Notfall bzw. in Reaktion zu verwenden. Manche Leute wollen einen dann zum Sprechen ueberreden und, wenn man den Gipfel hoch gerannt ist, will man schreien. Ob ich es geschafft habe?
Zur Belohnung ging es nach Naechten mit gefrorenem Tauwasser auf dem Zeltdach einen Berg hinauf, der durch die Entdeckung von Hiram Bingham beruehmt wurde: Machu Picchu. Ueber Entstehung, Nutzung, Untergang und Verheimlichung gibt es viele Sagen und Mythen. Meiner Meinung nach ist bewunderswert, wie gut die Siedlung der Natur angepasst ist. In Nacht und Morgen versorgen feuchte Luft und Wolken die Treppen der Agrikultur mit Wasser. Tagsueber scheint die Sonne behutsam, aber nicht zu stark auf die nach Norden ausgerichteten Felder. Inteligente Kanalsysteme und Stufenbauten verhindern ein Abrutschen. Perfekt ausgerichtete Fenster sagen bei Sonneschein die Sommersonnenwende an. Schattenverlaeufe lassen Indiana Jones Filme in den Gedanken abspielen. Leider kann man nur Touris, die mit Kameras und Regenponchos bewaffnet durch die Ruinen schleichen, sehen. Richtige Inca koennten doch so viel mehr erzaehlen und Antworten zu den vielen Raetseln geben.
Der Titikakasee ist arschkalt. Die ca. 9 Grad Celsius merkt ma so schnell, dass man so gleich wieder zurueck ins Boot klettert. Dafuer erlebt man viele Dinge auf dem hoechsten beschiffbaren Gewaesser der Welt. Schwimmende Inseln, aus Reed oder Schilf gebatut, beheimaten 2000 Menschen. Durch den Tourismus, fuer den 95 % der Eingeboreren hier arbeiten gibt es mittlerweile Mobiltelefon, Motorboot und Solapaneel. Wer will ihnen den Wohlstand verbieten? Bei uns zu hause (ueber-)lebt auch keienr mehr wie im 17. Jahrhundert. So gibt es eben ein Museum mit echten Einwohnern. Zu zweit duerfen wir sogar bei einer indigenen Familie uebernachten. Das Abendprogramm bietet erschoepfenden Fussball in irgendetwas um die 4000 m ueber NN und lustigen Tanz. Wir werden leicht einheimisch verkleidet und muessen nach kurzer Einfuehrung selbst ran. Danach geht es fuer den Australier Sean und mich zu Orestes und seiner Familie. Zur Ueberaschung haben wir ein Haus direkt am Wasser - ein Traum! Ueber den Komfort laesst sich garnicht streiten. Tourismusgelder machen ausreichende warme Decken und fliessend kaltes Wasser moeglich. Die Kinder mogeln ohne Ende beim Kartenspielen, das Essen ist lecker, der uebermuedete Vater freut sich ueber interessierten spanisch sprechenden Besuch und beantwortet die neugierigen Fragen ueber Leben und Wandel. Der kleine Junge beeindruckt durch mathematische Faehigkeiten, die Tochter zeigt Musikalisches, die 4-Monatige wartet gelassen im Tuch auf den Ruecken der Mutter ab und das grosse Abschiedsfoto mit Traumpanorama bringt allen ein froehliches Laecheln. Das war ein wirklich toller Ausflug!
Nach lustiger Nacht in Puno, wo ich schon als Barkeeper fuer ein Interview angesprochen wurde, geht es nach L Paz. Die Hauptstadt Boliviens versprueht deutlich mehr Charme als Lima, auch wenn es abartig kalt ist. Es ist reichlich belebt. Sonntag abends um 11 Uhr in der Nacht zieht eine Parade durch die Strasse, natuerlich mit Kapelle und Feuerwerk. Mitten in der Nacht sucht ein mehrfach Angetrunkener seinen Freund mit akustischen Signalen, die jedoch nur bei Anwohnern mit Gegenrufen quittiert werden. Gerufen wurde auch beim Lucha Libre (Freien Kampf) genannten woechentlichen Wrestling. Hier treten u.a. Damen in traditionellen Gewaendern an. Wirklich Bloedsinn!
Ob Dummheit oder unwiderstehlicher Reiz: Camino de la muerte. Ein paar Fakten dazu:
-Minimale Spurbreite ca. 3 m
-Hoehenunterschied 3500 , bei etwa 60 km Strecke beginnend in trockenem kargen Gebirge mit Ende in tropischer Vegetation
-Abgrund neben dem (komplett ohne Leitplanke fuehenden) Weg bis zu 800 m, Steilheit bis zu 90 Grad!
-Abfahrt mit dem Rad mit bis zu 60 km/h Spitze
-Bis vor 6 Jahren lag die Sterberate bei 50 Menschen pro Jahr
...ich habe ueberlebt!
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